Diese hatte bereits im September 2002, nachdem mehrere Umbau- und Reparaturarbeiten an der Thermoselectanlage durchgeführt worden waren, beim Regierungspräsidium neue Emissionsdaten angefordert. Denn, so die G.A.I.A., Veränderungen in der Müllverbrennungsanlage bewirkten auch Veränderungen in deren Emissionsverhalten. Ende Oktober erhielt die Organisation die gewünschten Zahlen. Nach der Auswertung der Daten fragt sich G.A.I.A. nun, warum Thermoselect trotz Überschreitung der Genehmigungsgrenzwerte nicht umgehend behördlich abgeschaltet wird.
Verspätete Kritik
Im Detail wirft G.A.I.A. Thermoselect vor zweimal den Grenzwert von Kohlenstoff sowie einmal den Grenzwert von Stickstoff und Quecksilber überschritten zu haben. "Ich bin verwundert, dass wir von der Kritik der G.A.I.A. erst jetzt erfahren", so Ellinghaus. Kritik sei zwar wünschenswert, doch verstehe er nicht, warum sich die Gruppe damit zwei Monate Zeit lasse. "So wichtig scheint das Thema für sie dann wohl nicht zu sein." Zu den einzelnen Grenzwertüberschreitungen selbst konnte Ellinghaus keine Stellung nehmen, die dafür zuständigen Kollegen seien noch in Weihnachtsurlaub.
Ein starker Filter als Problemlöser
Zwar räumte er ein, dass es bei Thermoselect Probleme mit der Quecksilberemission gab, "allerdings nur in dem Zeitraum als die Anlage noch im Probebetrieb war." Grund für die erhöhten Quecksilberwerte sei ein zu schwacher Filter gewesen. "Da dies für den Betreiber ein relativ kleines Problem war, baten wir um Nachbesserung des Filters. Eine Untersagung des Betriebs rechtfertigt ein schwacher Filter nicht." Sicherlich habe es auch in der Zeit nach der Genehmigung für den Dauerbetrieb Grenzwertüberschreitungen gegeben. Diese seien aber minimal und punktuell gewesen, so dass sich das Regierungspräsidium nicht zum Handeln veranlasst sah.
Ständige Messdaten aus dem Umkreis von Thermoselect gehen täglich an das Gewerbeaufsichtsamt. "Fällt dem eine gravierende Überschreitung der Grenzwerte auf, werden wir umgehend informiert um Maßnahmen zu ergreifen", so Ellinghaus. Von daher kann er auch den Vorwurf der G.A.I.A., das Regierungspräsidium protegiere die Thermoselect-Betreiber EnBW, nicht nachvollziehen. "Wenn wir das Unternehmen protegieren, warum hat uns EnBW dann wegen, ihrer Meinung nach, zu hoher Auflagen verklagt?"
Das Thema Sperrmüllverbrennung ist nicht neu
Neben angeblich zu hoher Emissionswerte prangert G.A.I.A. auch an, dass Thermoselect nach wie vor nicht ausgelastet sei. "Im sogenannten Dauerbetrieb 2002 wurden bis Mitte November 83.300 Tonnen Müll entsorgt, was nicht einmal der Hälfte der vertraglich zugesicherten Müllannahme entspricht" heißt es in der G.A.I.A.-Pressemitteilung. Auf Grund dessen soll nun auch Sperrmüll in der Thermoselect-Anlage versorgt werden. "Von Beginn an stand fest, dass in der Anlage auch Sperrmüll verbrannt werden soll. Allerdings gab es zunächst ein logistisches Problem." Doch das sei nun gelöst. "Davon abgesehen ist die Argumentation der G.A.I.A. unlogisch. Denn einerseits wollen sie die Abschaltung von Thermoselect, andererseits bemängeln sie eine zu geringe Auslastung der Anlage."