Der Klimawandel beeinflusst unser Leben sowohl kurz- als auch langfristig – eine Erkenntnis, die durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt ist. Erste Folgen wie lang anhaltende Stürme oder schwere Flutkatastrophen erleben wir bereits heute. Doch seltener wird dabei die Insektenwelt in den Fokus gerückt. Auch sie leiden unter steigenden Temperaturen, zunehmenden Dürren und plötzlichen Kälteeinbrüchen. Wie genau sich der Klimawandel auf die Insektenpopulation in Deutschland auswirkt, hat eine aktuelle Studie untersucht. Ein Überblick über die kurz- und langfristigen Folgen.
So beeinflusst der Klimawandel die Insektenpopulation in Deutschland kurzfristig
Mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Insektenpopulationen beschäftigt sich eine internationale Studie aus dem Jahr 2022. Laut der Untersuchung sind es sowohl langfristige als auch kurzfristige Folgen des Klimawandels, die zum Insektensterben beitragen. „Insekten spielen in so vielen Ökosystemen eine entscheidende Rolle, aber wir sind dabei, zumindest einen Teil von ihnen zu verlieren“, erklärt der Leiter der Studie und Forscher am Niederländischen Institut für Ökologie, Prof. Jeffrey Harvey. Verschiedene kurzfristige Ereignisse - sogenannte klimatische Extreme - können demnach Insektenpopulationen schädigen:
- Hitzewellen sind laut der Untersuchung für höhere Sterblichkeitsraten und Fruchtbarkeitsverlust, insbesondere bei männlichen Insekten, verantwortlich. „So können beispielsweise Fruchtfliegen, Schmetterlinge und Mehlkäfer Hitzewellen überleben, aber Männchen oder Weibchen werden steril und können sich somit nicht mehr fortpflanzen“, erklärt Prof. Madhav Thakur vom Institut für Ökologie und Evolution an der Universität Bern, der auch an der Studie beteiligt war.
- Regnet es lange nicht, trocknet der Boden aus. Daraus folgende Dürren schränken den Lebensraum vieler Insekten ein, weil sie kein Wasser mehr finden.
- Doch auch das Gegenteil ist schlecht für Insektenpopulationen. Überschwemmungen zerstören Nistplätze und beeinträchtigen dadurch die Entwicklungsstadien der Insekten. Dazu zählen etwa Eier oder Larven.
Wenn verschiedene Insektenarten an verschiedenen Stellen in ihrem Lebenszyklus beeinträchtigt werden, kann es laut der Studie zu Verschiebungen im Zusammenspiel der Insektenwelt kommen. So kann es etwa zu zeitlichen Problemen zwischen Pflanzen und ihren Bestäubern kommen, wenn Insektenlarven sich nicht rechtzeitig entwickeln, während Pflanzen schon blühen.
Das sind langfristige Folgen für die Insektenpopulation in Deutschland durch den Klimawandel
Neben kurzfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Insektenpopulation in Deutschland gibt es auch langfristige Folgen. Sie betreffen vor allem die langsam steigenden Temperaturen. Es kann laut der Studie zu verschiedenen Konsequenzen für Insekten kommen:
- Viele Insektenarten schützen sich vor steigenden Temperaturen, indem sie an kühlere Orte weiterziehen. Das können etwa höhere Breitengrade sein - die Insekten begeben sich also in Richtung Norden.
- Veränderungen in der Physiologie der Insekten können zu einem beschleunigten Stoffwechsel und schnellerem Wachstum führen. Auch die Fortpflanzung passiert entsprechend früher. Langfristig kommt es dadurch zu Überlebensproblemen der Populationen.
- Wenn Insektenpopulationen aussterben, kann das auch lokale Ökosysteme beeinflussen. So gibt es in Regionen, in denen besonders viele Insekten sterben, weniger Bestäuber für das Pflanzenvorkommen.
- Gibt es aufgrund steigender Temperaturen längere Zeiträume, in denen sich Insekten fortpflanzen können, führt das zwar zu mehr Generationen. Diese können allerdings schwächer und weniger robust sein.
Einfluss des Klimawandels: Das kann man gegen den Insektenrückgang tun
Das fortschreitende Sterben der Insektenpopulationen durch den Klimawandel in Deutschland lässt sich aufhalten, wenn entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Die Forscher der Studie fordern etwa die großflächige Bekämpfung des Klimawandels sowie die Reduktion von Pestizid- und Chemikalieneinsatz, wie die Uni Bern auf ihrer Website schreibt. Außerdem sollten sich Renaturierungsprogramme auf den Erhalt von Kleintieren konzentrieren - dazu gehören auch die Insekten.
Der NABU fordert zudem ein flächendeckendes Monitoring, um gefährdete Populationen schneller ausfindig machen zu können. Auch der NABU drängt darauf, negative Effekte von Pestiziden stärker zu beachten. Auf höherer politischer Ebene sollten beispielsweise öffentliche EU-Gelder genutzt werden, um „ökologische Leistungen der Landwirtschaft“ ausreichend zu honorieren. Das Portal Utopia.de empfiehlt Maßnahmen, die jeder Einzelne umsetzen kann. Dazu zählt etwa, natürlichen Pflanzenschutz im Garten zu verwenden, Insektenhotels aufzustellen oder Bio-Lebensmittel zu kaufen.
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