Die Diskussion begann mit einer Richtigstellung des Begriffs "Sportschule". Denn Strukturen wie in den neuen Bundesländern, wo eine absolute Konzentration auf den Sportunterricht stattfindet, gäbe es auf dem OHG nicht. "Nur jeder zehnte Schüler ist ein Kaderathlet. Diese Jugendlichen haben von der neunten bis zur elften Klasse eine Sportorientierung im Stundenplan, ähnlich wie die naturwissenschaftlichen und sprachlichen Orientierungsstufen, die selbstverständlich bei uns vorhanden sind", beschreibt Schulleiter Hanns Jürgen Morath. Eine Reduzierung auf den Sport wäre weder im Interesse der Schüler, Eltern noch der Lehrer, meinte Morath weiterhin.
Das Internat wird schon verwirklicht
Der Begriff "Sportschule" hänge somit auch viel mehr mit der besonderen Betreuung der Sportler zusammen. So können Leistungssportler vormittags trainieren und den ausgefallenen Unterricht nachmittags nachholen. Ebenso werden Schüler für Wettkämpfe und Turniere vom Unterricht freigestellt und erhalten Hilfe beim Wiederholen des versäumten Lehrstoffs. Für dieses Programm kann die Schule 27 Schulstunden in der Woche zusätzlich zum gewöhnlichen Schulprogramm verwenden. Mit der Qualifikation einer Eliteschule würde mehr Geld für die Betreuung zur Verfügung stehen. Doch bis diese Qualifikation vorhanden ist, müssen noch Bedingungen erfüllt werden.
Neben der baulichen Erweiterung eines Kraftraums und einer Caféteria ist die Errichtung eines Vollzeitinternats wohl das schwierigste und kostspieligste Unterfangen auf diesem Weg. Mit dem Ketteler-Heim in der Bismarckstraße scheint auch hierfür eine Lösung gefunden zu sein. "Wir sind die Bedingungen sukzessive angegangen", erklärte Ramin. Für monatlich 700 Euro - bei 150 Euro Eigenbeteiligung der Sportler - können auch Talente aus anderen Regionen und Bundesländern nach Karlsruhe ziehen und das Programm des Vollzeitinternats nutzen. Für die Finanzierung soll auch verstärkt das private Sponsoring in Form von Sportpatenschaften sorgen. "Die Wirtschaft weiß so genau in was und in wen sie investiert", erklärt der Schulleiter die Vorteile dieses Systems.
Karlsruhe hat es schwerer als andere Städte
Dass sich die Investition in OHG-Sportler auszahlen kann, zeigen Namen wie Renate Lingor oder Sabrina Rastätter, zwei Fußballnationalspielerinnen, und Anton Gavel von der BG Iceline. Aber auch Sportarten, die weniger im Rampenlicht stehen, haben ihre Helden teilweise aus dem OHG, beispielsweise die Vizejuniorenweltmeisterin im Kanu Chantal Simon, der Deutsche Meister im Schießen Conny Konstandin oder die Schwimmerin Jenny Böttcher. Aber was hält der Stargast aus Berlin von diesem Vorschlag? "Wir haben immer weniger junge Menschen in der Bevölkerung. Um bei diesen Vorzeichen immer noch genügend Leistungsspotler zu haben, müssen unsere Anstrengungen konzentriert werden", kam Vogt dem OHG entgegen. Auch der Deutsche Sport-Bund hätte ein hohes Interesse an Eliteschulen.
Hingegen hätten sich die Kriterien für Eliteschulen, teils durch Fehler aber auch aufgrund der schwierigen Finanzsituation, in den vergangenen Jahren verändert. Ute Vogt deutete weiterhin an, dass die "geringe Anzahl an Kadersportlern" ein Problem darstellen könnte. Dies sorgte bei den Lehrern für Unverständnis, habe doch kein Gymnasium - auch nicht die vier derzeit bestehenden Eliteschulen in Baden-Württemberg - mehr Kaderathleten als das OHG. Hier zeige sich der gravierende Nachteil, dass es in Karlsruhe keinen Olympiastützpunkt gibt, der neben der Betreuung auch gleich die notwendige Lobbyarbeit verrichten und die lokalen Schulen im Schlepptau mitziehen könnte, erklärte Schulleiter Morath. "In Karlsruhe müssen wir die ganze Lobbyarbeit selbst verrichten", so Morath weiter. Umso positiver bewertet Ramin dieses Treffen. "Ute Vogt hat uns zugehört - das war ja im Grunde auch unsere Zielsetzung. Niemand von uns hat geglaubt, dass sie sofort mit einem Scheck ankommt."