Lärchennest, Ahornwipfel, Tannenhäusle - jede der Hütten in den Bäumen des Naturparks Heuchelberg trägt ihren eigenen Namen. Doch eins haben sie alle gemeinsam: Der Weg auf den Baum und der Bau ihrer vier Wände gestalteten sich für jede von ihnen steinig.
"Vergesst Maßstab und Wasserwaage"
Das Genehmigungsverfahren für die naturnahen Unterkünfte in Tripsdrill hat sich sechs Jahre gezogen, da man den besonderen Umständen des Schutzgebiets gerecht werden musste - 2006 sei das Projekt bereits ins Leben gerufen worden. Um herauszufinden, ob der Bebauungsplan der Natur nicht schadete, mussten unter anderem eine Verträglichkeitsprüfung sowie Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden. Als der Bebauungsplan 2010 schließlich durch das Landratsamt Heilbronn genehmigt wurde, übernahm Architekt Manfred Dietz die Federführung und rief die Handwerker zum ersten Hammerschlag. "Vergesst Maßstab und Wasserwaage, unsere Baumhäuser sollen aussehen wie von Hand zusammengezimmert - etwas schief eben", so die wichtigste Vorgabe von Geschäftsführer Helmut Fischer zu Beginn der Bauarbeiten. Der Auftrag mit einer Investitionssummer von rund 600.000 Euro ist wahrlich gelungen - als Tourist und Übernachtungsgast ereilt einen der Eindruck, die scheinbar provisorisch zusammengenagelten Bretter am Stamm würden sogleich in sich zusammenbrechen.
Doch bis jetzt scheint jede der, in drei bis fünf Metern Höhe stehenden, Behausungen der Traglast der Gäste Stand zu halten. "Das Bauholz Robinie ist robust", so Andreas Fischer, Resort-Leiter und Mitglied der Geschäftsführung. Entgegen Buchen- oder Eichenholz habe dieses Material zwar gut zum Projekt gepasst, jedoch sei es zuvor in Deutschland für den Einsatz beim Bau von Baumhäusern in Deutschland nicht zertifiziert gewesen. Das Hindernis änderte sich mit der Einzelfall-Zulassung des Regierungspräsidiums Tübingen, nachdem dieses das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) für ein spezielles Gutachten beauftragt hatte. Zu groß für den Baum: Nimmt man es genau, läge man mit dem Begriff "Baumhaus" eigentlich falsch, was die Unterkünfte in Tripsdrill angeht. Deutsche Richtlinien erlauben es laut Fischer nicht, Objekte in den von Tripsdrill geplanten Ausmaßen in den Baum zu hämmern - die Lösung: Statt des Stamms dienen Stelzen am Boden, die mit zwei Meter langen Schrauben verankert sind, als Fundament. Nicht zuletzt Ökostrom soll die Unterkünfte naturschonend versorgen und sie so an ihre Umgebung anpassen.
Holzeimer als Duschkopf und Wolfsgeheul als Gute-Nacht-Lied
Auf den ersten Blick scheinen die Baumhäuser wie zu groß geratene Kinderverstecke: etwas krumm und schief und irgendwie zusammen gebastelt. Doch wenn man die Treppe empor steigt und die Baumhaustür öffnet, wird man wieder daran erinnert, dass es sich um ein Resort handelt - nur eben mitten im Wald. Das spiegelt auch die Einrichtung wider: Zwei Etagen scheinen mit allem ausgestattet, was der durchschnittliche Gast von einem Hotelzimmer erwartet - Doppelbett, Kinderbett, Kühlschrank, Kaffeemaschine, Flachbild-TV und Fußbodenheizung im Winter. Doch kleine, zum Teil gewollte, Feinheiten erinnern an die Umgebung: Der Duschkopf versteckt sich in einem Holzwassereimer und die Nase muss sich mit dem doch starken Holzgeruch anfreunden. Hinzu kommt: Statt Schäfchen können die Bewohner eher die Rufe der Wölfe zählen, denn diese sind ihre unmittelbaren Nachbarn im Wald von Tripsdrill. "Der ein oder andere verbrachte deswegen schon eine unruhige Nacht im Baumhaus, wobei besonders die Kinder oft Panik kriegen und zu den Eltern ins Bett krabbeln", schmunzelt Fischer. Angst vor Feuer bräuchten die Gäste außerdem nicht haben - das brandempfängliche Häuschen sei durch Rauchmelder und Blitzschutz gesichert. Rauchen bleibe in den vier Wänden jedoch strikt verboten.
Der Großteil der Besucher reise laut Fischer mit Kindern an - wobei die Baumhäuser mit ihren je sechs Betten genau auf diese Zielgruppe ausgerichtet seien. Meist werde eine Übernachtung in Verbindung mit dem Eintritt im Erlebnis- und Wildpark gebucht. Aber auch Business- und Hochzeitsgäste sowie Touristen aus Japan, Peru und anderen fernen Ländern verschlage es nach Tripsdrill. Zum Frühstück muss man derzeit noch spazieren, denn dieses wird in der "Wildsauschenke" wenige hundert Meter entfernt angeboten - ein neues Restaurant in unmittelbarer Nähe sei derzeit aber in Planung. Auch weitere Baumhäuser sollen entstehen - "die Resonanz ist unglaublich, wir sind bis zum Ende der Saison im November an allen Wochenenden ausgebucht", so Fischer begeistert.
Außergewöhnlich übernachten kann man im Tripsdrill-Park zum anderen auch in zwanzig Schäferwagen. In diese Karren passt jedoch nicht viel mehr als ein Bett und ein Tisch - ein Sanitärhaus ergänzt das etwas andere Resort. Doch Cleebronn ist nicht die einzige Heimat eines kuriosen Hotelparks in Baden-Württemberg: Das V8-Hotel in Stuttgart hat sich auf einem ehemaligen Flughafenareal angesiedelt und erlaubt den Gästen eine Nacht in, zu Betten ausgebauten, Oldtimern.