Ingo Zenkner, der Vorsitzende der Arbeitsagentur Karlsruhe, sagte: "Die konjunkturelle Entwicklung hat - trotz anhaltender Finanzunsicherheit in der Eurozone - in den vergangenen Monaten eine solche Dynamik entwickelt, dass davon nicht nur die Arbeitslosigkeit sondern die Unterbeschäftigung insgesamt - dazu zählen neben den registrierten Arbeitslosen insbesondere auch Frauen und Männer, die an Fördermaßnahmen teilnehmen - in beachtlichem Maße zurückgeführt werden konnten."
So sei die Zahl der Arbeitslosen nach der großen Krise 2008/2009 in nur 24 Monaten um 4.700 zu gesunken. Das zeige, dass der regionale Arbeitsmarkt in Karlsruhe aufnahmefähiger als in vergangen Aufschwungsphasen sei.
Migranten eine Chance geben
Allerdings, so Zenkner weiter, hätten sich auch die Strukturen der Arbeitslosigkeit in diesen zwei Jahren verfestigt. "Die Matchingprozesse gestalten sich jetzt schwieriger. Meine Vermittlungsfachkräfte müssen bei den Unternehmen verstärkt dafür werben, damit sie auch Bewerbern eine Chance einräumen, die bisher nur gering von der guten Entwicklung profitierten", so der Agenturchef.
Es werde für Arbeitgeber immer wichtiger, die Leistungsfähigkeiten von Menschen mit Behinderungen, Migrationshintergrund, Älteren oder Berufsrückkehrerinnen bei der Stellenbesetzung noch stärker in den Fokus zu rücken, um ihren Fachkräftebedarf zu decken.
Der Arbeitsmarkt in Karlsruhe im Überblick
14.490 Frauen und Männer sind derzeit ohne Arbeit; 510 oder 3,4 Prozent weniger als im Oktober und gut 2.250 weniger als vor einem Jahr. Bei allen Personengruppen ging die Arbeitslosigkeit zurück. Die Gewinner waren diesen Monat erneut die unter 25-Jährigen. Ihre Quote sank im November um 0,3 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent. Im letzten November lag sie noch bei 3,3 Prozent. Ein gutes Zeichen: Deutlich mehr jüngere Menschen unter 25 Jahren, die bisher Grundsicherungsleistungen (Hartz IV) erhalten haben, konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden. Ihre Zahl ging im Vergleich zum Vorjahr um 15,8 Prozent zurück.
Von den Arbeitslosen der Altersklasse "50-plus" konnten im Vergleich zum Vormonat 45 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden. Am Monatsende waren knapp 4.780 Personen dieser Altersstufe ohne Arbeit. Im Monatsvergleich ebenfalls rückläufig, die Zahl der schwerbehinderten Menschen. 1.198 (minus 36) sind noch arbeitslos. Im Vorjahresvergleich musste hier jedoch ein Anstieg von 2,3 Prozent gemeldet werden.
Menschen mit Behinderung benachteiligt
Menschen mit Behinderung haben, im Vergleich zu nicht behinderten Menschen, immer noch mehr Schwierigkeiten, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dabei seien Menschen mit Behinderung nicht weniger leistungsfähig. Vielmehr seien sie - richtig eingesetzt - sehr motivierte Mitarbeiter, die ihre Chance nutzen, so die Agentur für Arbeit. Gut qualifizierte Arbeitssuchende mit Behinderung seien in fast allen Berufsgruppen - oft auch in Engpassberufen - zu finden.
Der Rückgang der Arbeitslosen verteilt sich auf beide Rechtskreise - Sozialgesetzbuch III (SGB III) und Sozialgesetzbuch II (SGB II). Durch konsequente Betreuung konnte die Zahl der Personen, die die steuerfinanzierte Grundsicherungsleistung (Hartz IV) erhalten, in den vergangenen vier Wochen um gut 290; gegenüber dem letzten November um 940, gesenkt werden. Noch sind 8.972 Frauen und Männer oder 61,9 Prozent aller Arbeitslosen aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe auf die Leistungen zur Grundsicherung (SGB II) angewiesen. Dabei liegt der Anteil in der Stadt Karlsruhe mit 72,8 Prozent oder 5.655 Personen deutlich höher als im Landkreis. Dort erhalten jetzt 3.317 Personen die Leistung der Grundsicherung; der Anteil hier: 49,3 Prozent.
Die Arbeitslosenquote ist so erneut um einen Zehntelprozentpunkt gesunken. Mit aktuell 3,8 Prozent liegt sie 0,2 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Vor einem Jahr lag sie noch bei 4,4 Prozent. Die Entwicklung im Stadt- und Landkreis ist dabei sehr unterschiedlich. Im Stadtkreis liegt sie nun bei 5,3 Prozent (Vorjahr: 5,8), im Landkreis dagegen bei 2,9 Prozent (Vorjahr: 3,5).
Weniger Arbeitslose auch in Rastatt und Pforzheim
Rastatt verzeichnet im November die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 19 Jahren. Die Zahl der Arbeitslosen sank in Mittelbaden im November auf 5.453, das sind gut acht Prozent weniger als im Vorjahr. Seit 1992 war die Arbeitslosigkeit in Mittelbaden nicht mehr so niedrig wie heute. Die Arbeitslosenquote ist auf 3,6 Prozent zurück gegangen und genauso hoch wie in Baden-Württemberg, das teilte die Agentur für Arbeit Rastatt.
Auch in Pforzheim hat sich der Arbeitsmarkt erholt. "Erneut weniger Arbeitslose in Pforzheim und dem Enzkreis", das kann Walter Reiber, Chef der Pforzheimer Arbeitsagentur aktuell zum regionalen Arbeitsmarkt berichten. Die Arbeitslosenquote erholte sich im November um 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Oktober auf 4,3 Prozent. "Bei 6.913 Arbeitslosen wurde die Siebentausendermarke erstmals seit 20 Jahren unterschritten", so Reiber. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet dies ein Rückgang um 245 Arbeitslose, im Vorjahresvergleich waren es 1 226 weniger, damals lag die Arbeitslosenquote bei fünf Prozent.