"Als Wissenschaftler arbeiten wir daran, dass die Welt besser und unsere Gesellschaft nachhaltiger wird. Und dann nimmt die VBL gleichzeitig unsere Beiträge, die wir zahlen müssen, investiert sie nicht nachhaltig und wirtschaftet so unseren Bemühungen entgegen", erklärt Umweltpsychologin Laura Stalenhoef in einer Pressemitteilung.

Mit wissenschaftlichen Publikationen im Großformat tapezierten darum Mitglieder von "Scientist Rebellion" den Eingangsbereich des VBL-Hauptgebäudes in Karlsruhe. Sie wollen mit dieser Protestaktion darauf aufmerksam machen, wie wenig nachhaltig die Investitionen der VBL sind. Am Protest beteiligen sich zirka 20 Personen. Das bestätigte die Polizei auf Anfrage der ka-news.de Redaktion.
VBL ist die größte Zusatzrentenversicherung in Deutschland
Viele Angestellten im öffentlichen Dienst sind verpflichtet in die Rentenversicherung der VBL einzuzahlen. Dazu gehören auch die Wissenschaftler an staatlichen Universitäten. Diese kritisieren nun, welche Investitionen mit den 50 Milliarden Euro VBL-Rententopf getätigt werden: "Intensive Recherchen haben gezeigt, dass die VBL immer noch massiv in fossile Unternehmen investieren", erklärt Nana-Maria Grüning vor Ort.

Sie ist Molekularbiologin und nimmt am Protest von "Scientist Rebellion" teil. "In Zeiten des ökologischen Zusammenbruchs sollte gar nicht mehr in fossile Unternehmen investiert werden, das haben bereits andere große Rentenfonds vorgemacht".
Arbeitet die VBL intransparent?
Der Umstand, dass die VBL nach wie vor in fossile Unternehmen investiert, sei erst durch Recherchen der Gruppe "sustain VBL" bekannt geworden. Das erklärt "Scientist Rebellion" in einer Pressemitteilung vom 21. Oktober. Die VBL habe zwar ihre Nachhaltigkeitsrichtlinien angepasst, wie sich das aber auf das Investitionsverhalten der Zusatzrentenversicherung auswirke, bliebe noch unklar und ließe sich nicht überprüfen. "Sie (die VBL) ist gegenüber der Öffentlichkeit nach wie vor skandalös intransparent", so Grüning abschließend.

Die VBL wurde von der Redaktion wegen einer Stellungnahme angefragt. Man prüfe derzeit, ob man sich heute noch schriftlich äußern möchte, erklärte ein Pressesprecher.
Scientist Rebellion: Wer steckt in den weißen Kitteln?
Die Klimaprotestbewegung "Scientist Rebellion" wurde 2020 in Oxford von zwei Physikdoktoranden gegründet. Die Gruppierung orientiert sich stark an der 2018 gegründeten "Extiction Rebellion" und will durch zivilen Ungehorsam auf den Klimawandel und seine Auswirkungen aufmerksam machen.
Ihr Markenzeichen sind die weißen Laborkittel, die sie bei ihren Aktionen tragen. Diese Kittel werden, nach eigenen Angaben der Bewegung, bei Protestaktionen auch nur von Wissenschaftlern und Akademikern getragen.
Scientist Rebellion ist in mehr als 30 Ländern aktiv, und umfasst mehr als 1.000 Mitglieder. Man stünde so stellvertretend für den wissenschaftlichen Konsens in alles akademischen Disziplinen, dass der Klimawandel eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit darstelle, schreibt die Bewegung auf ihrer Webseite.
In Deutschland setzt sich Scientist Rebellion unter anderem für die radikale Umgestaltung des Verkehrswesens, Sofortmaßnahmen im Klimaschutz und die Wiedereinführung des Neuneurotickets ein.