Das Dachdeckerhandwerk war bisher so gut wie unangefochten eine Domäne der Männer. „Warum soll man nicht zeigen, dass man auch als Frau etwas drauf hat“, lacht Cornelia Weber, die von der Firma Rückert in Gosheim ausgebildet wurde. Die 19-Jährige wurde von ihrem Betrieb übernommen. Das Arbeitsklima gefällt ihr gut und sie fühlt sich von ihren männlichen Kollegen auch voll akzeptiert.
Für Nicole Wolf ist es indes schon die zweite Ausbildung, die sie erfolgreich abgeschlossen hat. Die 24-Jährige hat zuerst Erzieherin gelernt, doch sich mangels einer Stelle entschlossen, im elterlichen Betrieb, der Firma Wolf in Löffingen, eine Dachdeckerlehre zu machen. Ihre Gesellenprüfung hat sie bereits im Winter abgelegt und zur Zeit besucht sie die Meisterschule. Ihr Wunsch für die Zukunft: „Erst mal viel Erfahrung auf dem Dach sammeln“, sagt sie.
Zukunftsperspektive: Dachdecker beraten Kunden zu Fragen der Energieeinsparung
„Eure Chancen stehen gut“, gratulierte Landesinnungsmeister Hans-Peter Kistenberger den 119 Junggesellen bei der Freisprechungsfeier im Dachdecker-Bildungszentrum Baden-Württemberg in Karlsruhe. Der Anfang einer erfolgreichen Karriere im Handwerk sei gemacht. „Ihr habt einen der schönsten Arbeitsplätze, die es gibt, und Ihr könnt stolz sein auf Eure Arbeit“, so der Landesinnungsmeister weiter.
Arbeitsplätze im Dachdeckerhandwerk zählten im Übrigen zu den sichersten, denn steigende Energiekosten und die verbesserten Anforderungen der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009, die ab Oktober gelten, machten sich umsatzsteigernd bemerkbar. Speziell durch diese Verordnung sei der Dachdecker als Berater des Kunden mehr denn je gefragt. Dachdecker gäben kompetente Auskunft zu technischen und bauphysikalischen Fragen, zu Förderprogrammen und Bankzinsen, zur Einspeisevergütung für Solarstrom sowie zum kompletten Bereich „Kosten und Nutzen für den Hausbesitzer“.
Sieger des Landeswettbewerbs geehrt
Außerdem bekannte Kistenberger froh zu sein, dass die Konjunkturprogramme des Bundes und der Länder jetzt endlich zu greifen begännen. Um alle Anforderungen erfüllen zu können, sei es für Unternehmer wie Mitarbeiter wichtig, sich fachlich auf dem Laufenden zu halten. „Bildet Euch weiter“, schrieb Kistenberger den jungen Leuten ins Stammbuch. Im Dachdeckerhandwerk werde derzeit intensiv über eine neue Bildungsmöglichkeit nachgedacht. Geplant sei ein dreijähriges Berufskolleg mit der Vorraussetzung einer „Mittleren Reife“ und dem Ziel der „Fachhochschulreife“ für besonders qualifizierte Auszubildende.
Geehrt wurden anschließend die fünf Sieger des Leistungswettbewerbs der Handwerksjugend, an der Spitze Landessieger Dino Heldsdörfer aus Ispringen, der von der Firma Bihler in Pforzheim ausgebildet wurde. Ihm überreichte der Landesinnungsmeister neben Urkunde und Dachdecker-Weste auch einen wertvollen Werkzeug-Koffer der Firma Zedach. Buchgeschenke gab es darüber hinaus für die drei Prüfungsbesten, an erster Stelle Lukas Latta, Ausbildungsbetrieb Edgar Körber GmbH, Mannheim, mit der Gesamtnote 1,85. Den Wanderpokal des besten Ausbilders erhielt Oliver Bihler, Inhaber der Firma Bihler aus Pforzheim, für die erfolgreiche Ausbildung des Landessiegers.
Karlsruhe