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Wolf Reicherter: Bodypainter

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Wolf Reicherter: Bodypainter

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    Wolf Reicherter: Bodypainter
    Wolf Reicherter: Bodypainter Foto: Wolfs BodyMagic

    Seit 2005 stand der Karlsruher Bodypainter bereits dreimal auf dem Treppchen bei den Wettbewerben des World Bodypainting Festivals in Seeboden in Österreich, bei dem als Disziplin ab jenem Jahr auch der "Fluoro-Award" vergeben wurde. 2009 wurde Reicherter zum zweiten Mal Vizeweltmeister in dieser Disziplin. "Ich fühle mich allerdings ganz als Gewinner", ergänzt er, "da die Erst- und Drittplatzierten enorme Shows mit professionellen Tänzern geboten haben und wir "nur" ein Bodypainting auf der Bühne hatten."

    Auf der anderen Seite ist das Unterrichten seines Fachgebietes in Workshops Teil seiner Arbeit. Zusätzlich bringt er seine Expertise auch anderweitig zum Einsatz: Gerade kommt er aus den Niederlanden, wo er beim nationalen Wettbewerb, der "Maskerade", als Juror auftrat. Mehrfach brachte ihn seine Arbeit schon nach Südkorea, wo seine Kunst auf gute Resonanz treffe.

    In der Heimat, Karlsruhe und Umgebung findet ihm dagegen nicht genug statt: "Es ist bei der aktiven Kunst- und Galerieszene eigentlich seltsam, dass meine Körperkunst hier so wenig Beachtung findet." Sein erklärtes Fernziel wäre eine eigene Sonderausstellung mit anderen erfolgreichen Bodypaintern auf der Art Karlsruhe.

    Reicherter ist Jahrgang 1972 und in Eppingen aufgewachsen. Bereits im Kindergarten ist er künstlerisch aufgefallen, wie er erzählt. "Es war schnell klar, dass es bei mir in Richtung Kunst gehen sollte." Allerdings gelangte er erst über einige Umwege zu seiner jetzigen Profession: Über eine Schreinerlehre, Bühnentechniker bei "Miss Saigon" und einer Ausbildung zum Kaufmann landete er schließlich in der Werbebranche. Seit etwas über zehn Jahren ist er nun Illustrator und Bodypainter, seit vier Jahren wieder in seiner Wahlheimat Karlsruhe.

    Die Idee zum Bodypainting kam ihm, als er immer wieder "Leuten mit Tattoo-Wünschen" Vorlagen auf die Haut malte. 

    Ein wichtiges Element beim Bodypainting ist die Fotografie, da das Kunstwerk selbst eine überschaubare "Halbwertszeit" von vier bis fünf Stunden hat. "Normalerweise arbeiten wir mit wasserlöslichen Farben, die beim Duschen wieder abgehen. Naja, etwas schrubben ist vielleicht auch mal nötig", gesteht Reicherter, der im Moment noch talentierte Bodypainting-Models sucht. Diese sollten belastbar sein, denn so eine Bemalung dauert im Durchschnitt acht Stunden.

    "In einzelnen Fällen kommt es auch vor, dass die Gesamtaktion inklusive Pausen und Fotos zwölf Stunden betragen kann." Den Part der fotografischen Dokumentation übernimmt seit 2009 immer öfter der Karlsruher Arpad Ikuma. "Sein professionelles Auge und Technik sind eine absolute Bereicherung für BodyMagic", schwärmt der Bodypainter.

    Auf die Frage, wie es denn so ist, einen nackten Menschen zu bemalen, kommt Reicherters Antwort prompt und bestimmt: "Anstrengend." Denn anders als eine Leinwand biete der Körper keine ebene Oberfläche und beide, Künstler und Model, müssten überwiegend im Stehen arbeiten und sich permanent gut abstimmen. "Ich muss als Bodypainter die ganze Zeit nach dem Wohl des Models schauen. Eine Leinwand kippt Dir nicht mit Kreislaufproblemen um, bei einem Menschen kann das aber schon einmal passieren."

