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Karlsruhe: Verwaltung im studentischen Selbstversuch: Das HaDiKo

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Verwaltung im studentischen Selbstversuch: Das HaDiKo

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    Das HaDiKo ist das größte von Studenten selbstverwaltete Wohnheim Deutschlands
    Das HaDiKo ist das größte von Studenten selbstverwaltete Wohnheim Deutschlands Foto: ka-news

    Auf den ersten Blick sieht alles aus wie ein gewöhnliches Studentenwohnheim: Große Häuserblöcke, lange Flure, Aufenthaltsräume und Gemeinschaftsbäder. Aber das Hans-Dickmann-Kolleg im Karlsruher Osten, das von den Studenten liebevoll nur HaDiKo genannt wird, ist etwas Besonderes: Es ist das größte selbstverwaltete Studentenwohnheim Deutschlands.

    Organisiert wie eine Kleinstadt

    Vom Bierverkauf über das Internetnetzwerk bis zum Wäsche waschen: Alle anfallenden Probleme und Arbeiten werden von den Studenten selbst verwaltet.  "Hier hilft man sich gegenseitig. Das ist das A und O", sagt der 25-jährige Meteorolgiestudent Andreas Riehl.

    Das HaDiKo ist organisiert wie eine kleine Stadt. Es gibt zwar keinen Bürgermeister, aber etliche Räte, Parlamente und Ausschüsse, die das Leben im und ums Wohnheim regeln. Jeder Flur wählt auf einer Flurversammlung einen Flursprecher, diese wiederum bilden zusammen mit den Haussprechern sowie einem Kontrollrat das Hausparlament.

    Jeder ist stimmberechtigt

    Ein Flur besteht aus elf Zimmern, einer gemeinsamen Küche, Gemeinschaftsbädern sowie einem Aufenthaltsraum. Das HaDiKo beherbergt 944 Studenten aus der ganzen Welt und besteht aus fünf Gebäudekomplexen, K1 bis K5 genannt. Das älteste Gebäude wurde 1956 erbaut, der modernste Anbau im Jahr 2007 errichtet. Die Warmmiete beträgt 160 bis 220 Euro bei Zimmergrößen zwischen neun und fünfzehn Quadratmetern.

    Die gewählten Haus- und Flursprecher vertreten bei den Versammlungen die Interessen ihres Flures und Hauses. Das Hausparlament tagt etwa drei Mal während des Semesters und behandelt alle hausinternen Angelegenheiten. Bei der Hausvollversammlung, einem erweiterten Hausparlament, ist jeder Hausbewohner stimmberechtigt; zudem besteht Anwesenheitspflicht.

    Gesunde Mischung aus aller Welt

    Wer im HaDiKo wohnt, sollte zu einer Mitarbeit auf dem Flur oder im Wohnheim bereit sein. "Es wird nicht verlangt, dass sich die Studenten gleich zur Wahl des Haussprechers aufstellen", sagt Mark Saniter, Haussprecher im K4 - das Amt des Haussprechers beansprucht sechs bis zehn Stunden wöchentlich. Denn neben den regelmäßigen Hausversammlungen und Verwaltungsaufgaben stehen die Haussprecher jederzeit für die kleinen und großen Sorgen der Hausgemeinschaft bereit. Riehl, seit einem halben Jahr Haussprecher, weiß:  "Haussprecher wird man aus Überzeugung". Immerhin: Aktive Haussprecher dürfen mietfrei im HaDiKo wohnen.

    Die Hausgemeinschaft entscheidet auch über die Aufnahme zukünftiger Bewohner. Bei Aufnahmegesprächen wird darauf geachtet, dass auf jedem Flur eine gesunde Mischung zusammentrifft. So werden Kulturen, aber auch die Fachrichtungen und Geschlechter gemischt. "Wir gucken, dass nicht nur Computerspezialisten auf einem Flur wohnen", erklärt Saniter.

    Eigenes Internet- und Telefonnetz

    Die maximale Wohndauer im HadiKo beträgt zehn Semester. Für jedes Amt, das ein Student ausführt, werden Wohnzeitpunkte verteilt. Somit kann die  Wohnzeit verlängert werden. Ämter gibt es im HaDiKo viele. Neben dem Bierminister, der den Getränkeverkauf im Haus organisiert, gibt es auch eine Nähmaschinenministerin, die - wie der Name schon sagt - eine Nähmaschine verwaltet und bei Bedarf ausleiht.

    Außerdem gibt es etliche Arbeitskreise (AK). Der AK Foto betreibt ein Fotolabor und Fotostudio. Hier können Interessierte Technikkurse belegen oder günstig Passfotos schießen lassen. Im AK Metall und AK Holz können Bastler in gut ausgerüsteten Werkstätten vor sich hin werkeln. Während im AK Sport gemeinsam mit Kommilitonen die Ausdauer trainiert wird, sorgen im HaDiNet-Ausschuss Informatik-Studenten für den reibungslosen Betrieb des hauseigenen Internetnetzwerks. Das Telefon- und Internetnetz wurde eigenhändig verlegt.

    "Ein mittelständisches Unternehmen"

    Jeder Bewohner des HadiKo hat die Möglichkeit, sein Können und Talent mit einzubringen und kann einen eigenen AK dazu gründen.  "Wenn es finanzierbar ist, dann ist fast jede Idee umsetzbar", erklärt Olga Trapsch, die Leiterin des Festkomitees.

    Die Haupteinnahmequelle des HaDiKo ist der Waschraum. Hier kann jeder Student für 50 Cent pro Waschgang seine Wäsche reinigen. Außerdem erhebt jeder Flur einen kleinen Beitrag für gemeinschaftliche Lebensmittel wie Zucker und Salz. So kommen etwa 6.000 Euro Umsatz monatlich zusammen. Der angehende Wirtschaftsingenieur Saniter folgert: "Wir sind ein mittelständisches Unternehmen."

    Mit den Einnahmen werden neue Räume eingerichtet, Arbeitskreise gegründet und notwendige Anschaffungen getätigt. So entstand ein Basketball- und Grillplatz. Außerdem stehen für die Studenten ein Bandproberaum sowie fünf Barräume, die auch für private Zwecke gemietet werden können, zur Verfügung.

    Hans Dickmann war ein beliebter Professor

    Das Wohnheim wird von einem privaten Verein, dem Studentenwohnheim der Universität (TH) Karlsruhe e. V., getragen, zu dem auch noch die Wohnheime Hans Freudenberg-Kolleg, Studentenhochhaus Insterburg sowie das Kolleg am Ring gehören. Damit gehört der Verein mit rund 1.222 Betten zu den größten Anbietern studentischen Wohnraums in Karlsruhe. Der Träger übernimmt die wirtschaftliche Verwaltung wie das Festsetzen der Miete und technische Instandhaltung.

    Hans Dickmann (1909 bis 1957), der Namensgeber des innovativen Wohnheims, war Professor an der Universität und genoss bei den Studenten hohes Ansehen.

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