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Karlsruhe: Was wirklich interessiert: "JugendFilmTage" behandeln Sexualität

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Was wirklich interessiert: "JugendFilmTage" behandeln Sexualität

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    Die Jugendlichen werden mit dem Thema Safer Sex konfrontiert.
    Die Jugendlichen werden mit dem Thema Safer Sex konfrontiert. Foto: cornicious

    Heute und morgen werden sich sehen sich etwa 1.100 Schüler aus dem Karlsruher Stadt- und Landkreis im Filmpalast am ZKM zwei Filme zum Thema Liebe, Sexualität, Schwangerschaft und Aids an. Im Rahmen der dritten JugendFilmTage lädt das Gesundheitsamt sämtliche Schüler der siebten bis zehnten Klassenstufe aus den Schulen der Region zur Teilnahme ein. Auf dem Spielplan stehen die beiden Kinofilme "Laugh Out Loud" und "Kebap Connection".

    Neben den Filmen sollen die Jugendlichen vor allem die Beratungsangebote wahrnehmen, die im Foyer des Kinos bereitstehen. Dort haben verschiedene Vereine und Initiativen - wie etwa die AIDS-Hilfe oder Pro Familia - Informationsstände aufgebaut, an denen die Schüler mit Hilfe teils markanter Anschauungsobjekte oder mit Spielen an das Thema Sexualität herangeführt werden sollen.

    "Es ist wichtig, dass diese 'Starthilfe' gegeben wird", lobt der Karlsruher Umwelt- und Gesundheitsbürgermeister Klaus Stapf die Initiative bei der Eröffungsveranstaltung und erinnert sich mit einem Schmunzeln: "Zu meiner Zeit hieß das noch 'Sexualerziehung' - das musste ja schiefgehen." Tatsächlich aber geht es nicht nur um eine Starthilfe, sondern auch um gesundheitliche Prävention.

    So sieht der Erste Landesbeamte im Landratsamt, Knut Bühler, die Kampagne in einem größeren Kontext eingebunden: Aus Verwaltungssicht gehe es darum, spätere Fehlentwicklungen möglichst früh abzufangen. Das sind vor allem die Immunschwächekrankheit AIDS, aber auch ungewollte Jugendschwangerschaften oder seelische Belastungen, die etwa aus falschen Erwartungen an sich selbst entstehen. Die JugendFilmTagen seien ein gutes Instrument, Kinder und Jugendliche zu erreichen und so frühzeitig die Weichen zu stellen.

    "Montagsmalen" zum Aussprechen "peinlicher" Begriffe

    Ein wichtiges Element der Initiative: Die Eltern bleiben draußen. Nicht, dass es ein Verbot gäbe. Aber es fällt sowohl Eltern als auch Kindern oft schwer, über Sex zu sprechen. Das weiß Bürgermeister Stapf aus eigener Erfahrung als Elternteil: "Jugendliche wollen das oft nicht thematisieren. Es ist auch nicht immer ratsam, Tabus aufzubrechen - das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe."

    Als "peinlich" empfinden Kinder und Jugendlichen das Thema Sexualität häufig, weiß auch Harald Reichle vom Verein Pro Familia aus seiner Erfahrung zu berichten. An seinem Stand werden die Jugendlichen zum "Montagsmalen" eingeladen. Dabei zeichnet ein Teilnehmer einen themenbezogenen Begriff auf eine Overheadprojektor-Folie und die übrigen müssen das Wort erraten. So sprechen die Aufzuklärenden die "peinlichen" Begriffe schon einmal selbst aus. "Damit wollen wir Hemmschwellen abbauen. Wenn der Anfang gemacht ist, dann kann man auch drüber reden", erläutert Reichle.

    Schwieriges Thema: Homosexualität

    Neben der Aufklärung vor Ort sind die JugendFilmTage für die beteiligten Behörden und Vereine eine willkommene Gelegenheit, miteinander in Kontakt zu treten und sich für eine übergreifende Zusammenarbeit zu vernetzen, erklärt Michael Werner vom Gesundheitsamt Karlsruhe, der die Veranstaltung im Rahmen einer Initiative der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) leitet. Vertreten sind neben der AIDS-Hilfe, Pro Familia, Caritas und Diakonischem Werk zahlreiche weitere Vereine und Verbände.

    Mit einem Aspekt jedoch tut sich die Aufklärungsinitiative etwas schwer: "Das Thema Homosexualität ist zumindest passiv vertreten", sagt die Vertreterin der AIDS-Hilfe Karlsruhe, Claudia Cramer, und meint damit einen Info-Flyer, den ein Vertreter der "Schwulen Bewegung Karlsruhe" (Schwung) am Vormittag hinterlegt hat. Das Thema sei sehr schwierig zu behandeln, aber die AIDS-Hilfe bemühe sich, das immer wieder anzusprechen. Dennoch gebe es da leider Grenzen, räumt die Pädagogin ein. "Lesbisch ist kein Problem, aber schwul geht gar nicht", erläutert auch Harald Reichle von Pro Familia die ablehnende Haltung der meisten Jugendlichen. "Da kommen dann immer viele Sprüche." 

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