Auf 128 Seiten und mit 138 Abbildungen zieht die Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Christine Beil einen bunten und unterhaltsamen Bogen von der Entstehung bis in die Zukunft des Karlsruher Zoos. Daten, politische und historische Fakten, Baugeschichte, wichtige Persönlichkeiten und natürlich ein Blick auf die Tiere und deren Haltung im Wandel der Jahrhunderte hat dieses intensiv recherchierte Werk aus der Reihe "Häuser- und Baugeschichte" des Stadtarchivs zu bieten.
Damit ist es - wer hätte es geglaubt - tatsächlich die erste Publikation, die sich einzig und allein dem Karlsruher Zoo widmet. Und Christine Beil kann auch gleich mit einer kleinen "Sensation" aufwarten: Denn eröffnet wurde der Zoo nicht, wie oft geschrieben am 9. sondern bereits am 8. September 1865.
Damals ging die Einrichtung eines "Tiergartens" auf den Wunsch der Bevölkerung zurück - zur Finanzierung wurden "Aktien" verkauft. Für eine Stadt von der damaligen Größe Karlsruhes sei eine solche Bewegung durchaus ungewöhnlich gewesen, Zoos gab es vorher nur in echten Großstädten. Aber die Karlsruher setzten ihren Willen durch und konnten schon 1865 "ihren" Tiergarten einweihen.
Von der Menagerie zum Artenschutz
Neben zahlreichen Kindheitserinnerungen - quer durch alle Generationen - bietet das Buch aber auch einen durchaus kritischen Blick auf die - manchmal recht brutale - Geschichte der Tierhaltung. Vom kleinen Gitterkäfig, in dem man auf wenig Raum möglichst viel Exotik präsentieren wollte, über die "hygienisch einwandfreien" aber wenig tierfreundlichen Kachelkäfige bis hin zu den "Erlebniswelten", in denen man die Zootiere heute bestaunen kann, zeigt das Buch, wie sich das Verhältnis "Mensch - Tier" über die Jahrhunderte gewandelt hat.
Heute sehe man die Tiere im Zoo quasi als Botschafter für jene in der freien Wildbahn, erklärt der neue Zoodirektor Matthias Reinschmidt - sie stünden für den Artenschutz und die Arterhaltung, was auch in der Zukunft eine "totale Neuausrichtung des Zoos" bedeute.
"Das Buch zeigt den Wandel im Zoo: von der Menagerie zum Repräsentanten für den Artenschutz", bringt es Christine Beil auf den Punkt. Und auch die Wandlung vom Dompteur über den klassischen Zoowärter bishin zum Tierpfleger, der mittlerweile quasi eine Art Dienstleister für die Tiere ist. Material für einen zweiten Teil gebe es noch viel, ergänzt sie lächelnd - vielleicht zum nächsten Jubiläum in 25 Jahren.