Jedes Jahr im Herbst ziehen schätzungsweise über 9.000 junge Menschen nach Karlsruhe, um hier ihr Studium zu beginnen. Alleine das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zählt jährlich im Oktober über 6.000 neue Studenten. Die meisten suchen ein WG-Zimmer oder einen Wohnheimplatz. Doch das ist nicht so leicht: WG-Inserate im Internet werden mit Anfragen überflutet, die Wohnheime sind ausgelastet. 

 

 

Besonders prekär ist die Situation zu Beginn des Wintersemesters. An den verschiedenen Hochschulen in Karlsruhe beginnen die ersten Vorlesungen meist zwischen Ende September und Mitte Oktober. Das bedeutet: Genau jetzt, in den Wochen davor, sind zahlreiche Erstsemester auf Zimmersuche.

"Gerade jetzt ist eine Stoßzeit, in der besonders viele Studenten auf einmal ein Zimmer benötigen, das gestaltet die Suche schwierig", sagt René Stephan vom Studierendenwerk Karlsruhe. Um ihnen genau die zu erleichtern, hat ka-news.de sieben Tipps und Anlaufstellen für die Zimmersuche in der Fächerstadt in der Übersicht zusammengefasst.

1. Der klassische Weg: Portale wie WG-gesucht.de

Viele WG-Zimmer werden über Internetportale gefunden. Ob WG-gesucht.de, immobilienscout24, oder studenten-wg.de - fast im Minutentakt gehen derzeit Inserate online. Meist sind es Wohngemeinschaften auf der Suche nach einem neuen, passenden Mitbewohner. 

Fast im Minutentakt gehen auf Portalen wie wg-gesucht.de Anzeigen für freie Zimmer online. (Screenshot, 3. September, 11.30 Uhr).
Fast im Minutentakt gehen auf Portalen wie wg-gesucht.de Anzeigen für freie Zimmer online. | Bild: Screenshot/ wg-gesucht.de

Genau so groß wie das Angebot ist allerdings auch die Nachfrage. Gerade in Uni-Nähe sind die Zimmer heiß begehrt und die WGs müssen sich zwischen zahlreichen Bewerbern entscheiden. "Ein Tipp von uns ist, den Suchradius zu erweitern, es muss nicht immer das Zimmer in Uninähe sein", so Stephan im Gespräch mit ka-news.de. "Und wenn es möglich ist, ein paar Monate pendeln, bis sich die Wohnungslage wieder entspannt hat."

2. Platz im Wohnheim: Erstsemester werden bevorzugt

4.400 Wohnheimplätze gibt es in Karlsruhe. Einen großen Anteil davon - knapp 2.300 der Plätze - stehen in den Wohnheimen des Karlsruher Studierendenwerkes zur Verfügung. "Von Juli bis September werden bei uns zirka 800 Zimmer frei", so Irina Rolfes vom Studierendenwerk auf Nachfrage von ka-news.de.

Wer dort einen Platz bekommen möchte, sollte sich "am besten möglichst früh" bewerben, sagt Rolfes. Besonders große Chance auf ein Zimmer im Wohnheim haben Erstsemester, die ihr allererstes Studium beginnen: Sie werden bei der Platzvergabe bevorzugt.

Im Studentenwohnheim wird am 1. Juni wieder das Sommerfest stattfinden.
Das Studentenwohnheim HaDiKo in der Karlsruher Oststadt. | Bild: ka-news

Daneben gibt es, über die ganze Stadt verteilt, weitere Wohnheime privater Träger und Vereine. Beispielsweise das Hans-Dickmann-Kolleg, auch "HaDiKo" genannt, das Studentenwohnheim "Insterburg" oder das "Domus7".

Aktuell finden zwölf Prozent aller Studierenden einen Platz in einem der Wohnheime. Dieser Anteil soll künftig auf 15 Prozent erhöht werden. "Geplant ist ein weiterer Neubau mit rund 250 Plätzen, voraussichtlich bis Ende des Jahres erfolgt die Beauftragung eines Architekten", teilt das Studierendenwerk mit. Die Standortsuche gestalte sich allerdings schwierig.

3. Kampagne "Dach gesucht!": Zimmerbörse im Bus

Die dritte Möglichkeit, in Karlsruhe ein Studentenzimmer zu ergattern, kommt auf Rädern daher: Der gelbe "Dach gesucht!"-Bus tourt seit dem 2. September durch die Fächerstadt. Zuerst steuert die Kampagne des Wissenschaftsbüros der Stadt und des Studierendenwerkes Wochenmärkte an. Das Ziel: Der auffällige Bus soll Aufmerksamkeit auf das Thema lenken, und so potentielle Vermieter erreichen. 

