Gunter Lott, bei der Stadt Karlsruhe für die Verkehrslenkung zuständig, beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja: "Schon in den darauffolgenden Weihnachtswochen hat sich das System bewährt." Die Staus in der Innenstädten seien weitaus kürzer geworden: "Nehmen Sie beispielsweise das Parkhaus Karstadt. Vor der Einführung des Parkleitsystems hat sich der Verkehr oft bis zur Kriegsstraße gestaut. Heute reicht der Rückstau maximal bis zur Erbprinzenstraße, das ist maximal die Hälfte." Besonders das Ziel einer Verteilung der Verkehrslast auf alle Parkhäuser der Stadt habe verwirklicht werden können: "Das Parkhaus am Schloßplatz wurde erst durch die Hinweistafeln wirklich bekannt."
Umweltschützer kritisieren widersprüchliche Verkehrspolitik
Johannes Meister, Vorstandsmitglied der "Bürgeraktion Umweltschutz Zentrales Oberrheingebiet" (BUZO), steht dem Parkleitsystem kritischer gegenüber. Als besonderes Ärgernis betrachtet er die Tafeln, die am Stadtrand für die rund 5.000 Parkplätze in der Innenstadt werben: "Da dieses Schilder nur über die theoretisch freien Parkplätze informieren, werden Autofahrer geradezu in die Innenstadt gelockt." Das tatsächliche Parkplatzangebot sei dann wesentlich geringer. Nur auf den Hinweistafeln im Zentrum wird die Zahl der freien Parkplätze alle fünf Minuten aktualisiert.
"Durch das Parkleitsystem wird der Versuch konterkariert, die Leute zum Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr zu bewegen", so Meister. Als Beispiel führt er den Parkplatz am Fächerbad an: "Der Karlsruher Verkehrsverbund stellt dort 300 kostenlose Parkplätze zur Verfügung, um den Umstieg auf die Straßenbahn zu erleichtern. Doch zugleich informiert ein Schild über die freien Parkplätze in der Innenstadt." Die Autofahrer würden dadurch verführt, in die Stadt zu fahren. Grundsätzlich solle stärker versucht werden, die Innenstadt autofrei zu halten.
Parkleitsystem als Instrument zur Verkehrssteuerung
Für Lott hat sich besonders die Neuordnung des Stadtgebiets in vier Verkehrszonen bewährt: "Wir unterscheiden in die Zonen Nord, Süd, West und Ost. Das höchste Verkehrsaufkommen haben wir in der Südzone, zu der auch die Innenstadt gehört." Durch die Hinweisschilder würden nicht nur die vorhandenen Parkhäuser besser genutzt: "Da die Leute die freien Parkplätze aufsuchen, verlagert sich der Verkehr auf das gesamte Stadtgebiet." Auch in den Stoßzeiten sei daher die Verkehrsbelastung an den Problempunkten zurückgegangen: "Unser Wunsch, den Verkehr durch das Parkleitsystem besser zu kontrollieren, ist in Erfüllung gegangen."
Seit Ende letzten Jahres sind Informationen über die Parksituation auch im Internet erhältlich (ka-news berichtete). "Auch dieses Angebot wird sehr gut angenommen", sagt Lott. Das Problem der vermeintlich irreführenden Hinweisschilder am Stadtrand kann allerdings auch durch dieses Angebot nicht wettgemacht werden. Meister bleibt ohnehin bei seiner grundsätzlichen Kritik: "Wenn man den Öffentlichen Nahverkehr fördern möchte, sollte man nicht gleichzeitig die Fahrt mit dem Auto bis ins Zentrum erleichtern."