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Karlsruhe: Wenn Frauen ihre Männer schlagen - Anti-Gewalt-Training in Karlsruhe

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Wenn Frauen ihre Männer schlagen - Anti-Gewalt-Training in Karlsruhe

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    Nicht nur Männer sind Täter bei häuslicher Gewalt - auch Frauen. In Karlsruhe gibt es jetzt auch eine Anti-Gewalt-Beratung für Frauen.
    Nicht nur Männer sind Täter bei häuslicher Gewalt - auch Frauen. In Karlsruhe gibt es jetzt auch eine Anti-Gewalt-Beratung für Frauen. Foto: (Archiv)

    Häusliche Gewalt oder Partner-Gewalt ist auch in Karlsruhe ein Thema. Im Bewusstsein der Bevölkerung ist dabei der Mann meist der Täter. Der Verein für Jugendhilfe Karlsruhe bietet daher bereits seit fast zehn Jahren ein Hilfsprogramm für gewaltbereite Männer in Partnerschaften. 2001 hatte der Gemeinderat diese Beratungsstelle beschlossen, seit 2003 leitet diese der Jugendhilfeverein mit bis zu vier Anti-Gewalt-Trainings pro Jahr mit zirka 80 Teilnehmern.

    Neue Beratungsstelle für straffällige Frauen

    Immer wieder fanden dabei auch Frauen den Weg zur Anti-Gewalt-Beratung, weiß Hans Kowatsch, Fachbereichsleiter Straffälligenhilfe im Verein für Jugendhilfe. Und diese kamen nicht nur als Opfer, sondern auch als Täterinnen der häuslichen Gewalt. Die auf Männer ausgerichtete Hilfe war dabei nicht hinreichend für Frauen. "Wir haben daher beschlossen, dass wir eine Beratungsstelle für gewalttätige Frauen brauchen", so Kowatsch bei der Vorstellung des neuen Angebots.

    Auch die Stadt Karlsruhe sah den Bedarf. "Wir haben deshalb eine Konzeption aufgesetzt. Diese ist wie bei den Männern, aber mit geringen Änderungen", ergänzt Hans-Peter Menke, der seit Jahren als Konfliktberater tätig ist und die Anti-Aggressionstrainings leitet. Eine Viertel-Stelle wurde vom Gemeinderat daraufhin bewilligt, die seit Juli von Anja Pfettscher betreut wird. "Der Bedarf ist ganz schwer auszumachen", sagt sie. "Wir betreten absolutes Neuland." Seit Anfang Juli riefen drei Frauen an, die Pfettschers Hilfe in Anspruch genommen hat, eine Frau fand bereits den Weg in die Beratungsstelle.

    Hier klärt Pfettscher die Situation, auch ob eine und welche Beratung für die Frau in Frage kommt. Neben Einzelberatungen gibt es auch Gruppengespräche. Für Herbst ist dann das erste Anti-Gewalt-Training nur für Frauen geplant. Sechs gewaltbereite Frauen treffen sich hier an 16 Abenden für 3,5-stündige Einheiten. Der Verein für Jugendhilfe profitiert dabei von den Erfahrungen, die man in den Trainings mit den Männern gesammelt hat. Die Kosten der Maßnahme übernimmt die Stadt Karlsruhe. Im Training selbst soll den Teilnehmerinnen ein Konfliktlösungsmodell vorgestellt werden, zudem werden sie mit dem Geschehenen konfrontiert.

    Frauen kommen oft aus eigenem Antrieb zur Beratung

    "80 Prozent der Teilnehmer berichten von Gewalterfahrungen an sich selbst, das ist wohl auch so bei den Frauen", weiß Menke. Diesen Lauf wollen die Spezialisten unterbrechen. Bei der häuslichen Gewalt gibt es jedoch einen Unterschied zwischen Frau und Mann. Oft sei die Gewalt von Frauen reaktionär auf den Mann. "Die Frauen schämen sich dann oft als Täter und melden sich", so die Spezialisten des Vereins. Die Gewalt verläuft dabei auf anderen Ebenen und ist nicht so heftig. Allerdings gebe es auch Fälle, bei denen Männer genäht werden müssten, nachdem ihm die Frau einen Aschenbecher ins Gesicht geschlagen hat. "Frauen werfen auch oft mit Gegenständen oder bewaffnen sich beispielsweise mit einer Nagelschere", so Kowatsch. Solche Frauen kommen dann oft aus eigenem Antrieb zur Anti-Gewalt-Beratung. 

    "Wenn eine Betroffene ein Thema oder eine Frage hat, soll sie zur Beratung kommen. In einem Clearing-Gespräch schauen wir dann, wie wir mit dem Fall umgehen", so Pfettscher weiter. Erreichbar ist die Sozialpädagogin jeweils montags von 10 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 0721-50904-50. Unter der E-Mailadresse anja.pfettscher@vfj-ka.de ist sie ebenfalls zu erreichen. Weitere Informationen vom Verein für Jugendhilfe gibt es hier.

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