Die Mobilität der Zukunft zeichnet sich vor allem durch eines aus: Schnelligkeit und Energie-Effizienz. Zumindest nach der Vorstellung von Tesla-Inhaber Elon Musk. Denn in der Vision des Unternehmers bewegt sich der Mensch in der Zukunft mithilfe einer bis zu 1.000 km/h schnellen Röhrentransportsystems namens "Hyperloop" von A nach B.

Mit dieser Art der Fortbewegung sollen Langstrecken auch ganz ohne Flugzeug zurückgelegt werden können, was auf lange Sicht wiederum der Umwelt zugutekommt. Doch wer entwickelt diese neue Art von "Schnellzug" und was hat das mit Karlsruhe zu tun?
KIT bei European Hyperloop Week dabei
Tatsächlich existiert die Idee des Hyperloops bereits seit 2013. Doch für solch ein Projekt bedarf es reichlich Vorarbeit, weshalb sich rund um die Idee ein ganzes Forschungsgebiet etablierte. Jedes Jahr werden von Musk dazu internationale Wettbewerbe ausgeschrieben, bei denen die technischen Elite-Unis ihre Hyperloop-Prototypen präsentieren dürfen.

Eine gute Motivation, selbst aktiv zu werden, wie auch die 60-köpfige "mu-zero"-Gruppe aus Karlsruhe fand. Denn die jungen und ehrgeizigen KIT-Studenten möchten jetzt zum nächsten Wettbewerb, bei der "European Hyperloop Week in Valencia" vom 19. bis 25. Juli, ihre eigene Reisekapsel durch die Röhren jagen.
"Sowas wie Wochenende gibt es momentan bei uns nicht"
Der Clou: Die Gruppe, die sich erst im vergangenen Jahr gegründet hat, entwickelt den "KIT-Prototyp" nicht etwa im Rahmen einer Uni-Veranstaltung, sondern außerhalb der Studienzeit. Geld für das Projekt fließt mithilfe von Sponsoring.

"Wir bekommen dafür keine Punkte für das Studium angerechnet, sondern eine Möglichkeit, Erfahrungen neben der praktischen Theorie aus den Vorlesungen zu sammeln", erzählt Team-Mitbegründer Leonard Döring im Gespräch mit ka-news.de.
Wie viel Arbeit die Gruppe, welche sich aus komplett verschiedenen Studienrichtungen zusammensetzt, letztendlich pro Woche in das Projekt steckt, lasse sich nicht klar beziffern. "Für uns Gründer ist das aber quasi aktuell unser Leben", so Döring weiter. "Sowas wie Wochenende gibt es momentan bei uns nicht. Trotzdem ist der Team-Spirit ganz besonders ausgeprägt. Es macht wahnsinnig viel Spaß."
Rohrtransportsystem und Infrastruktur
Aktuell tüftelt das Team noch an der Transportkapsel - die ist mit zirka 1,80 Metern Länge und 200 Kilogramm nicht gerade ein Leichtgewicht. Doch es komme nicht nur darauf an, "den Pod mal draufzusetzen und zu fahren", wie Teammitglied Iris Landerer weiß.
"Es gibt sechs verschiedene Kategorien, in denen man antreten kann. Diese gehen von der Mechanik über die Elektronik, Skalierbarkeit und so weiter. Wir werden in fünf Kategorien antreten. Da geht es dann eher darum, wie haben wir das System designt und wie wurden Entwurfsentscheidungen getroffen", erklärt Landerer.

Eine reale Gewinnchance? Obwohl das KIT zum ersten Mal bei dem Wettbewerb mitwirkt, sind Landerer und Döring hier optimistisch gestimmt. "Wir haben gutes Feedback vom technischen Komitee erhalten. Denn wir haben den Vorteil, dass wir verschiedene Kategorien in unserem Team haben und damit alles abstecken können."
Doch nicht nur der Pod - also die Kapsel -, auch die Transportröhre bedarf Beachtung. Denn die sei, so Döring, "in der Infrastruktur der kritische Punkt".

"In so dicht besiedelten Gebieten wie Europa ist es schwierig zu sagen, wir bauen da jetzt eine Strecke hin. Da gibt es viele Leute, die ein Wort mitzureden haben. Und das erstmal auszutüfteln, wie man in eine bestehende Infrastruktur eine Neue integrieren kann, ist eine große Herausforderung", so Döring. "Wir werden dann im nächsten Jahr beginnen, im Bereich Infrastruktur zu forschen."

Hyperloop auch bald in Karlsruhe?
Diese bereits bestehende Infrastruktur sei auch der Grund dafür, dass die tatsächliche Einführung des Hyperloops in Europa vermutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, als in den USA. "Europa ist dichter besiedelt als die USA, außerdem gibt es teilweise eine konservativere Mentalität in Deutschland, anders als in anderen Ländern. In der USA oder in China arbeitet man deutlich innovationsgetriebener", sagt Döring gegenüber ka-news.de. Dennoch gibt es bereits erste Vermutungen, wo das erste Röhrentransportsystem eingeführt wird.

"Wir hatten vor kurzem auch ein Gespräch mit einem Experten und ich vermute, dass die Vereinigten Emirate, der Ferne Osten allgemein, aber auch die USA und Australien die ersten Länder sind, wo wir die ersten Implementierungen sehen werden", sagt Döring.
"Ich hoffe, die Mentalität bei uns kippt dann auch irgendwann und die Menschen in Deutschland sind gewillt, etwas Neues zuzulassen. Die Erfahrung zeigt aber, dass Deutschland da nicht unbedingt Vorreiter ist." Kurzum: In 50 Minuten von Karlsruhe nach Berlin und umgekehrt - bis das Wirklichkeit ist, wird es wohl noch eine Weile dauern.
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