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Karlsruhe: Widersprüchliche Vorstöße zum XXL-Schild: „Viel vor - viel G'schwätz...“

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Widersprüchliche Vorstöße zum XXL-Schild: „Viel vor - viel G'schwätz...“

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    XXL-Schilder an der Südtangente Walpurgisnacht 2006
    XXL-Schilder an der Südtangente Walpurgisnacht 2006 Foto: pr

    "Karlsruhe muss Hauptstadt werden" war Kernbestandteil der damaligen Kulturhauptstadtkampagne, entwickelt im Auftrag des Staatsministeriums und der Rathausspitze in Karlsruhe. Kontrovers bleibt bis heute dagegen der Slogan des Stadtmarketings.

    Stadtmarketing-Slogan als Wahlkampfthema?

    „Welche Möglichkeiten sind denkbar, um mit möglichst geringem Energieaufwand stadtgestalterisch wirkungsvolle Effekte bei der Beleuchung der XXL-Schilder an der Südtangente zu erzielen?“ So stand es im als „Vorlage 1653“ gekennzeichneten Tagesordnungspunkt 19 der vergangenen Gemeinderatssitzung. Es war dies eine Anfrage der CDU-Gemeinderatsfraktion, unterzeichnet unter anderem von der Fraktionsvorsitzendenden Gabriele Luczak-Schwarz und Nachwuchsstadtrat Sven Maier. Widersprüchlich dazu äußerte sich schon vor Jahreswechsel die Junge Union, die den einst vom Karlsruher Stadtmarketing „erfundenen“ und von mehreren städtischen Gremien abgesegneten Werbespruch: „Karlsruhe - viel vor, viel dahinter“, eher kritisch sehen.

    Während die Anfrage der CDU-Räte im Gemeinderat eher kurz abgehandelt, und wie so häufig - bei unliebsamen, manchmal auch bei eher „für unwichtig gehaltenen Themen“ - in Ausschüsse verwiesen wurde, will die JU den Slogan des Stadtmarketings nun offenbar zum Wahlkampfthema machen. Die Beleuchtung der Schilder stelle „aus Sicht der Verwaltung keinen Beitrag zum Lichtplan Karlsruhe dar“, hieß es derweil eher knapp - und fast lakonisch - in der Antwort der Verwaltung zur Anfrage der CDU-Stadträte. Mit dem Lichtplan solle „der unverwechselbare Charakter der Stadt durch Beleuchtung wichtiger Gebäude und öffentlicher Plätze hervorgehoben werden.“ Werbeschilder würde nun mal gemeinhin nicht dazu zählen, ließ der Oberbürgermeister mitteilen.

    "Stopp im Bewerbungsautomatismus“

    JU-Chef Andreas Reifsteck, erst vor wenigen Tagen zum neuen CDU-Kreisgeschäftsführer in der Kreisgeschäftsstelle von CDU-Chef Ingo Wellenreuther erkoren, wirbt dagegen jetzt durchaus kontrovers für das dieser Tage vorgelegte JU-Kommunalwahlprogramm: Der Stadtslogan „viel vor, viel dahinter“ sei nicht optimal, heißt es dort. Der Werbespruch werde denkbar häufig ins Lächerliche gezogen und sei „zu inhaltslos“.

    Zudem fordere die JU „einen Stopp im Bewerbungsautomatismus“ für Großveranstaltungen und ein ganzheitliches, strategisches Marketingkonzept: „Wir wollen keinen blinden Aktionismus mehr.“ Stattdessen sucht die Unionsnachwuchs offenbar Alternativen auch zum Werbeslogan: Denkbar wären da, so heißt es, „Karlsruhe - Die Internethauptstadt“, oder „Karlsruhe bewegt die Welt“, da hier die erste E-Mail verschickt wurde, Carl Benz in Karlsruhe lebte und wirkte und schließlich auch das Fahrrad seinen Ursprung in Karlsruhe habe. Von zusätzlicher Beleuchtung der XXL-Schilder ist beim Unionsnachwuchs, im Gegensatz zu den Antragsstellern der CDU im Stadtrat, keine Rede.

    Vielbeachteter Scherz zur Walpurgisnacht: „Viel vor. Viel G'schwätz.“

    Kritisch, auch wenn die Absage durchaus freundlich gehalten war, sahen die XXL-Schilder schon im Juli 2004 auch die Verantwortlichen des Verlags „Guinessbuch der Rekorde“. Leider müsse man mitteilen, dass der Rekord-Vorschlag für „Das größte Ortsschild der Welt“ nicht als Guinness-World-Records-Versuch akzeptiert werden könne. Möglicherweise seien Ortsschilder in Deutschland standardisiert, „doch unserer Kenntnis nach gibt es keine internationale Norm für diese Schilder und aus diesem Grund ist es uns nicht möglich, einen Rekordversuch dafür aufzunehmen“.

    Zugleich wurde von den „Record Research Services“ auf den Hollywood-Schriftzug in Los Angeles verwiesen, das ebenfalls ein Ortsschild im weitesten Sinne des Begriffs sei, und offensichtlich doch „wesentlich größer als das Karlsruher“, hieß es damals in dem Schreiben aus London. Nur wenig später, in der Nacht zum 1. Mai 2006 machten sich zudem „sechs mutige Scherzbolde“ auf, den Sinn des Spruchs umzudeuten und die Walpurgisnacht in Karlsruhe zu einer besonderen zu machen: Ausgerüstet mit bedruckter Haftfolie und einer großen Leiter, erklommen sie - unter erheblichem körperlichen Einsatz - die über acht Meter hohen, überdimensional großen "Karlsruhe. viel vor. viel dahinter"-Ortsschilder an der Südtangente. Dort war dann für einige Stunden stattdessen zu lesen: „Viel vor. Viel G'schwätz“. ka-news hatte seinerzeit exklusiv berichtet.

    Es bleibt zu vermuten, dass die Kontroverse so lange andauert, so lange die XXL-Schilder an der Südtangente stehen bleiben. Vielleicht sollten Verantwortliche vorsorglich mal bei jenen Berliner Werbefachleuten nachfragen, die nicht nur Karlsruhe zur „Hauptstadt“ machen wollten - sondern auch wissen, dass man hierzulande alles kann „außer Hochdeutsch“.

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