Mit dabei waren Vertreter des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Stadt Karlsruhe, des Regierungspräsidiums, der Gemeinderatsfraktionen, der Bundeswehr, der Reservistenkameradschaft Karlsruhe, des Sozialverbandes VDK und der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine.
Angeführt von Oberbürgermeister Frank Mentrup, Angehörigen der Bundeswehr und der Reservistenkameradschaft Karlsruhe, zogen die Anwesenden zunächst vom Hauptfriedhof zum Jüdischen Friedhof. Hier wurden sie von Solange Rosenberg, der Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde begrüßt. "Wir treffen uns jedes Jahr hier, um der jüdischen Soldaten zu gedenken, die als glühende Patrioten für ihr Vaterland in den Krieg gezogen und für Deutschland gefallen sind", erklärte Solange Rosenberg. "Wir tun dies stellvertretend für die Familien dieser Soldaten - Familien, die gewissermaßen ausgelöscht wurden."

Derzeit dienen circa 300 jüdische Soldaten in der Bundeswehr. Ein Teil dieser haben zu Hause immer noch Familienangehörige, die wie durch ein Wunder den Holocaust überlebt haben. Solange Rosenberg erzählt von dem im Bundestag 2019 beschlossenen Staatsvertrag mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland, der vorsieht, zehn Militärrabbiner zu ernennen. "Man kann ihn als historischen Staatsvertrag benennen", sagte Rosenberg. Es dürfe keinen Weg zurück geben. Frank Mentrup legte einen Kranz für die von den Nationalsozialisten ermordeten Karlsruher Juden nieder. "Wir sind auf dem Weg der Normalisierung", sagte er und sprach seine Anerkennung und Dank an Frau Rosenberg aus.
Der zweite Teil der Veranstaltung fand vor dem Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Hauptfriedhof statt. Angehörige der Bundeswehr und der Reservistenkameradschaft Karlsruhe trugen die großen Kränze durch das Gelände des Hauptfriedhofs und vorbei am Denkmal für die Luftkriegsopfer im Zweiten Weltkrieg. Bei düsterer Musik von der begleitenden Kapelle nahmen die Anwesenden ihre Plätze ein.
Dekan Schalla: Welt muss enkeltauglich gemacht werden
Zunächst übernahm Thomas Schalla, Dekan der evangelischen Kirche, das Wort. Dieser Tag des Gedenkens nehme einen besonderen Platz in der Geschichte ein - einen Tag, an dem wir an die gestorbenen Soldaten und die Ermordeten in den Kriegen denken. "Wir haben noch Erinnerungs- und Trauerarbeit zu leisten", sagte Schalla. "Wir werden die Reichweite des Friedens erreichen, wenn wir die Welt enkeltauglich machen." Schalla prangerte auch die Missachtung der Menschenwürde und den Umgang mit anderen Menschen zum eigenen Vorteil an. "Die historische Schuld der deutschen Nation spielt eine große Rolle," sagte er. "Heute stehen besonders die Kriege im Mittelpunkt - wir erkennen unsere Schuld an und wir brauchen diesen Tag für die Erinnerung, wir brauchen diese öffentlichen Symbole für die Versöhnung."

Der Volkstrauertag sei eine Mahnung zum Frieden, sagte Schalla, und Demut sei die Voraussetzung dafür. "Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an die Soldaten, die in den Weltkriegen starben, an die Menschen, die durch Kriegshandlungen ihr Leben verloren, und an die Menschen, die verfolgt und getötet wurden", sagte Mentrup in seiner anschließenden Rede. Mentrup erinnert auch an die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, an die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, an die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte und an Leute, die durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
"Unser Leben steht aber im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt." Von den Angehörigen der Bundeswehr und der Reservistenkameradschaft Karlsruhe wurden Kränze am Denkmal für alle Gestorbenen und Opfer gelegt. Tom Høyem, Gemeinderat der FDP-Fraktion, nahm auch Teil an der heutigen Veranstaltung. "Demut war das Hauptthema von Dekan Schalla", sagte er. "Genau so fühle ich mich auch an einem Tag wie heute."
Høyem; "Ich bin dankbar dafür, wie erstaunlich die Entwicklung in nur einer Generation sein kann"
Geboren 1941 mitten im Zweiten Weltkrieg im deutsch besetzten Dänemark ist Høyem seit 20 Jahren mit einer deutschen Frau verheiratet. "Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, gerade weil Deutschland, mehr als jedes andere Land, das ich kenne, sich integriert, diese schreckliche Geschichte aufgearbeitet und daraus gelernt hat", erklärt er.
Høyem ist seit fast 20 Jahren gewähltes Mitglied des Karlsruher Gemeinderats. "Das macht mich demütig", sagte er. "Und an jedem Volkstrauertag bin ich dankbar, wenn ich daran denke, wie erstaunlich die Entwicklung in nur einer Generation sein kann. Von Krieg und Feinden zu Frieden und Freunden."