Ob das Ziel Frankreich, Flughafen Frankfurt oder Stuttgart heißt - wer die wichtigsten Destinationen der Region um Baden mit der Bahn ansteuert, kommt um die Benutzung der Strecke zwischen Mannheim und Karlsruhe - den beiden großen Drehscheiben des Güterverkehrs der Region - kaum herum. Doch das hat seinen Preis: Die Bahnstrecke stößt an ihre Kapazitätsgrenzen, ein Ausbau muss her.
Eine neue Bahnstrecke zwischen Mannheim und Karlsruhe - warum ist das nötig?
"Der Streckenabschnitt zwischen Mannheim und Karlsruhe liegt auf drei europäischen Magistralen, ist also von großer Bedeutung im internationalen Schienenverkehr. Es zählt zu den wichtigsten Bahnverbindungen Europas", erklärt Jens Bergmann, der Vorstand Infrastrukturplanung und -projekte der DB Netz AG, am Donnerstag.

Mit einer Erneuerung des Streckenabschnittes soll die Kapazitätslücke im Schienenverkehr geschlossen und die Möglichkeiten für eine nachhaltige Mobilität in der Zukunft geschaffen werden. "Klimaschutz braucht die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene", erklärt auch Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup bei der Informationsveranstaltung.
Konkret soll der Verkehr in der Region durch das Bauprojekt auf mehrere Arten profitieren:
- mehr und bessere Bahnverbindungen sollen geschaffen werden
- Karlsruhe und Mannheim sollen auch in Zukunft ICE- und Güterverkehrsknoten
- Die "Schaltstelle der europäischen Wirtschaft" soll ausgebaut werden
- Mehr Güter sollen über Schienen transportiert und umgeschlagen werden können
- Verkehr soll nachhaltiger werden: Zirka 65.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid sollen künftig durch die neue Bahnstrecke eingespart werden können
Wo verläuft die neue Bahntrasse?
Doch noch steht das große Mobilitätsprojekt an seinem Anfang. Aktuell befindet man sich in der Grundlagenfindung. Konkret heißt das, dass derzeit eine Strecke gesucht wird, wo die zukünftige Bahnlinie verlaufen könnte. Hierfür wird der gesamte Raum - ausgehend von Mannheim-Waldhof im Norden über die gesamte Rheinebene bis hin nach Karlsruhe - untersucht. Östlich und westlich wird der Suchraum durch die Höhen des Kraichgaus und des Pfälzerwalds begrenzt.
Dabei wird geprüft, wo besonders hohe sogenannte Raumwiderstände herrschen - etwa in der Nähe von Siedlungen oder Naturschutzflächen. Aus der Berücksichtigung dieser ergeben sich danach mehrere mögliche Grobkorridore. Die am besten geeigneten Varianten werden dann im weiteren Verlauf vertieft geprüft und untersucht. Dabei müsse laut den Experten allerdings nicht unbedingt eine komplett neue Bahnstrecke entstehen, auch ein Ausbau bereits bestehender Teilstrecken sei denkbar.
Wie werden Lärm- und Umweltschutz bei der Trassensuche gewährleistet?
Auch wenn dieser Prozess der Trassenfindung voraussichtlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird - die Auswirkungen der Standortsuche auf die Bürger beschäftigt Letztere schon jetzt. So drehten sich die Fragen der Teilnehmer des Online-Infoabends vor allem darum, wie bei der Trassensuche der Lärm- und Umweltschutz in die Bewertung einfließt.

Doch darüber eine Aussage zu treffen sei es laut den Experten der DB aktuell noch zu früh, da der Verlauf der Strecke noch nicht bekannt ist. Auch die Kosten des aufwändigen Projekts seien daher noch nicht abzuschätzen. Als ersten zeitlichen Meilenstein sehen die Experten die Einreichung der Unterlagen zum Raumordnungsverfahren, das die Ergebnisse der ersten Trassensuche vorlegt. Hierfür nennt man das Jahr 2023.
Wann rollen die ersten Bagger?
Dann beginnt mit der Vorplanung die eigentliche technische Analyse der Vorzugsvarianten durch Vermessungsarbeiten, Baugrunduntersuchungen und der Auswertung von 3D-Modellen. Ist danach ein Trassen-Favorit gewählt, wird die Planung in der Entwurfsplanung vertieft und die Kosten konkretisiert. In der darauffolgenden Genehmigungsplanung werden die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren erstellt, an dessen Ende erst die eigentliche Baugenehmigung steht.

Liegt dieser Planfeststellungsbeschluss vor, werden in der Ausführungsplanung die detaillierten Baupläne erstellt und zeitliche Abläufe geplant. Ist hier alles klar, werden im letzten Schritt die Bauleistungen ausgeschrieben und an entsprechende Bauunternehmen vergeben. Wann genau daraufhin mit dem eigentlichen Bau der Bahnstrecke begonnen werden kann, ist laut den DB-Experten noch nicht absehbar. Spekuliert wird aber auf eine Inbetriebnahme um 2035.
Wie können die Bürger sich beteiligen?
Damit die Bürger stets über den aktuellen Stand des langwierigen Bauprojekts informiert sind, wollen die Verantwortlichen die Öffentlichkeit schon früh über die Planungsschritte und Ergebnisse informieren und durch weitere Bürgerdialoge in die Planungen mit einbinden.

"Transparenz und eine rege Bürgerbeteiligung müssen im Vordergrund stehen", erklärt Landrat Christoph Schnaudigel. "Die Region bekennt sich zum Ausbau der Schieneninfrastruktur - und nur so kann die Verkehrswende gelingen."
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