    Wirklich perfekt ist das Kunstwerk nur in dem Moment der Fertigstellung, ab dann beginnt die unvermeidbare Zerstörung. Doch Reicherter findet das nicht frustrierend, wie er sagt. "Ich versuche das möglichst Zen-mäßig zu sehen. Es gibt buddhistische Mönche, die rieseln mit farbigem Sand in wochenlanger Arbeit ein Mandala auf den Boden und wenn sie fertig sind, fegen sie es zusammen."

    http://wolf-bodymagic.de/

    http://www.bodypainting-festival.com/

    http://www.galerie-inman.de

    Beschreiben Sie sich mit drei Worten.
    eigensinnig - loyal - chaotisch

    Was ist Ihre größte Stärke?
    Kreativität

    Was ist Ihre größte Schwäche?
    Realitätsferne

    Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
    Comiczeichner. Nun ja, in gewisser Weise bin ich das geworden, was ich mir vorgestellt habe. Meine illustrativen Aufgaben sind vielfältig und ich weiß nie, was morgen auf mich zu kommt. Wahrscheinlich wäre ich auch als reiner Comiczeichner nicht glücklich. Die Vorstellung, Bodypainter zu werden, hatte ich wohl rein deshalb nicht, weil mir diese Art der Kunst erst relativ spät begegnete.

    Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
    Mit meiner Schwarzlicht Bodypainting Kunst als zeitgenössischer PopArt Künstler im internationalen Kunst-Zirkus Furore zu machen.

    Was nervt Ihren Partner am meisten an Ihnen?
    Nichts.

    Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
    Stifte. Mit Stiften kann man sich auf fast jedem Untergrund betätigen. Mit Untergrund allein tut sich wenig.

    Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
    Dick Cheney und Karl Rove - Für die krassesten politischen Winkelzüge und Aussagen seit McCarthy. Wolfgang Schäuble - Für übertriebene Paranoia und Raubbau an den bürgerlichen Freiheiten. Vielleicht könnte er bei der Gelegenheit den Beweis erbringen, ob die Amerikaner wirklich schon mal dort waren.

    Welcher Mensch beeindruckt Sie?
    Jacqueline Saburido - Sie beeindruckt mich durch einen unglaublichen Mut, ein noch beeindruckenderes Durchhaltevermögen und einen festen Glauben. http://www.helpjacqui.com

    Welche Musik und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
    When the city sleeps - Mc900FeetJesus. Einfach eine hervorragend geschriebene und erzählte Geschichte. Alles stimmt für mich. Ein zeitgenössisches Stück Poesie über die Magie der Nacht in einer Stadt, aus Sicht eines Feuerteufels.
    V for Vendetta. Ein wie ich finde gut gelungenes Stück Film über Fanatismus und Nationalismus der sich schlussendlich gegen die eigene Bevölkerung richtet.

    Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
    Jagd auf roter Oktober

    Sie werden als Tier geboren. Als welches?
    Als Wolf natürlich

    Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das? 
    Madonna. Um etwas von Ihrer geistigen Disposition und ihrem Umfeld zu erfahren.

    Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
    Wenn man sich ein wenig auskennt, kann man die Stadt fast durchqueren ohne die Grünanlagen verlassen zu müssen.

    Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister wären?
    Mich dafür einsetzen, dass der Kriegsstraßentunnel zuerst gebaut wird und wir dann mit Besonnenheit sehen, wie sich die Situation verändert. Dann können wir immer noch entscheiden, ob die Kaiserstraße wirklich derart umgebaut werden muss.

    Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
    Carl Benz. / Matthias Schultheiss. Ralf König.

    Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
    Die bürgerlichen Freiheiten / Das Wetter. 

    Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
    Jeder von uns!

    Wie und wo möchten Sie sterben?
    Zu Hause im Kreis der Familie.

    Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
    Wenn ich noch einmal solche Voraussetzungen bekomme wie dieses Mal, bin ich schon gut aufgestellt, denke ich.

    (tan)

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