Die Empörung und Wut der Menschen war deutlich zu spüren. Auf den mitgebrachten Schildern und Plakaten standen Parolen wie: "Ich bin Sklave einer deutschen Bank." oder "Wie viele Selbstmorde noch, infolge verbrecherischer Immobiliengeschäfte?". Aus Norddeutschland reiste allein für die Demonstration ein vollbesetzter Reisebus mit Protestwilligen an. Julius Reiter, Rechtsanwalt von über 300 Badenia-Kunden erzählte Details über das Verhalten der Bausparkasse. Es gäbe zynische Reaktionen auf das Schicksal der Kunden, Selbstmordgefährdete würden abfällig als "Psychos" bezeichnet. "Die Leute sitzen durch den Immobilienkauf in der Haftungsfalle, aber die Badenia tut nichts, um ihnen zu helfen. Statt dessen werden sie bis zum letzten Tropfen ausgesaugt", erklärte der Anwalt. Außerdem nehme die Bausparkasse hinter dem Rücken der Anwälte Kontakt mit den Mandaten auf, um sie unter Druck zu setzen.
Überall ertönte "Schröder raus!"
Die Demonstranten präparierten ihre Fahrzeuge mit Sprüchen gegen die Badenia (Foto: ka-news) |
Bisher gewann die Badenia jedoch die meisten Gerichtsverfahren, weshalb der Vorwurf des Prozessbetrugs gegen die Bausparkasse im Raum steht. In einem Schreiben erklärte das Unternehmen jedoch, dass sie "in ihrer Eigenschaft als Bausparkasse diese Projekte lediglich finanziert und nicht vermittelt" haben. "Inzwischen wurde in einer Vielzahl von Zivilgerichtsverfahren rechtskräftig festgestellt, dass gegen die Badenia aus den Immobilienverkäufen keine Ansprüche hergeleitet werden können", hieß es weiter. Doch mit dieser Erklärung geben sich die Demonstranten nicht zufrieden. "Wir klagen die Badenia öffentlich an", schallte es aus den Megaphonen, "Sie hat aus Profitgier Menschen in Not und Verzweiflung getrieben."
Mit lauten "Schröder raus!"-Rufen versuchten die Teilnehmer den Vorstandsvorsitzenden der Badenia, Dietrich Schröder, auf die Straße zu locken. Es wurde an ein öffentliches Gespräch mit Vertretern der Bausparkasse appelliert, aber die Türen blieben verschlossen. Daraufhin versuchte einer der Demonstranten, verschiedene Beteiligte der Badenia wie die Ehefrau von Schröder oder einen Vermögensberater per Handy zu erreichen, was jedoch auch erfolglos blieb.
Vater des Selbstmordopfers sprach über seinen Schmerz
Klaus Schüller, Vater des Selbstmordopfers Anja Schüller, richtete offen seine Vorwürfe gegen die Bausparkasse (Foto: ka-news) |
Die Demonstranten appellierten vor allem an das öffentliche Gewissen. "Wir wollen nicht, dass Menschen sich umbringen, weil sie von der Bank erpresst werden", rief ein Opfer, "wir müssen die Abscheu vor den gierigen Bänkern wecken, bis sie Abscheu vor sich selbst bekommen." Doch von politischer Seite hätten die Opfer fast keine Unterstützung, hieß es. Einzig der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum stünde auf ihrer Seite, während alle anderen die Badenia unterstützen.
Der Vater der verstorbenen Schüller trat selbst ans Megaphon. Er erzählte über das Leben seiner Tochter und seinen Schmerz über ihren Tod. Klaus Schüller warf der Badenia vor, Anja mit dem Immobilienangebot finanziell überfordert zu haben, da sie noch ganz am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn gestanden habe. Er forderte Schröder auf, herauszukommen und ihm in die Augen zu blicken. Mit seiner Rede wolle er denjenigen Mut machen, die immer noch in der Schuldenfalle sitzen, beendete Schüller seine Rede.
Keine Reaktion der Badenia auf Anfrage der Redaktion
Bis um 13 Uhr standen die Demonstranten noch am Badeniaplatz, danach machte sich der Zug auf in Richtung Innenstadt. Der Marktplatz, der Bundesgerichtshof und vor allem auch Partnerunternehmen der Bausparkasse waren Ziel der Demonstranten. Das Unternehmen selbst hält sich zu den konkreten Vorwürfen, an dem Tod der jungen Frau Schuld zu sein, noch bedeckt. Kommentieren wollte man es nicht. Die Geschädigten ihrerseits haben eigene Informationswebsites zu diesem Thema erstellt, auf denen sich Interessierte informieren können.