"Jetzt geht es nochmal rund, steigen Sie ein, wir legen jetzt los!" - so oder so ähnlich schallt es ab Freitag, 1. November, wieder über den gesamten Karlsruher Messplatz, wenn zahlreiche Fahrgeschäfte, Losbuden und Essensstände wieder zur Karlsruher Herbstmess' locken. Angefangen hat der "ganze Rummel" bereits im Jahr 1717 - in diesem Jahr findet in der Fächerstadt der erste Jahrmarkt statt. Seit 1805 dürfen sich die Jahrmärkte der Stadt offiziell als "Mess'" bezeichnen.
Ist die Mess' ein alter Hut?
Mehr als zwei Jahrhunderte später sind die Frühjahrs- und die Herbstmess' immer noch ein fester Teil des Karlsruher Veranstaltungskalenders und so beliebt wie eh und je - oder? Warum sollte man in Zeiten von Internet, Videospielen und Freizeitparks überhaupt noch eine Kirmes besuchen? Ist die Karlsruher Mess' nicht schon längst ein alter Hut?
"Nein, das würde ich so nicht sagen", erklärt Susanne Filder, Vorsitzende des Schaustellerverbandes Karlsruhe, im Gespräch mit ka-news.de. "Die Mess' war eine der ersten großen Veranstaltungen in Karlsruhe und ist seit vielen Jahren Tradition."

Besucht werde das Volksfest dabei nach wie vor von allen Altersgruppen. "Wir freuen uns immer, wenn wir hören: 'Ich bin damals schon mit meiner Oma hergekommen'. Die Faszination Mess' vererbt sich zum großen Teil einfach von Generation zu Generation weiter!"

Wie viele Besucher die beiden Kerwen jährlich tatsächlich anlocken, sei laut Filder aber schwer abzuschätzen, offizielle Zahlen gebe es nicht. Sicher aber ist: Die Mess' ist auch über die Stadtgrenzen hinaus beliebt. "Wir haben viele Besucher aus der Pfalz, aus Langensteinbach, Bad Herrenalb und Rastatt", meint die Vorsitzende des Schaustellerverbandes.

Dennoch: Der Trend, dass manche Menschen ihre Freizeit heutzutage lieber im Internet statt auf einem Volksfest verbringen, ist ihr nicht verborgen geblieben. Mit Aktionstagen und einem vielfältigen Rahmenprogramm will man dieser Entwicklung daher entgegenwirken: "Wir veranstalten beispielsweise den Familientag, eine Kinder Mess'-Rallye, einen Seniorennachmittag, eine Travestieshow und einen Dirndl-Tag - so versuchen wir die Menschen auf den Messplatz zu locken", so Filder gegenüber ka-news.de.
Fahrgeschäfte verzeichnen Besucherrückgang
Den Besitzern von Fahrgeschäften wie Riesenrad, Boxauto und Co. hilft das aber nicht. Sie verzeichnen laut Susanne Filder seit einiger Zeit einen Rückgang in den Besucherzahlen. Ein möglicher Grund: Personalprobleme.

"Verkäufer oder Imbisse können sich auch mit Aushilfen über Wasser halten, ein Fahrgeschäft aber braucht festes Personal. Wenn denen die Angestellten weglaufen, bekommen sie den Transport von Messe zu Messe - gerade bei großen und logistisch aufwändigen Fahrgeschäften wie einem Riesenrad oder einer Achterbahn - nicht mehr bewältigt", meint sie.

"In solche Fahrgeschäfte möchte daher niemand mehr investieren - deswegen wird es diesbezüglich auch keine neuen Highlights mehr für die Mess' geben." Große Attraktionen wie Achterbahnen werden so höchstens nur noch bei den Cannstatter Wasen oder dem Oktoberfest zu finden sein.
"Die Besucher kommen aus Tradition hier her"
Die Vorsitzende des Schaustellerverbandes ist sich aber sicher: Auf der Mess' ist immer noch für jede Altersgruppe etwas dabei. "Die Besucher kommen aus Tradition hier her - egal ob hier eine Achterbahn mit fünf Loopings steht oder nicht!" Damit das auch in Zukunft so bleibt, müssen Schausteller und die Stadt offen für Neues sein.

"Veränderungen und Trends wird es immer geben. Denen muss man folgen und sie umsetzen, sonst bleibt man stehen - es ist unser Glück, dass wir diesbezüglich aber sehr flexibel sind", sagt Susanne Filder. Auf die Frage, ob die Karlsruher Mess' auch die nächsten 276 Jahre überlebt, erklärt sie: "Ich denke, wir sind ein echtes Stück Kultur und das muss erhalten bleiben. Große Veranstaltungen wie Wasen, Oktoberfest und Mess' werden nie aussterben - daran glauben wir ganz fest!"