Auch für Studenten ist der Bus eine Anlaufstelle: Dort können sie tagesaktuelle Angebote und Tipps rund um die Wohnungssuche finden. In der Woche ab Montag, 9. September, hat das Mobil einen festen Standplatz am Friedrichsplatz.

 

 

"Im Jahr 2018 wurden hier etwa 170 Zimmer vermittelt", teilt das Studierendenwerk auf Nachfrage von ka-news.de mit. Ein weiterer Vorteil der Wohnungssuche im Bus: Studierende haben die Chance, dort direkt auf einen Vermieter zu treffen, der sein Wohnungsangebot abgibt.

4. "Wohnen für Hilfe": Gemeinsam lebt sich's besser

Keine Miete zahlen, dafür pro Quadratmeter Zimmerfläche eine Stunde im Monat im Alltag helfen - das ist das Konzept von "Wohnen für Hilfe". Studierende unterstützen dabei vor allem ältere Menschen beim Einkaufen, packen im Garten mit an oder leisten ihnen Gesellschaft. Wie die Hilfe genau aussieht, sprechen Mieter und Vermieter miteinander ab.

"Pflegerische Tätigkeiten sind komplett ausgeschlossen", sagt Susanne Butz von den Paritätischen Sozialdiensten Karlsruhe, die das Projekt gemeinsam mit dem Studierendenwerk betreuen. "Ebenso Tätigkeiten, die eine abgeschlossene Ausbildung erfordern, beispielsweise an elektrischen Leitungen. Die Studierenden sollen unterstützen, aber keine Fachkraft ersetzen."

 

Aktuell gibt es in Karlsruhe 26 solcher Wohnpatenschaften. "Es gibt definitiv mehr Zimmersuchende als Zimmerangebote", so Butz. Wer Interesse hat, kann seine Bewerbung an die Paritätischen Dienste oder beim Studierendenwerk einreichen oder bei der Infoveranstaltung am Donnerstag, 26. September, im Hardtwaldzentrum vorbeischauen.

5. Die Zimmervermittlung des Studierendenwerks

Eine weitere Möglichkeit, in der Fächerstadt eine Bleibe zu finden, ist die Zimmervermittlung des Studierendenwerkes. "Pro Jahr werden dort rund 3.000 Privatzimmer vermittelt", erklärt René Stephan vom Studierendenwerk Karlsruhe. Die Inserate können nach einer Anmeldung online eingesehen werden. "Wir haben viele Stammvermieter, die speziell Wohnraum für Studenten anbieten", so Irina Rolfes vom Studierendenwerk.

In Grötzingen soll ein neues Stundentenwohnheim gebaut werden.
Die Zimmersuche kann sich gerade zum Semesterbeginn in Karlsruhe schwierig gestalten. | Bild: Felix Kästle

6. Facebook-Gruppen: Digital auf dem neuesten Stand bleiben

In Zeiten der Digitalisierung können Wohnungssuchende auch über die sozialen Netzwerke eine Bleibe ergattern: Zahlreiche Facebook-Gruppen wie "Wohnung frei in Karlsruhe" oder "WG & Wohnung in Karlsruhe gesucht" teilen die Anzeigen für freie Zimmer im Raum Karlsruhe. Oft steckt hinter diesen Gruppen eines der Wohnungsportale - um auf dem neuesten Stand zu bleiben und Inserate schnell zu sehen, lohnt es sich für Suchende dennoch, den Gruppen beizutreten. 

7. Für den Notfall: Die Notschlafstelle des AStA

Falls doch alle Stricke reißen und Studierende bis zu Semesterbeginn noch immer ohne Zimmer dastehen, gibt es einen letzten Weg: Die Notschlafstelle des Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Die Notunterkunft besteht aus einem großen Schlafsaal mit Sanitätsräumen im Studentenwohnheim HaDiKo. "Gerade in den ersten Tagen ist der Raum quasi voll, mit der Zeit werden es weniger, am Ende sind in der Regel noch 5 bis 7 Leute da", sagt Adrian Keller vom AStA im Gespräch mit ka-news.de.

 

 

Wer in der Notunterkunft übernachten möchte, sollte Schlafsack und Isomatte mitbringen. "In dem Schlafsaal stehen 20 Feldbetten, die vom Deutschen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt werden", so Adrian Keller. 

Neben einer Kaution für 30 Euro muss bei der Anmeldung für einen Schlafplatz die Immatrikulationsbescheinigung vorgelegt werden. Ab Sonntag, 8. Oktober, pünktlich zur Kennenlernwoche "O-Phase" am KIT, ist die Notschlafstelle für rund drei Wochen geöffnet. 

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