Nach einem vielversprechenden Start bei den statischen Wettbewerben hieß es für die Teammitglieder von "HighSpeed Racing" am Sonntag dann nur noch einpacken. "Wir sind in der neunten von insgesamt 28 Runden ausgeschieden", erklärt Christian, Teamleiter Motor und Antrieb. "Es sind Probleme mit der Motorsteuerung aufgetreten, aber den genauen Fehler erkennen wir hoffentlich schnell anhand der Motordaten."
Wichtige Teile für den F-105 wurden mit großer Verspätung angeliefert, Tests auf der Rennstrecke entfielen im Vorfeld des Heimrennens. "Dafür werden wir aber in den nächsten Wochen bis zum Rennen in Italien viele Tests fahren und das Potential des Wagens ausreizen". Enttäuschter zeigte sich Rafael, der einzige Fahrer, der am Wochenende den Kurzeinsatz absolvierte: "Beim Gewicht und beim gesamten Konzept haben wir gute Fortschritte erzielt, aber ohne Tests war überhaupt keine Abstimmung möglich."
Red Bull und Selters
Auch Nachtschichten in Hockenheim brachten am F-105 nicht den gewünschten Erfolg auf der Rennstrecke. Beim Beschleunigungsrennen reichte es für Platz 16, beim Autocross zum 37. Platz. Vor den Fahrübungen stand zunächst die technische Abnahme des Wagens, die Präsentation des Businessplans und weitere Prüfungen, die alle gut bestanden wurden. So reichte es am Ende noch zu einem Platz im Mittelfeld, trotz des Ausfalls im Rennen. Erstmals startete "HighSpeed Karlsruhe" mit zwei Fahrzeugen, neben dem F-105 mit Verbrennungsmotor, auch mit einem Elektroantrieb im E-105.
Der E-105 musste ganz in der Boxengasse bleiben, auch hier waren Verzögerungen bei den Zulieferern Schuld. Projektleiter Guarav Sharma konnte dennoch ein positives Fazit ziehen. "Natürlich sind wir ein bißchen enttäuscht, aber die Judges waren mit unserer Arbeit sehr zufrieden. Wir haben ein sehr leichtes Auto mit nur 260 Kilogramm, die Fahrzeuge der Konkurrenz wiegen oftmals 300 Kilogramm."
Überzeugen konnten beide Karlsruher Teams bei den Businessplänen für die Elektrofahrzeuge. Platz 1 ging an "KA Raceing" vom KIT, "HighSpeed Karlsruhe" von der Hochschule für Technik und Wirtschaft erreichte den sechsten Platz und verfehlte nur um einen Punkt die Teilnahme am Finale um den besten Businessplan. In der Gesamtwertung der Elektrofahrzeuge erreichte "KA Raceing" den fünften Platz, "HighSpeed Karlsruhe" sicherte sich Platz 19.
Über 70.000 Ingenieure fehlen
Tausende Arbeitsstunden investieren die Teammitglieder in den Bau der Rennboliden, manchmal leidet auch das Studium unter dem Engagement. Aber der Einsatz lohnt sich, denn die Formula Student ist nicht nur ein Motorsport-Event für Studenten, es ist eine riesige Stellenbörse für angehende Ingenieure. "Es macht viel Spaß, auch wenn es auch mal anstrengend ist. Und hier kann man unglaublich viel lernen und gute Kontakte knüpfen". Marcel, im ersten Semester Fahrzeugtechnologie, konnte in Hockenheim reinschnuppern und wird ab Herbst am neuen Rennwagen für die nächste Saison mitarbeiten. "Die Teams helfen sich untereinander auch mal aus, aber die besten Kontakte sind natürlich zu den Judges und Sponsoren", erklärt Melanie, die den Businessplan für das Team "HighSpeed Karlsruhe" präsentierte.
Genau diese Kontakte möchte der Veranstalter der Formula Student Germany auch gezielt herstellen. Der Verband der deutschen Ingenieure e.V. (VDI) richtet den Wettbewerb bereits zum sechsten Mal aus und möchte mit der Nachwuchsförderung auch den Industriestandort stärken. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Ingenieurlücke mit über 76.000 nicht besetzten Stellen im Juli ihren historischen Höhepunkt erreicht hat, ist die Formula Student ein enorm wichtiges Nachwuchsförderprojekt, erläuterte Volker Wanduch, stellvertretender VDI-Direktor.
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