Eines kann man getrost sagen: Bundespräsident Christian Wulff beherrscht zurzeit die Medien. Allerdings ganz ungewollt. Der Druck auf das Staatsoberhaupt in der Kredit- und Medienaffäre wird immer größer, dass er alle Einzelheiten offenlegen soll.
Die Bild-Zeitung, Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau entbanden nun Wulffs Anwalt Gernot Lehr am Donnerstag von der Pflicht, ihre Rechercheergebnisse zu schützen. Diesen Grund hatte dieser genannt, warum er entgegen Wulffs TV-Ankündigung nun doch nicht alle inzwischen über 500 Einzelfragen veröffentlichen, die inzwischen eingegangen sind. Das Interesse der Medien und Öffentlichkeit ist nach wie vor ungebremst. Dennoch liest man auch immer wieder "andere" Schlagzeilen, die sich irgendwie mit der "Affäre Christian Wulff" beschäftigen.
Die Kleiderfrage
So wurde beispielsweise in den vergangenen Tagen die Frage gestellt, wer Bettina Wulffs Kleider bezahlt. Auf Anfrage zu einem Bericht des "Focus" erklärte die Pressestelle, dass es für Schmuck und Bekleidung, die Bettina Wulff bei offiziellen Anlässen trage, keine gesetzlichen Regelungen oder Richtlinien gebe. "Frau Wulff werden vereinzelt Bekleidung und Schmuck aus den im Handel käuflichen Kollektionen zur Verfügung gestellt. Diese werden durch die Familie Wulff gekauft, manchmal gegen eine Gebühr geliehen und durch sie bezahlt", so die Antwort.
Die First Lady mache keine Werbung für Mode und Schmuck, heißt es weiter. In der Modebranche ist es gängige Praxis, dass Designer zum Beispiel für Fotoshootings oder für Galaveranstaltungen Kleider an Prominente verleihen. Diese werden dann wieder zurückgebracht. "Einige Kleider wurden kostenlos bereitgestellt", zitiert das Magazin den Anwalt von Präsident Christian Wulff, Gernot Lehr.
Ein Bundespräsident verändert die Sprache
Fast schon fest im Sprachgebrauch verankert ist das neue Verb "wulffen". Zwei Bedeutungen hätten sich dabei heraus kristallisiert, so der Sprecher des Vereins Deutsche Sprache, Holger Klatte. So stehe das Verb "wulffen" zum einen für das Vollreden eines Anrufbeantworters. "Die zweite Variante bedeutet, dass man nicht direkt die Wahrheit sagt, aber auch nicht direkt als Lügner dastehen will", erläuterte der Experte, "Das heißt, dass man nicht direkt angegriffen werden kann. Aber so richtig vertrauenswürdig ist man trotzdem nicht. Wir werden sehen, ob sich eine Variante durchsetzt."
Satirisch wird die Affäre Wulff natürlich auch in anderen Bereichen aufgenommen. Für Entertainer und Moderator Harald Schmidt ist das natürlich wie ein gefundenes Fressen. "Ich sage: Mensch, Christian Wulff, wie kann man sich so in die Scheiße reiten, ganz ohne Doktorarbeit?" Fast scheint die Kredit- und Medienaffäre den Skandal um Karl-Theodor zu Guttenberg in den Schatten zu stellen.
Selbst Micky Maus nimmt den politischen Nährwert der Affäre auf
Aber auch von anderer Seite bekommt der erste Mann im Staat sein Fett weg: Im Comicheft Micky Maus, welches am 10. Februar erscheint, wird Hundepräsident Wuff auch der Rücktritt nahegelegt nachdem er mit dem "Entenkurier" aneinander gerät.
Fakt ist: Christian Wulff steht weiter unter Beschuss. Aus Sicht vieler Journalisten reicht das, was der Bundespräsident unter Transparenz versteht, lange nicht aus. Wie sehen Sie das - hat Wulff sein Transparenz-Versprechen gehalten?