"Ja, wir haben auch sehr viele Überstunden", bestätigt Martin Plate, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit im Polizeipräsidium Karlsruhe auf Anfrage von ka-news. "Wir sind knapp aufgestellt und haben eine hohe Einsatzbelastung", führt Plate weiter aus.
Insgesamt sind 2.875 Beschäftigte im Polizeipräsidium Karlsruhe beschäftigt. Diese decken dabei eine Fläche ab, die rund acht Prozent vom ganzen Land entspricht. Gemessen an den Einwohnern ist das Polizeipräsidium sogar für rund elf Prozent der Landes-Bevölkerung zuständig.
Ein Polizei-Angehöriger pro 417 Bürger
Ein Beschäftigter der Karlsruher Polizei ist rechnerisch für 417 Bürger von insgesamt rund 1,2 Millionen im Zuständigkeitsbereich lebenden Einwohner zuständig. Doch 2011 waren 30.182 Mitarbeiter für die Polizei tätig - gerechnet auf die Landesbevölkerung also rund ein Mitarbeiter auf 348 Einwohner.
Somit ist in Karlsruhe ein Beschäftigter im Vergleich für eine größere Zahl an Bewohnern zuständig. Eine erhöhte Arbeitsbelastung, die nach Angaben von Plate spürbar ist. "Die Personalknappheit wird mit mehr Arbeit für den Einzelnen ausgeglichen", beschreibt der Pressesprecher. "Die Personalsituation darf nicht zu einem Minus an Sicherheit führen."
Ermittlungsgruppen, Demos, Fußballspiele sind zeitintensive Arbeiten
Das Resultat: Derzeit haben die Mitarbeiter in Karlsruhe rund 125.000 Überstunden angehäuft. Dabei sind aber nicht alle Beschäftigten gleichermaßen belastet, führt Plate weiter aus. Es gebe verschiedene Reviere und Dezernate, die mehr belastet sind, als andere. Es könne dann auch mal vorkommen, dass man sich bei Personalknappheit unter den Dezernaten intern aushilft.
Eine besondere Zeit-Belastung stellen dabei unter anderem Ermittlungsgruppen (EG) dar. Diese werden immer dann eingerichtet, wenn ein Straftatbestand unverhältnismäßig oft vorkommt oder ein besonderes, öffentliches Interesse an der Aufklärung besteht. Dann werden Beamte aus verschiedenen Dezernaten zusammen gezogen. Ihr eigentliche Arbeit? Muss von Kollegen abgedeckt werden oder bleibt liegen, bis die EG aufgelöst wird.
Aber auch Fußballspiele oder Demonstrationen fordern einen großen Zeit-Einsatz der Polizei. Da ist der sogenannte "Tag der Deutschen Zukunft" keine Ausnahme: "Am 3. Juni 2017 haben wir eine Urlaubssperre verhängt", gibt Plate an. So soll gewährleistet sein, dass ausreichend Polizisten die Kundgebungen absichern können.
Veranstalter mehr in die Pflicht nehmen
Personal einsparen - das sei grundsätzlich schwierig, so Plate weiter. Und auch gar nicht überall möglich. Ein Ansatz ist jedoch der Einsatz bei Veranstaltungen mehr an die Verantwortlichen zu appellieren: "Wir versuchen behutsam zu planen und beispielsweise Veranstalter mehr in die Pflicht zu nehmen." Denn immerhin seien die Polizisten "keine Einlasskontrolleure" - vielmehr seien die Veranstalter für einen gesicherten Ablauf zuständig. Und sei es, indem sie einen Sicherheitsdienst engagieren.
Oftmals sei es eine "Gratwanderung", wie das Personal eingesetzt wird. Anfrage für Tage der offenen Tür oder Schauen, auf welchen sich die Polizei präsentieren könnte, müssen immer häufiger abgesagt werden. Dazu zählt beispielsweise auch die Teilnahme an der Kinderferienaktion Karlopolis. Hier wird es keinen Polizeiposten mehr geben. Aber auch weitere öffentliche Veranstaltungen, die von der Polizei gesichert oder begleitet werden müssen, könnten in diesem Jahr aufgrund der Überstunden ins Wasser fallen.
Die Landesregierung will dem Problem nun mit einer Einstellungsoffensive entgegen wirken. So sollen in der nächsten Zeit rund 1.500 Nachwuchskräfte ausgebildet werden. Damit soll aber vor allem der altersbedingte Abgang aus den Reihen der Polizei ausgeglichen werden. Und erst wenn dann der komplette Nachwuchs seinen Dienst aufgenommen hat, hat die Polizei eine etwas weitere Personaldecke. Das wird aber voraussichtlich erst 2019 oder 2020 sein.