Zielgruppe des Projekts seien Mütter, die Arbeitslosengeld II (ALG II) beziehen, einen Job oder eine Ausbildung suchen und ein oder mehrere Kinder im Kindergarten- oder Schulalter alleine erziehen. Dies teilte Christiane Kern, Diplom-Sozialpädagogin und Leiterin des Projekts "Working Mom", bei einem Pressegespräch in Karlsruhe mit. Das Projekt habe 25 AGH-Stellen für alleinerziehende Mütter, bisher betreue man jedoch lediglich 13 Frauen.
Möglichkeit zur beruflichen Orientierung
Eine von ihnen ist Sophia Haak (Name von Caritas geändert). Die 32-jährige Mutter zweier Kinder verfügt über keine Berufsausbildung und ist langzeitarbeitslos. Unter anderem seien die Geburten ihrer Söhne dem Berufsleben hinderlich im Weg gestanden, so Haak. "Denn Mutter-sein ist ein Vollzeitjob."
Nun arbeitet sie vier Stunden am Tag, dem gesetzlichen Rahmen für AGH, in einem Alten-Pflegeheim. Dort unterstützt sie die Pflegerinnen in der Küche und teilweise bei der Versorgung der Menschen. "Das macht mir sehr viel Spaß", sagte Haak. Sie sehe darin eine gute Möglichkeit sich beruflich zu orientieren und anschließend an den Zusatzjob eine Beschäftigung zu finden. Eine Verlängerung um weitere sechs Monate sei eventuell auch möglich, so Hans-Gerd Köhler, Vorsitzender der Caritas Karlsruhe, im Pressegespräch. Ziel sei es, den Beteiligten einen Schub mitzugeben, dass sie aus dieser Situation heraus wollen.
Ausgehend von Arbeitsmarktdaten und Erfahrungswerten sehe man erhebliche Benachteiligungen bei alleinerziehenden Müttern bezüglich der Teilhabe am Arbeitsmarkt und am sozialen Leben, so Kern. Deshalb wolle man den Müttern mit dem Projekt "Working Mom" helfen. Deshalb unterstütze man sie sowohl im persönlich und familiären als auch im beruflichen Bereich, erklärte Kern weiter.
Weitere Angebote der Caritas für alleinerziehende Mütter
Durch die Bearbeitung persönlicher Problemlagen und Stärkung der Ressourcen mit sozialpädagogischer Begleitung und Coaching, sei das Ziel des Projektes die berufliche Chancen und Möglichkeiten auf dem regulären Arbeitsmarkt der Teilnehmerinnen zu erhöhen.
Neben den vier Arbeitstagen biete man den Müttern einen wöchentlichen Erfahrungsaustausch und individuelle Weiterarbeit an, so Kern. Dies beinhalte unter anderem PC-Training, Bewerbungstraining, sowei Zeit- und Terminplanung. Zusätzliche werden ein bis zwei mal pro Monat weitere thematische Angebote bereitgestellt. Diese Zusatzprojekte könne man durch die Unterstützung des Europäischen Sozial-Fonds realisieren. "Wir versuchen ein Paket zu schnüren, was im Alltag hilft", sagte Kern abschließend.
Zudem informierten der Vorsitzende der Karlsruher Caritas, Hans-Gerd Köhler, und Dagmar Finke, Teamleiterin des Referats "Beschäftigungsförderung", über die allgemeine Situation der AGH und die Einsatzgebiete. Verschiedene Kabinettsbeschlüsse verschlechtere die Situation der von der Caritas betreuten Menschen sehr, so Köhler. "Der Trend der sinkenden Arbeitslosigkeit geht an Langzeitarbeitslosen vorbei", machte er deutlich.
AGH: zusätzlich, begleitende Arbeit
Deshalb biete man diesen Menschen AGH-Stellen, damit sie sich an einen geordneten Tages- und Arbeitsablauf gewöhnen. Langzeitarbeitslose entwöhnen sich nach einer Zeit, so Köhler, und finden wegen Vermittlungshemmnissen keine Arbeit und keinen Anschluss. Die Zahl der AGH gehe kontinuierlich nach unten, bedauerte der Vorsitzende. Sinnvolle Zusatzjobs wie Hilfshausmeister-Tätigkeiten oder Tätigkeiten im Bürobereich streiche man komplett.
Die Arbeit in einer AGH diene als zusätzliche, begleitende Tätigkeit zu bereits bestehenden Arbeitsplätzen und werde mit zwei Euro pro Stunde vergütet, die zusätzlich zum ALG II ausgezahlt werden, erklärte Dagmar Finke. Im Moment verfüge man über 110 genehmigte AGH, von denen leider nur 59 besetzt seien, so Finke weiter. AGH sind auf sechs Monate begrenzt und sollen zur Wiedereingliederung ins Arbeitsleben dienen. Das große Ziel sei eine sozialversicherungspflichtige Anstellung.
Vermittelt werden diese Stellen über die jeweiligen Job-Center, so Finke. Pro AGH-Arbeiter erhalte die Caritas 150 Euro monatlich, um entstehende Personalkosten zu decken, erläuterte Köhler. Durch den Wegfall vieler Stellen stehe auch die Caritas vor Problemen. Denn der Aufwand bleibe für die verbliebenen Stellen.