Bei Ian Andersons Flötenspiel schwelgte so manch einer in seligen Erinnerungen (Foto: ka-news) |
Doch noch war es nicht soweit. Jethro Tull waren für 18.30 Uhr angekündigt und das zog - im Vergleich zum Freitagabend - geradezu greises Publikum in die "Klotze". Und die schwelgten für gute anderhalb Stunden zu Ian Andersons Flötenspiel in Erinnerungen an einst. Und zum Schwelgen kamen sie, denn dieses Jethro Tull-Konzert hätte sich auch ein Van Morrison antun können.
Um zehn sollte es da schon wesentlich lautstarker zur Sache gehen. Bereits in den vergangenen zwei Jahren war es immer so, dass der verrückte Haufen, wie sie sich selbst nennen, ihr Repertoire mit Cover-Versionen füllen und so sollte es auch in diesem Jahr sein. "Like A Pill", im Original gesungen von Pink, sorgte für einen mächtig druckvollen Anfang des Konzertes.
Soul-Sängerin Angel legte sich ganz schön ins Zeug und gab der "Klotze" jene Medizin, nach der sie verlangte. Kurz darauf hatten alle Spekulationen dann endgültig ein Ende. Denn als Umbo, Basser der Greedy Bunch, schließlich einen gewissen Xaver auf die Bühne bat, hatten die Massen Gewissheit. Mit frenetischem Jubel und Applaus empfing die "Klotze" den Star-Vokalisten der Söhne Mannheims, der mit "Spanish Harlem" die erste Kostprobe seiner Stimme gab, bevor er die "Fest"-Besucher mit Aretha Franklin "Higher And Higher" hob.
Gänsehaut auf "Mount Klotz"
Auch was den zweiten "großen Namen" des Abends anbelangt, wurde wild spekuliert und auch hier sollte die Gerüchteküche Recht behalten: Der "Freiburger Gesangsschüler", wie Umbo ihn nannte, war niemand Geringeres als der Frontmann der Gruppe Reamonn, Rea. Die Aufforderung im Titel seiner ersten Nummer, "Keep On Rocking In The Free World", musste er dem Publikum nicht lange stellen. Der Berg bebte! Ruhiger ging es da schon zu, als der gefeierte Reggae-Künstler Patrice den Nirvana-Klassiker "Come As You Are" auf recht gewöhnungsbedürftige Art intonierte, ganz zum Missfallen einiger Grunge-Anhänger im Publikum.
Umbo war sichtlich begeistert (Foto: ka-news) |
Mit ein Höhepunkt des Abends war ohne Zweifel Reas Version von "Ohne Dich", einem der größten Hits von Selig. Trotz sommerlicher Temperaturen bekam "Mount Klotz" kollektiv Gänsehaut. Gefühlvoll blieb es weiterhin. Angel zeigte großes, stimmliches Können mit ihrer Interpretation von Skunk Anansies "Weak". Nach weiteren Songs von Xavier und Rea betrat das komplette Ensemble im Geiste des Greedy Bunch die Bühne und lieferte mit "Ms. Sarajevo" ein waschechtes Finale auf der "Fest"-Hauptbühne.
The Spirit Of The Greedy Bunch zum Letzten?
Die Greedy Bunch-Gitarristen Andreas Lehnert und Jörg Dudys (Foto: ka-news) |
Dennoch war man weit entfernt vom unvergessenen "Part II". Was Marta und Sasha im vergangenen Jahr auf die Bühne legten, ist und bleibt das bislang Beste, was die Greedy Bunch bei der "Verklärten Nacht" abgeliefert haben. Und vielleicht bleibt das so für alle "Fest"-Zeiten, denn es könnte durchaus sein, dass sich der Geist der Greedy Bunch mit diesem "Fest" für immer verflüchtigt hat.