Seit 1922 gibt es die Volkswohnung Karlsruhe nun schon. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, im problematischen Wohnungsmarkt der Fächerstadt für soziale Absicherung zu sorgen. Sozialer Wohnungsbau liegt im Fokus der Arbeit der Volkswohnung.

Die Bauprojekte werden dabei mit der Stadt abgestimmt. Momentan sind 30.000 Menschen in den rund 13.500 Volkswohnungen zu Hause. Doch auch der infrastrukturelle Versorgungsaspekt wird beachtet: 250 Gewerbeeinheiten gehören zum Bestand, wie zum Beispiel der Edeka-Supermarkt im noch relativ neuen Knielingen 2.0.
Eine Tour für alle zum Jubiläum
Die lange Geschichte des Unternehmens, Herausforderungen und Chancen, als auch die aktuellen Leistungen sollen dieses Jahr im Rahmen des Jubiläums besonders beleuchtet werden. Hierfür fand am vergangenen Samstag eine ganz besondere Führung durch Oberreut statt. Nämlich in Form eines interaktiven, digitalen Spaziergangs, der wie eine Schnitzeljagd funktioniert.
Erarbeitet und umgesetzt wurde der sogenannte "Quartiersspaziergang 2.0" von Volkswohnung-Mitarbeiterin Delphine Pfaus und den Auszubildenden Fabienne Lepa und Tom Bauer. Zuvor hatten sich die Drei in einem Wettbewerb gegen andere Teams durchgesetzt. Aber wie funktioniert diese "digitale Schnitzeljagd" durch das Viertel überhaupt?
Digitale Stadtteil-Rally quer durch Oberreut
Der Rundgang besteht aus einer Mischung aus digitalen und analogen Komponenten. Persönlich anwesend, kann man in Begleitung seines mobilen Endgerätes zwischen drei Routen wählen: Der Wissensroute, der Kinderroute und der Aktivroute.

Die Wissensroute fokussiert sich auf Fakten und Informationen, die Kinderroute macht vor allem an Spielplätzen Halt. Die Aktivroute ist mit ihren sportlichen Challenges eine gute Alternative zur gewohnten Jogging-Strecke.
Pfaus und Lepa stellten am Samstag die Wissensroute vor. Mit dem Scannen eines digitalen QR-Codes am Startpunkt Wilhelm-Leuschner-Straße 63 geht es los.
Orientierung und Interaktion gesichert
Per Smartphone werden die Teilnehmer nun mithilfe von Wegbeschreibungen von Station zu Station geleitet. Auf eine Selbstverfolgung per GPS wurde hierbei bewusst verzichtet – das Ziel ist es, sich beim Finden des nächsten Stopps genauer umzuschauen und seine Umgebung ein bisschen besser zu erleben.
Durch ein online angezeigtes Foto können die Teilnehmer schließlich abgleichen, ob sie sich am richtigen Ort befinden und dies mit "Ich bin da" auf ihrem Smartphone bestätigen. "Man kann sich dadurch eigentlich kaum verlaufen", meint Pfaus.

An den einzelnen Stationen kann man jeweils eine passende Quizfrage zu Karlsruhe beantworten und bekommt in der Antwort noch ein paar weitere interessante Infos bereitgestellt.
Wer wusste zum Beispiel, dass es alleine in Oberreut vier Kleingartenanlagen gibt? Oder dass im Neubauprojekt "Wörrishofer Straße" im Moment in zwei Bauabschnitten 173 neue Volkswohnungen entstehen, inklusive später folgender Kita? Es gibt vieles zu entdecken. Es ist außerdem geplant, die Aktion auf andere Quartiere auszuweiten und in anderen Sprachen anzubieten.
Oberreut ist ein "spannender Bezirk"
Das Ziel dieser Aktion ist es auch, Oberreut als Stadtteil sichtbarer zu machen. Das Viertel im Südwesten der Fächerstadt hat 9.900 Einwohner, das sind 3,3 Prozent der Karlsruher Gesamtbevölkerung. Hinzu kommt, dass Oberreut mit 2.335 Wohneinheiten der größte Bezirk der Volkswohnung ist.
"Oberreut ist etwas Besonderes, ein spannender Bezirk", sagt Anja Kulik, Leiterin im Bereich quartiersstrategische Entwicklung und Soziales. "Das Viertel ist eine sogenannte Trabanden- oder auch Satellitensiedlung. Aufgrund der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg musste schnell Wohnraum her - alles was man hier sieht, entstand aus dem Nichts."
Nähe zur Natur und faire Preise
Besonders auffällig an Oberreut: Es gibt sehr viel grün in dem Stadtbezirk. Und von diesem Grün kann man beim Spazieren entlang des Rundgangs noch viel sehen. Dies könne einer der Gründe sein, weshalb eine Mieterumfrage zum Ergebnis kam, dass das Leben in Oberreut zufriedenstellender ist als der Durchschnitt. "Wir finden dies bezeichnend", meint Kulik.
Doch es gibt auch viele hartnäckige Vorurteile gegenüber dieses Stadtteils: Angeblich gebe hier mehr Kriminalität als in anderen Stadtteilen.
Doch eigentlich sei es hier überhaupt nicht schlimm, viele würden nur die wahre Seite nicht kennen, sagt zum Beispiel Oberreut-Anwohner Rafael Schreiber, der ebenfalls an dem Rundgang teilnimmt.

"Ich genieße die Nähe zur Natur, man hat seine Ruhe, ist schnell im Wald zum Spazieren oder Sport machen, der Epplesee ist auch quasi ums Eck. Trotzdem kann man das Zentrum mit dem Fahrrad in kurzer Zeit erreichen", erzählt er im Gespräch mit ka-news.de.
Ein großer Pluspunkt für ihn ist auch das Preis-Leistungs-Verhältnis der Miete. "Wir haben vorher in der Südstadt in einem Altbau gewohnt, das ist ein Unterschied von Welten", so Schreiber weiter.