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Karlsruhe: Wenn die Oma auf dem Standstreifen steht - ADAC-Stauberater im Einsatz

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Wenn die Oma auf dem Standstreifen steht - ADAC-Stauberater im Einsatz

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    Die ADAC-Stauberater Martin Erkman und Andrea Sprengart
    Die ADAC-Stauberater Martin Erkman und Andrea Sprengart Foto: ErS

    Mit zwei BMW R1200RT sind die beiden Stauberater Andrea Sprengart und Martin Erkmann auf den Autobahnen der Region unterwegs. Rund 300 Kilogramm wiegt eine solche Maschine. Wie kommt frau mit diesem Schwergewicht zurecht? "Wenn man fährt, merkt man nichts vom Gewicht", lacht Sprengart. "Erst wenn man langsam fährt, wird es schwieriger, das Gleichgewicht zu halten."

    In Bruchsal nachfragen, ob der Gotthard frei ist

    An diesem Samstag ist es recht ruhig auf den Autobahnen. Selbst an der Dauerbaustelle auf der A5 bei Bruchsal staut sich der Verkehr nicht dramatisch. Die beiden stehen auf der Autobahnrastätte Bruchsal und hören die Verkehrsmeldungen im Radio. "So informieren wir uns, ob irgendwo Staus sind", erklärt Martin Erkmann. Prompt kommt ein älterer Mann auf sie zu und fragt, ob auf der A5 Richtung Süden mit Staus zu rechnen sei. "Momentan nicht", informiert Erkmann. "Das kann sich aber noch ändern." Staus voraussagen können die Stauberater leider nicht, lacht der erfahrene Stauberater. Trotzdem wünschen sich viele Reisende solche Weitsicht. "Da wird man in Bruchsal gefragt, ob der Gotthard frei ist."

    Seit 27 Jahren ist der pensonierte Fernmeldetechniker Mitglied der Stauberater-Staffel und damit von Anfang an dabei. Andrea Sprengart stieg vor zehn Jahren zum ersten Mal auf das ADAC-Motorrad. Seitdem sind die beiden meist gemeinsam unterwegs. "Wir sind ein eingespieltes Team und verstehen uns blind", berichtet Sprengart. "Im Einsatz interpretiert der eine das Verhalten des anderen, ohne lange nachzudenken. Man weiß einfach, wie der andere tickt." Das gesamte Gebiet des ADAC Nordbaden gehört zu ihrem Einsatzgebiet. In diesem liegen die A5, die A6, die A8, die A656, die B3 und die B36. 256 Einsatzkilometer betreuen die beiden an drei bis vier Wochenende zwischen Mai und September. Die anderen Wochenenden übernehmen jeweils zwei ihrer 15 Kollegen.

    Pannendienst für das Wohnmobil einer schwedischen Familie

    Samstag morgens gegen 10 Uhr beginnen die beiden ehrenamtlichen Stauberater ihre Schicht. "Wenn schon früh Staus sind, fahren wir gegen 8 Uhr los", bemerkt Erkmann. "Im Stau geben wir den Betroffenen Infos, was passiert ist - auch um sie zu beruhigen." Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Stauberater, besonders in größeren Staus, nur punktuell helfen können. Steht ein Fahrzeug mit einer Panne auf dem Standstreifen, schauen die beiden ebenfalls nach dem Rechten. "Wir helfen, die Unfallstelle abzusichern und rufen den Pannendienst", erklärt Sprengart. Häufig vergessen Leute ihr Warndreieck aufzustellen. Pannenhilfe leisten sie keine. "Das dürfen wir nicht. Außerdem haben wir das Werkzeug dafür nicht dabei."

    An diesem Tag steht das Wohnmobil einer schwedischen Familie mit einer Reifenpanne auf dem Standstreifen südlichen von Bruchsal. Der Vater versucht, einen Pannendienst über seinen schwedischen Automobilclub zu organisieren. Andrea Sprengart verständigt sich mit ihm auf Englisch und ruft direkt den deutschen Pannenservice. Nun muss die Familie nur auf das Abschleppfahrzeug warten. Das Rad kann auf keinen Fall vor Ort gewechselt werden.

    "Wenn man auf dem Standstreifen halten muss, sollte man schleunigst schauen, dass man hinter die Leitplanke kommt", rät die Mutter einer knapp einjährigen Tochter. Es seien schon zahlreiche Leute angefahren worden, weil sie versucht hätten, dort einen platten Reifen zu wechseln, wo Pkws und Lkws mit mindestens 80 Stundenkilometern an ihnen vorbeirasen. Solche Unfälle, die überwiegend tödlichen enden, haben die beiden Berater noch keine erlebt - dafür allerdings allerhand kuriose Gründe, warum Leute mal schnell auf dem Standstreifen halten mussten.

    Ehrenamtliche Arbeit und stundenlang Motorradfahren

    "Einer Frau war so schlecht, dass sie sich übergeben musste", erzählt Sprengart, die sonst als Eventmanagerin arbeitet. "Wir haben sie dann zur nächsten Apotheke eskortiert." Ein anderes Mal fanden die beiden eine ältere Dame, die neben einem Motorrad wartete. "Die Dame sollte auf das Motorrad aufpassen, während der Rest der Familie mit dem Auto zur nächsten Tankstelle fuhr, um Sprit für die Maschine zu holen", schmunzelt Sprengart. Auch orientierungslose Fahrer, wie ein Paar das zwei Stunden zwischen Baden-Baden und Rastatt herumirrte, werden von den Stauberatern "gerettet". "Das Navi des Paars war ausgefallen und die beiden standen hilflos auf dem Seitenstreifen - ohne Straßenkarte", erinnert sich Martin Erkmann.

    Gründe, einen Job zu machen, für den sie kein Geld bekommen und ihr Wochenende opfern, finden Sprengart und Erkmann ohne Nachzudenken. "Das Motorradfahren ist natürlich Motivation", sagt Erkmann, der privat keine Maschine besitzt. "Aber auch mit den Leuten zusammenzukommen und ihnen zu helfen, macht Spaß", fügt er hinzu. Wenn man keine Lust auf Menschen habe, sei das nichts. Andrea Sprengart freut sich, wenn man einfach mal Gutes tun und anderen helfen könne. "Und das Motorradfahren macht Spaß - besonders wenn man mit einem netten Kollegen unterwegs ist."

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