"Die Strecke kann erst Ende September, Anfang Oktober wieder eröffnet werden", sagte am Dienstag der Betriebsratschef der Deutschen Bahn, Jens Schwarz, dem Radiosender hr-INFO. Das Unglück dürfe nicht der Bahn angelastet werden, sagte Schwarz weiter. Es müsse dringend nach der Verantwortung der ausführenden Baufirmen gefragt werden.
"Als Deutsche Bahn haben wir uns einen deutlich kürzeren Zeitplan vorgestellt. Doch die Tunnelsicherung und der sichere Betrieb auf der Rheintalbahn stehen ganz klar im Vordergrund", so Dirk Rompf, Vorstand Großprojekte bei der DB Netz AG in einer entsprechenden Pressemeldung am Dienstag, "Wir sind überzeugt, dass dieser Zeitplan eingehalten wird. Wir wollen, dass der Personen- und Güterverkehr auf dieser stark frequentierten Strecke wieder rollen kann."
Was passiert jetzt auf der Baustelle?
Am 12. August waren Wasser und Erdreich in eine Tunnelröhre nur knapp fünf Meter unterhalb der Bahntrasse bei Rastatt eingedrungen, die Gleise sackten ab. Seitdem ist der Zugverkehr auf dieser wichtigen europäischen Nord-Süd-Hauptstrecke zwischen Rastatt und Baden-Baden unterbrochen.
Die beschädigte Tunnelröhre ist laut Bahn inzwischen stabilisiert. Dafür wurde hinter dem Tunnelbohrer ein Pfropfen aus Beton in die Röhre eingebracht, um den rund 4.000 Meter langen intakten Tunnel von der Schadensstelle zu trennen. Der Teil bis zum Schneidrad der Bohrmaschine wird mit Beton verfüllt.
Freigabe erst am 7. Oktober
In einer eigenen Pressemitteilung meldet sich die Deutsche Bahn am Dienstag zu Wort. Darin bestätigt sie die voraussichtliche Sperrung bis Oktober. "Nach eingehender Prüfung aller möglichen Bauverfahren zur Sicherung der Tunnelbaumaßnahme und Reparatur des Streckenabschnitts haben die Arbeitsgemeinschaft und die DB den 7. Oktober als Termin vereinbart", teilt das Unternehmen mit.
In dem insgesamt 160 Meter langen Bauabschnitt wolle man in den nächsten Wochen umfangreiche Arbeiten durchführen. Neben der Verfüllung im Tunnel müssen auf 150 Metern Oberleitungen demontiert, Gleise, Schwellen und Schotter ausgebaut sowie Vorbereitungen für eine zirka 120 Meter lange und einen Meter dicke Betonplatte getroffen werden. Diese soll den Baugrund gegen Lasten von oben statisch stabilisieren und als Grundlage für die neuen Gleise dienen. Allein dafür hat die Arbeitsgemeinschaft nach Aussage der Bahn drei Wochen Bauzeit rund um die Uhr einkalkuliert. Erst anschließend könnten die Gleise wieder hergestellt werden.
"Als Deutsche Bahn haben wir uns einen deutlich kürzeren Zeitplan vorgestellt. Doch die Tunnelsicherung und der sichere Betrieb auf der Rheintalbahn stehen ganz klar im Vordergrund", so Dirk Rompf, Vorstand Großprojekte bei der DB Netz AG. "Wir sind überzeugt, dass dieser Zeitplan eingehalten wird. Wir wollen, dass der Personen- und Güterverkehr auf dieser stark frequentierten Strecke wieder rollen kann."
Klaus Pöllath betont seitens der ARGE Tunnel Rastatt: "Angesichts der Komplexität des Sachverhalts und der Dringlichkeit der Strecken-Inbetriebnahme sind wir erleichtert, gemeinsam mit der Bahn diese solide und dennoch zügige Vorgehensweise erarbeitet zu haben."
Was bedeutet das für die Pendler?
Pendler müssen sich nun auf Änderungen einstellen. Die Deutsche Bahn kündigt an, ab dem heutigen Dienstag den Fahrplan schrittweise aktualisieren zu wollen. "Für die zum aktualisierten Fahrplan erworbenen Fahrkarten gelten wieder die üblichen Umtausch- und Erstattungsregelungen sowie die Fahrgastrechte", kündigt die Bahn an.
Die bis zum 22. August erworbenen Fahrkarten im Schienenersatzverkehr und auf den Umleitungs- oder Umfahrungsstrecken werden anerkannt, eventuelle Zugbindungen sind aufgehoben. "Wenn die Kunden aufgrund der geänderten Fahrtzeiten ihre geplante Reise nicht mehr antreten möchten, können sie vor dem 22. August erworbene Fahrkarten kostenfrei umtauschen oder sich erstatten lassen", heißt es weiter. Ansonsten will die Deutsche Bahn weiterhin an dem SEV-Konzept mit Ersatzbussen festhalten.
Abonnenten bekommen Geld zurück
Um die Auswirkungen für die Kunden zu mildern, hat sich der Personenverkehr zusammen mit dem Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) zu folgenden zusätzlichen Kulanzmaßnahmen entschieden: Die Abonnenten von Zeitkarten im Nah- und Fernverkehr erhalten für die Dauer der Sperrung eine 50prozentige Entschädigung. Die DB will in den kommenden Tagen aktiv auf alle Fernverkehrskunden mit Wohnorten in den betroffenen Regionen zugehen. DB-Kunden, die außerhalb der Region wohnen aber ebenfalls als tägliche Pendler betroffen sind, melden sich bitte im Abocenter (0180 6 011 066) oder im Comfort-Service (Bahncard100-Kunden). Verbundkunden sollen sich direkt an KVV wenden.
Die derzeit laufende Baustelle auf der Gäubahn wird darüber hinaus um eine Woche auf den 5. September verkürzt. Dadurch kann der Güterverkehr, der bisher auf die Neckar-Alb Bahn umgeleitet wird, auf der Gäubahn verkehren. Die Einschränkungen des Nahverkehrs auf der Neckar-Alb-Bahn können dann ab dem 6. September wieder zurückgenommen werden.
Zur intensiven Koordinierung hat die DB Netz AG eine so genannte Trassenkonferenz eingerichtet, um Eisenbahnverkehrsunternehmen jeweils aktuell zu informieren und sich auszutauschen. Dirk Rompf, Vorstand Großprojekte DB Netz AG, in einer aktuellen Pressemeldung: "Uns ist bewusst, dass die Kapazitäten auf den Umleitungsstrecken knapp sind und das die Schienengüterverkehrsunternehmen vor große Herausforderungen stellt. Hier unterstützen wir intensiv."
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