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Karlsruhe: Wenn Karlsruhe zu Babylon wird: Die Arbeit eines Konferenz-Dolmetschers

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Wenn Karlsruhe zu Babylon wird: Die Arbeit eines Konferenz-Dolmetschers

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    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: dpa

    Das Arbeitsumfeld wird immer internationaler, Fremdsprachenkenntnisse gehören zu den Grundvoraussetzungen, um bei global agierenden Firmen einzusteigen. Häufig werden die eigenen Sprachkenntnisse jedoch überschätzt. Vor allem bei Fachthemen ist der Wortschatz schnell erschöpft.

    Hier kommt Angelika Haarkamp zum Einsatz. Die studierte Konferenz-Dolmetscherin und Übersetzerin für Englisch und Spanisch aus Karlsruhe ist bundesweit und im Ausland tätig. Sie begleitet internationale Verhandlungen mittelständischer Unternehmen genauso wie Sitzungen amerikanischer und deutscher Konzernleitungen. Hauptsächlich ist sie bei Großveranstaltungen die Stimme im Ohr, die in der vertrauten Sprache für Klarheit im babylonischen Sprachengewirr sorgt.

    Hoher Stresspegel: Dolmetscher genauso belastet wie Fluglotsen

    Dabei sitzt Haarkamp in der Regel mit Headset in einer Glaskabine, den Blick auf die Redner gerichtet. Gedolmetscht wird alle 20 Minuten im Wechsel mit zwei weiteren Kollegen. Diese Minuten fordern den Dolmetschern höchste Leistung und Konzentration ab. Der Stresspegel steigt dabei enorm hoch an. "Unsere Berufsgruppe ist genauso stark belastet wie die der Fluglotsen", zieht Haarkamp den Vergleich. Deshalb sei es wichtig, im Privatleben für einen angemessenen Ausgleich zu sorgen. "Die Möglichkeiten reichen hier von Schafezüchten bis zum Malen. Ich habe zum Beispiel früher die Mandalas meiner Tochter geklaut", lacht die Karlsruher Dolmetscherin.

    Man sage in einer Fremdsprache nicht das, was man will - sondern das, was man ausdrücken kann, formulierte einmal Ex-Außenminister Hans-Dieter Genscher. Wenn man nicht in der eigenen Sprache kommuniziert, geht immer etwas verloren. Durch Redner, die nicht alles sagen können. Und durch Zuhörer, die nicht alles verstehen. Reines Übersetzen reicht dabei nicht aus.

    Der Unterschied allein bei der Berufsbezeichnung: Während Übersetzer nur das geschriebene Wort schriftlich in anderen Sprachen wiedergeben, übertragen Dolmetscher das gesprochene Wort mündlich. "Wir müssen aber nicht nur die richtigen Worte finden, sondern auch die Gedanken der Menschen interpretieren", erläutert Haarkamp. Die englische Berufsbezeichnung "interpreter" sei deshalb treffender.

    "Jetzt lachen!"

    Abgeleitet wird das Wort Dolmetscher vom ungarischen Begriff tolmács, was so viel bedeutet wie "Mittler zwischen zwei Parteien". Seit dem 16. Jahrhundert existiert er Begriff Dolmetscher, wie wir ihn heute verwenden. So fungiert die Dolmetscherin ebenso als Mittlerin zwischen den Kulturen - "denn schon kleinste sprachliche Feinheiten können oftmals missverstanden werden", weiß die Expertin. Nach über 30 Jahren im Beruf ist Angelika Haarkamp noch immer von ihrem Job begeistert. "Bei uns wird Neugier bezahlt", sagt sie.

    Mit jedem neuen Job könne man auch immer neue Themen entdecken. In ihrer Karriere wurde sie dabei aber auch mit einigen amüsanten Situationen konfrontiert. "Als ich für eine deutsche Delegation im Europarat übersetzte, mit der ich seit Jahren eng zusammenarbeitete, wurde ein Witz erzählt, dessen Pointe sich schlichtweg nicht übersetzen ließ", erinnert sie sich. Kurzerhand musste Angelika Haarkamp improvisieren. "Jetzt lachen", lautete ihre schnelle Anweisung. Die Situation war gerettet. Routine könne sich in diesem Beruf eben nie ganz einstellen, erklärt Haarkamp. "Auch heute noch bringen mich etwa rasend schnelle Redner zum Schwitzen."

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