Die Sonne sorgt für warme Temperaturen auf dem Parkplatz an der A8. Seit 8.30 Uhr kontrollieren 40 Polizisten und zehn Beamte des Bundesamtes für Logistik und Mobilität (BALM) Lkws, die mit gefährlicher Ladung auf der A8 unterwegs sind. "Wir versuchen heute, so gut wie alle Gefahrguttransporter auf der Strecke einer Kontrolle zu unterziehen", erklärt Frank Weber.

Dafür seien bis 15 Uhr sogenannte "Zuführkräfte" auf der A8 unterwegs. Die Motorradpolizisten suchen auf der Autobahn nach den Lkws und leiten diese zur Kontrollstelle, wo sie von den wartenden Experten in Empfang genommen werden.
Keine klassische Verkehrskontrolle
Mit einer klassischen Verkehrskontrolle hat der Vorgang, der heute massenhaft auf der A8 stattfand, kaum etwas zu tun. "Die Kollegen müssen sich in mehrwöchigen Fortbildungen das nötige Fachwissen aneignen", erklärt Weber. Dort lernen die Beamten nicht nur, welche Gefahrstoffarten es gibt und wie sie gelagert werden müssen – auch Kurioses gehört zum Lehrplan.

So müssen Lkws mit besonders gefährlicher Ladung eine spezielle Taschenlampe an Bord haben, die keinen Funken erzeugt, wenn sie leuchtet. "Viele Fahrer denken, sie könnten ihr Handy benutzen. Das entspricht aber nicht den Vorgaben", erklärt Weber.
90 Prozent der kontrollierten Fahrzeuge weisen Mängel auf
Die Erfahrungen aus vergangenen Kontrollen haben gezeigt, dass beinahe 90 Prozent der Transporte Mängel aufweisen, so Weber. Dies sei bedenklich – zur Wahrheit gehöre jedoch auch, dass es sich häufig um kleinere Mängel handle, die die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs nicht beeinträchtigen.

Eine falsche Taschenlampe, ein falsch angebrachtes Gefahrgutzeichen oder fehlerhafte Frachtpapiere gehörten zu den am häufigsten beanstandeten Mängeln. "Richtig massive Mängel weist nur etwa jeder zehnte kontrollierte Lkw auf", so Weber.
Ein gefährlicher Gefahrguttransporter geht der Polizei ins Netz
Ein älterer Lkw weckt das Interesse des erfahrenen Polizisten und Gefahrgutexperten Marco Pfirrmann: "Hier sehe ich schon auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmt." Mit einer Leiter verschafft sich der Polizist Zugang zur Ladefläche des polnischen Lkw. "Die Spanngurte sind komplett abgenutzt", erklärt er. Auch ein Fass in der Mitte der Ladefläche weckt das Interesse des Polizisten: "Das kann sich ja nach rechts und links frei bewegen", stellt Pfirrmann fest. Problematisch – bei einem Unfall könnte sich das Fass losreißen und seine gefährliche Füllung über der restlichen Ladung verteilen.

Auch unter dem Lkw wird Pfirrmann fündig: "Hier wurde mit Bauschaum geflickt", stellt er fest. Für den Fahrer heißt das: Zwangspause – sein Lkw darf vorerst nicht weiterfahren.
Mit Polizeieskorte zum TÜV
Wie geht es für den Lkw-Fahrer nun weiter? Hier gebe es mehrere Möglichkeiten. "Bei kleinen Mängeln reicht ein Bußgeld aus. Bei größeren Mängeln hat der Fahrer vor Ort die Möglichkeit, seine Ladung ordnungsgemäß zu sichern", denn er sei letztlich für sie verantwortlich.

Bei Mängeln, die eine Weiterfahrt unmöglich machen, kann es schnell sehr teuer für den Lkw-Fahrer und seinen Arbeitgeber werden: "Hier kann das Fahrzeug von der Polizei zum nächsten TÜV-Zentrum geschleppt werden", erklärt Weber. Dort werde der Lkw dann genau begutachtet, danach gehe es direkt zu einer Werkstatt, in der die Mängel behoben werden. Erst dann könne der Fahrer seine Reise fortsetzen.

Solche Extremfälle seien jedoch selten. In solchen Ausnahmesituationen müsste dann nicht nur der Fahrer mit Konsequenzen rechnen – auch sein Arbeitgeber und die Person, die den Lkw beladen hat, könnten zur Verantwortung gezogen werden.
Polizei und Lkw-Fahrer – ein explosives Verhältnis?
Wer kommt schon gerne in eine Polizeikontrolle – vor allem, wenn man mit saftigen Strafen von teilweise mehreren hundert bis tausend Euro rechnen muss? Haben die Lkw-Fahrer Verständnis für die Arbeit der Polizisten? Überraschenderweise ja – zumindest ist das die Erfahrung von Frank Weber: "Die Fahrer haben häufig Verständnis für unsere Kontrollen." Denn es gehe ja auch um ihre eigene Sicherheit und die aller anderen Verkehrsteilnehmer.

"Sicherheit kostet auch immer Zeit und Geld", ergänzt Pfirrmann. Daher müsse die Polizei sicherstellen, dass manche Unternehmen nicht am falschen Ende den Rotstift ansetzen. "Wer bei der Sicherheit spart, kann sich einen unfairen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern verschaffen – und gefährdet die Öffentlichkeit", sagt er. Darum werde wohl die Aktion im Jahr 2025 nicht die einzige bleiben.
Ergebnisse der heutigen Großkontrolle
Bei einer großangelegten Verkehrskontrolle auf der A8 hat die Polizei am 30. April zahlreiche Verstöße festgestellt. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Pforzheim gegenüber der ka-news.de-Redaktion bestätigte, wurden insgesamt 49 Fahrzeuge kontrolliert – bei 39 davon gab es Beanstandungen.

Besonders häufig stellten die Beamten Mängel bei der Ladungssicherung, Überladungen sowie Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten fest. In elf Fällen untersagten die Polizisten die Weiterfahrt, bis die gefährliche Ladung fachgerecht gesichert war.

Zwei Fahrzeuge wiesen derart gravierende technische Mängel auf, dass sie nur unter Polizeibegleitung zu einer Fachwerkstatt gebracht werden durften.