"Wir verstehen unsere Kultur als Bildungsangebot und wir orientieren uns an den kulturellen Bedürfnissen der Besucher", sagte Velhagen, als sie ihr Haus, das Tollhaus, besonders in den Blickpunkt ihres Vortrags rückte. Das Publikum bringe dem Kulturzentrum ein hohes Vertrauen entgegen, weil dort die gewünschte Qualität an Veranstaltungen geboten werde. Mit Zitaten aus dem Gästebuch belegte die Leiterin diese Aussage. Grundsätzlich werde das Sponsoring, "die Begegnung von Kultur und Wirtschaft", begrüßt. Velhagen: "Das Präsenzangebot der Kulturschaffenden ist vielschichtig." Im Tollhaus reiche das bis hin zu "VIP-Empfängen" nach der Aufführung für die Sponsoren.
Bei den Beispielen des Kultursponsorings im Tollhaus stand unter anderem Tesion als Hauptsponsor des "Zeltivals" im Mittelpunkt. Gerne würde die Referentin auch ein Regionalsponsoring mit SAP eingehen. Doch Anfragen seien bislang unbeantwortet geblieben. "Wir sind nun mal nicht im Rhein-Neckar-Dreieck", schlussfolgerte sie. Als "problematisch" schilderte sie die Zusammenarbeit mit den Medien. "Sie scheuen sich davor", so Velhagen, "die unterstützenden Firmen zu nennen." Was natürlich weder die Veranstalter noch die Sponsoren verstehen können.
Die Stadtverwaltung als "Türöffner der Wirtschaft" gefragt
Für den richtigen Ansatz seitens der Kulturschaffenden stellt sie zwei Fragen in den Raum: "Welchen Kulturbegriff hat ein Unternehmen?" und "Wie misst ein Unternehmen den Erfolg von Sponsoring?" Außerdem sieht die Sprecherin der Subkultur bei der Tagung die Politiker in der Pflicht. "Sie sollen als Vermittler zwischen Kultur und Wirtschaft dienen", so ihr Anliegen. Die "Türöffner-Arbeit" dürfe sich nicht nur auf städtische Veranstaltungen beschränken.
"Woran sollen sich die Kulturschaffenden bei der Suche nach Sponsoren richten?", warf in der anschließenden Diskussion auch Ullrich Eidenmüller ins Feld. Ein Besucher äußerte die Angst, dass durch das Sponsoring die breite Masse angesprochen werden soll. Kleine Veranstaltungen und dringend förderungsbedürftige Kunst falle da immer unter den Tisch. "Bei uns fallen auch große Projekte untern Tisch", entgegnete Brauereichef Hoepfner. "Auf der anderen Seite unterstützen wir auch viele kleine Veranstalter und Organisationen." Angesprochen auf die Pflege der Sponsoren sagte Britta Velhagen: "Ich denke, wir machen da keinen Fehler und wir machen auch, selbst wenn Sponsoren abspringen, mit unserer Arbeit im Haus auch so weiter."
Von einem immer härteren Verteilungskampf der Sponsorengeld sprach Siegfried Kreiner an dieser Stelle. Außerdem seien die Sponsorenverträge sehr hart geworden. Mit anderen Worten: Die Veranstalter müssen gegenüber den Geldgebern buchstäblich die Hosen runterlassen. Es bedarf laut dem Gründer des Sandkorn Theaters weitaus mehr Treffen und Gespräche bis ein Sponsorenvertrag abgeschlossen werde, als das früher der Fall gewesen sei. Entscheidend seien jedoch weiterhin die persönlichen Kontakte. Und wichtig wäre es auch "politisch frei zu sein, sonst gibt's Probleme".