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Karlsruhe: Patente-Hochburg Karlsruhe: 40 Erfindungen pro Jahr - hier wird die Zukunft gestaltet

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Patente-Hochburg Karlsruhe: 40 Erfindungen pro Jahr - hier wird die Zukunft gestaltet

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    Hubert Siller ist Interimsgeschäftsführer der TLB.
    Hubert Siller ist Interimsgeschäftsführer der TLB. Foto: Hubert Siller

    Das Technologie-Lizenz-Büro (TLB) ist eine der ältesten und erfolgreichsten Patent-Verwertungsagenturen in Deutschland. Sie sitzt mitten in der Karlsruher Innenstadt in der Ettlinger Straße und betreut Erfindungen von Hochschulen, Unternehmen und Privatpersonen von der Idee bis zum wirtschaftlichen Produkt.

    Das 1998 gegründete Technologie-Lizenz-Büro der Baden-Württembergischen Hochschulen GmbH ist aus einer Initiative der Universität Karlsruhe hervorgegangen, die bis in das Jahr 1987 zurückreicht. Das TLB gehört zu den deutschen Patentverwertungsagenturen, die am längsten am Markt sind. Sie gilt heute als Vorbild für die professionelle Verwertung von Patenten.

    Rund 400 Erfindungen, für die Patente angemeldet wurden, werden vom TLB vertreten. Pro Jahr werden  etwa 40 Stück neu angemeldet. ka-news hat mit Hubert Siller, Innovationsmanager und kommissarischer Geschäftsführer des TLB in Karlsruhe, gesprochen.

    Herr Siller, wer hält Patente in Karlsruhe und wer hält die meisten?

    Hubert Siller: "Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, vor allem die Frage, wer die meisten hält. In Stuttgart ist das einfacher zu benennen, dort sind es Daimler und Bosch. Hier in Karlsruhe ist es ein bisschen breiter gestreut, die EnBW als großer Energieversorger hält eine ganze Reihe von Patenten, aber auch die Forschungseinrichtungen, zum Beispiel das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) oder die Fraunhofer-Institute haben relativ viele Patente.

    Hubert Siller ist der Innovationsmanager des Technologie-Lizenz-Büro in Karlsruhe.
    Hubert Siller ist der Innovationsmanager des Technologie-Lizenz-Büro in Karlsruhe. Foto: Hubert Siller

    In der IT-Branche wird sicherlich viel an der Zukunft geforscht und auch die Verkehrsplanung mit Unternehmen wie die PTV Group oder Init bildet eine bedeutsame Branche. Hier geht es aber oftmals mehr das Know-how als um Patente. Im Bereich der Technik und Automobilindustrie ist die Firma SEW Eurodrive in Bruchsal zu nennen, die viele Patente hält."

    Worin liegt der Vorteil einer Patentanmeldung?

    Siller: "Der Vorteil eines erteilten Patents ist: Man kann die Konkurrenz letztendlich vom Markt ausschließen. Das ist eigentlich der ganze Hintergrund von einem Patent: Ein "Verbietungsrecht" für die Konkurrenz. Was viele nicht wissen: Die meisten Patente, also gerade die, die von der Industrie anmeldet werden, kommen nie zur Verwirklichung.

    Sie sind reine Schutzpatente, um die Konkurrenz fernzuhalten und das eigene Produktportfolio zu schützen. Daraufhin wird aber kein Produkt auf den Markt gebracht, es sind tatsächlich nur wenige Basispatente, die dann wirklich umgesetzt werden."

    Wie genau läuft eine Patentierung ab?

    Siller: "Eine Patenteinreichung ist im Grunde genommen erst einmal nur eine Einreichung von Dokumenten beim Patentamt. Was benötigt wird, ist das erteilte Patent. Das heißt, die Papiere müssen ein komplexes Prüfungsverfahren durchlaufen, zum Beispiel beim Deutschen oder Europäischen Patentamt.

    Dort wird geprüft, ob die Idee, die ein Patent benötigt, neu und erfinderisch ist. Dieses Verfahren kann durchaus schnell gehen, das bedeutet in diesem Fall zwei Jahre, es kann aber auch deutlich länger als fünf Jahre dauern. Das ist ist, vor allem in der IT-Branche, vielen Firmen schlichtweg zu lange, da der Markt dann meistens schon wieder 'abgegrast' ist."

    Patentschrift mit Nummern und die entsprechende Zeichnung.
    Patentschrift mit Nummern und die entsprechende Zeichnung. Foto: ps/TLB GmbH

    Mit welchen Kosten ist das verbunden? Lohnt sich ein Patent?

    Siller: "Bei einer Patentierung handelt es sich um nationales Recht, man muss seine Erfindung also in jedem Land, in dem das Patent gelten soll, einzeln anmelden, neben Deutschland also zum Beispiel auch in den USA oder in China. In jedem Land muss eine Prüfung durchlaufen werden, man kann schätzen, dass jedes Verfahren zwischen 5.000 und 10.000 Euro kostet.

    Das heißt, wenn man international tätig ist, können für eine patentierte Erfindung bis zu 50.000 Euro zusammen kommen. Kleine, mittelständische Unternehmen belassen es daher oft beim deutschen Patent. Wir vom TLB betreuen die Patente hier in Baden-Württemberg, natürlich müssen auch wir haushalten. Internationale Patente melden wir nur an, wenn klar ist, der Markt und das Produkt sind interessant."

    Können Sie uns ein Beispiel für ein Patent aus Karlsruhe nennen?

    Siller: "Wir haben ganz aktuell mit der Erteilung von einem Patent aus dem KIT zu tun, bei dem es um die Prüfung der Stabilität von Brücken geht. Infrastruktur ist ein großes Thema im Augenblick. Vor einigen Jahren haben eine Forschergruppe und ein Professor vom Institut für Massivbau am KIT ein Verfahren entwickelt, um die Stabilität von Brücken relativ schnell und einfach abschätzen zu können. Das Patent wurde 2009 beim Europäischen Patentamt angemeldet und ist 2017 endlich erteilt worden."

    Rund 38.000 Brücken gibt es im deutschen Straßennetz. Immer mehr davon sind extern vorgespannte Betonbrücken, die mit dem neuen Schnelltest überprüft werden können. Das patentierte Verfahren wird inzwischen vermarktet und kann künftig auch zur Überprüfung von Schrägseilbrücken und Windkraftanlagen eingesetzt werden.
    Rund 38.000 Brücken gibt es im deutschen Straßennetz. Immer mehr davon sind extern vorgespannte Betonbrücken, die mit dem neuen Schnelltest überprüft werden können. Das patentierte Verfahren wird inzwischen vermarktet und kann künftig auch zur Überprüfung von Schrägseilbrücken und Windkraftanlagen eingesetzt werden. Foto: ps/TLB GmbH
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