Mit dem erfolgreichen Vollzug der angekündigten strategischen Allianz (ka-news berichtete) ging zunächst ein mehr oder weniger großes Maß an Verwirrung einher. "Aus Web.de wird Combots" und ähnlich unzutreffende Schlagzeilen geisterten durch die Print- und Online-Medienlandschaft: Produkt- und Firmennamen werden vertauscht, Investitionen in Forschung und Entwicklung als "Verlustgeschäft" bezeichnet und ähnliches mehr. Auch die Arbeitsplätze rücken ins Blickfeld des öffentlichen Interesses - kein Wunder nach den Entwicklungen der letzten Wochen und Monate, die in Karlsruhe im Zusammenhang mit Unternehmensverkäufen oder strategischen Allianzen zu beobachten waren. Welche Folgen ergeben sich aus dem Verkauf des Internet-Portals Web.de, wie geht es in Karlsruhe weiter? ka-news-Redakteur Daniel Baader hat mit dem Leiter der Web.de AG-Unternehmenskommunikation, Oliver Schwartz, gesprochen.
ka-news: Die Web.de AG hat sich endgültig von ihrem Portalgeschäft Web.de getrennt. Was bedeutet das für die Web.de-Kunden?
Oliver Schwartz: Trennung ist der falsche Begriff. Im Rahmen einer strategischen Allianz wurde das erfolgreiche Portal an United Internet verkauft. Damit entsteht der neue deutsche Marktführer im Internet- und Portaldienstegeschäft. Viel wichtiger für unsere Millionen Kunden ist aber diese Nachricht: Es ändert sich nichts! Das Web.de-Portal bleibt weiter als eigenständige Marke Web.de bestehen und bietet auch in Zukunft das gesamte Dienstespektrum von FreeMail über den Web.de Club, die Suche bis hin zu Web.de DSL. Es gibt also keinen Grund sich Sorgen zu machen. Im Gegenteil: Für die nächsten Monate planen wir viele neue attraktive Produktvorstellungen. Das Portal Web.de bleibt also weiter auf Wachstumskurs.
ka-news: Welche Konsequenzen ergeben sich für die Arbeitsplätze in Karlsruhe: Was passiert mit den Beschäftigten im Bereich Portalgeschäft, und wie stellt sich die Situation bei der künftigen Combots AG dar?
Schwartz: Auch für unsere Mitarbeiter ändert sich wenig. Alle Portal-Mitarbeiter werden im Rahmen des Verkaufs übernommen, die Arbeitsplätze in Karlsruhe bleiben erhalten und werden im Gegenteil sogar ausgebaut! Die Allianz steht für einen weiterhin erfolgreichen Geschäftsverlauf. Zusammen mit den Kollegen der Schwestermarke 1&1 werden wir dann bald 1.000 Mitarbeiter am Standort Karlsruhe sein. Die Combots AG, also die bisherige Web.de AG startet mit den verbliebenen Mitarbeitern der Geschäftssparte Web-Telekommunikation durch und stellt ebenfalls kräftig neu ein. In Summe werden also zahlreiche neue Arbeitsplätze in Karlsruhe geschaffen.
ka-news: Welche sind die nächsten Schritte für die Web.de AG, wie sieht der Zeitplan aus?
Schwartz: Wie bereits auf der Hauptversammlung angekündigt erfolgt noch dieses Jahr der Produkt-Launch der neuen international zu vermarktenden Consumer-Lösung Combots. Zuvor firmiert die Web.de AG erst einmal in Combots AG um, da ja das Web.de-Portal weiterhin als "Web.de" aktiv bleibt.
ka-news: Nach dem Verkauf des profitablen Internet-Portals verfügt die Web.de AG - demnächst Combots AG - derzeit über kein nennenswertes operatives Geschäft. Steht das Unternehmen jetzt nicht so gut wie nackt da?
Schwartz: Nackt würde ich dies nicht nennen: Ein exzellentes Team, ein spannendes neues Produkt kurz vor dem Rollout und über 40 internationale Patente. Außerdem eine gut ausgestattete Finanzdecke für das internationale Geschäft. Die AG steht so meiner Meinung nach hervorragend da und profitiert dank eines Zehn-Prozent-Anteils an United Internet sogar noch von der weiteren profitablen Entwicklung des Portalgeschäftes.
ka-news: Mit Combots wird "die nächste Generation der Kommunikation" vorbereitet, heißt es auf der neuen Web-Site Ihres Unternehmens. Können Sie das kurz erläutern?
Schwartz: Ich bitte um Verständnis: Vor dem noch für dieses Jahr geplanten Rollout des Produktes geben wir keine Details bekannt. Uns ist klar: Die Spannung steigt, aber auch zu Recht die Vorfreude auf ein wirklich innovatives neues Produkt mit Fun-Faktor!
ka-news: Kritiker werden nicht müde zu betonen, die Vorgängerversion der angekündigten neuen Software Combots, Com.Win, habe dem Unternehmen bislang nur Verluste beschert. Und nach dem jetzt erfolgten Verkauf des Portalgeschäfts soll Combots das neue Standbein der Karlsruher Combots AG werden. Ein Vabanque-Spiel?
Schwartz: Nein, und das mit den Verlusten ist so auch nicht richtig. Vielmehr hat die Web.de AG über Jahre hinweg erheblich in Forschung und Entwicklung im Bereich Web-Telekommunikation investiert. Dies kommt dem neuen Produkt Combots voll zu gute. Bilanziell mag das wie ein defizitärer Geschäftsbereich ausgesehen haben. Strategisch war dies eher ein Zukunftslabor mit Investitionen, die sich noch mehr als gut bezahlt machen können. In zehn Jahren seit 1995 wurde Web.de zum führenden unabhängigen Internet-Portal aufgebaut und kann auf über zehn Millionen Kunden verweisen. Die Ziele von Combots sind noch ehrgeiziger und richten sich neben Deutschland diesmal auch auf den internationalen Markt.