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Karlsruhe: "Was Stromausfälle angeht, haben wir in Karlsruhe eine heile Welt"

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"Was Stromausfälle angeht, haben wir in Karlsruhe eine heile Welt"

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    ka-news: Herr Schneider, die Häufungen von Stromausfällen im vergangenen Jahr und auch in diesem Jahr sind Tatsache: So fiel im Februar der Strom in Durlach, im Mai in Grötzingen und gestern im Nordwesten von Karlsruhe aus. Können Sie etwas zu den Ursachen solcher Ausfälle sagen? Handelt es sich häufiger um Unfälle oder um Probleme mit der Infrastruktur?
    Schneider: Ich würde spontan sagen, dass es sich ungefähr die Waage hält. Leider informieren sich Firmen, die in Karlsruhe bauen, häufig nicht richtig im Voraus. Dann passiert es wie in dem Fall gestern, dass eine Leitung beschädigt wird. Diese Unfälle sind natürlich höchst gefährlich für den Verursacher. Wir halten Firmen deshalb unbedingt an, sich im Vorfeld bei den Stadtwerken zu erkundigen, wo Leitungen im Boden liegen.

    Mal abgesehen von diesen Fremdeinwirkungen kann es in so einem großen Netz auch immer zu technischen Problemen kommen. Allerdings ist unsere Leittechnik heute so ausgefeilt, dass die Kunden von vielen Ausfällen gar nichts mitbekommen, weil sofort ein anderes Netz einspringt und die Versorgung übernimmt.

    ka-news: Könnten zukünftige Ausfälle aufgrund technischer Probleme durch mehr Personal oder mehr Wartungen verhindert werden?
    Schneider: Wir haben in Karlsruhe eines der am besten gewarteten Netze überhaupt. Jedes Jahr investieren die Stadtwerke Millionen Euro in die Stromnetze.

    ka-news: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, das Karlsruher Stromnetz sei marode?
    Schneider: Das ist sowas von abwegig. Die seit den 70er Jahren gebauten Ringleitungen sorgen im Vergleich zu der oft üblichen Fächerstruktur dafür, dass bei einem Ausfall nicht die folgenden Leitungen mit betroffen sind. Nur wenige Straßen sind nicht in die Ringstruktur eingebunden. Aber diese vielen Kilometer Leitungen im Boden sind eben empfindlich. Mit dem Alter hat das allerdings nichts zu tun, 30 Jahre sind kein Alter für eine Stromleitung, da besteht noch kein Grund für einen Austausch. Natürlich muss man dennoch dranbleiben und kontinuierlich investieren. Und das tun wir: Im Jahr 2008 haben die Stadtwerke 6,1 Millionen Euro allein in das Stromnetz investiert.

    ka-news: Können Sie sagen, wie lange es im Schnitt dauert, einen "normalen" Stromausfall zu beheben?
    Schneider: Bei einer Kabelbeschädigung wie gestern brauchen wir etwa 20 Minuten, bis Techniker vor Ort sind. Wir schicken immer Personal, um die Ursache und die Umstände des Ausfalls zu begutachten. Erst wenn alles aufgeklärt ist, kann die Versorgung wieder aufgebaut werden. Bei kleineren Sachen handelt es sich dagegen oft nur um Minuten, bis der Strom wieder fließt. Was Stromausfälle angeht, haben wir in Karlsruhe eine sehr heile Welt. Wirft man beispielsweise mal einen Blick ins europäische Ausland, sieht es dort ganz anders aus.

    ka-news: Wie steht Karlsruhe, beziehungsweise das Netz der Stadtwerke, im Vergleich zum Bundesdurchschnitt da? Gibt es hier wirklich eine Häufung an Stromausfällen?
    Schneider: Nein, die gibt es nicht. Statistisch gesehen liegen wir seit Jahren bei der Hälfte der Ausfallminuten, die im Bundesschnitt vorkommen. Für die letzten Jahre sieht das so aus: 2006 traten in Karlsruhe 7,9 Störungsminuten pro Einwohner pro Jahr auf, im Jahr 2007 waren es 9,8 Minuten und im vergangenen Jahr 9,9 Minuten. Im gesamten Bundesgebiet lag die Zahl im Jahr 2006 bei 21,8 Minuten, im Jahr 2007 waren es 19,25 Störungsminuten. Für 2008 verfügen wir bisher über keine Zahl, sie wird aber tendenziell auch um die 20 Minuten betragen. 

    ka-news: Glauben Sie, dass ein großer Stromausfall, wie er im Januar 2008 in Karlsruhe auftrat, die Menschen dahingehend sensibilisieren könnte, dass ihnen nachfolgende Ausfälle mehr auffallen, als es sonst der Fall gewesen wäre?
    Schneider:  Ja, das kann ich mir durchaus vorstellen. Wenn ein Stromausfall wie der gestrige auftritt, ist den Betroffenen die Ursache auch immer erst einmal egal. Wir hatten gestern über 500 Anrufe von Bürgern, die wissen wollten, was los ist und wann der Strom wieder da sein wird. Immerhin waren nach unseren Schätzungen etwa 20.000 Haushalte von dem Stromausfall betroffen. Ob es sich bei der Ursache um Fremdeinwirkung handelt oder nicht, interessiert dann nicht vorrangig.

    Wir beobachten aber auch, dass die Menschen doch bemerken, wer zuständig ist - egal um welche Art Störung es sich handelt, sei es ein Wasserschaden, ein Stromausfall oder sonstiges.

    ka-news: Herr Schneider, wir bedanken uns für das Gespräch.

    (Interview: Tanja Hamer)

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