Bei diesem Selbstversuch erhalten die Teilnehmer eine Vorstellung davon, wie beschwerlich das Leben im Alter sein kann. Denn mit Hilfe des Spezialanzugs können die typischen krankheits- und altersbedingten Einschränkungen von Senioren auch für jüngere Menschen erlebbar gemacht werden: Kraftverlust, Gelenkversteifung, Koordinationsprobleme, Augenerkrankungen oder Schwerhörigkeit. '
Denn vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, ist es den VBK wichtig, die Belegschaft auf die steigende Zahl älterer Fahrgäste durch intensive Weiterbildungsmaßnahmen vorzubereiten.
Spezieller Anzug, der die Fahrer "altern" lässt
Gut fünf Minuten brauchen die Teilnehmer zum Anlegen des 25 Kilogramm schweren Spezialanzuges, der sie um 40 Jahre älter werden lässt. Eine Gewichtsweste und schwere Manschetten an Hand- und Fußgelenken simulieren die nachlassende körperliche Kraft, Bandagen an Beinen und Ellenbogen versteifen die Gelenke, eine Halskrause schränkt die Beweglichkeit des Kopfes ein und Kopfhörer sorgen für die alterstypische Hochtonschwerhörigkeit.

"Natürlich erlebt jeder Mensch das Alter ganz unterschiedlich und all diese Einschränkungen müssen nicht immer so geballt auftreten wie bei diesem Training", betont Patrick Keßler, der diese Weiterbildung im VBK-Fahrbetrieb zusammen mit Andreas König leitet. "Aber uns ist wichtig, bei diesem Perspektivwechsel einen Aha-Effekt hervorzurufen und das funktioniert nur, indem wir bei diesem Selbstversuch maximale Einschränkungen simulieren", so Keßler.
Vorstellung für das Leben im Alter schaffen
Der GERT-Anzug kostet 2.500 Euro und wird auch zu Ausbildungszwecken an Kliniken, Altenpflegeschulen oder auch für Forschungsprojekte an Hochschulen verwendet. Auch bei der internen Schulung der VBK hat sich dieses Instrument als sinnvolle Ergänzung zu einem theoretischen Ausbildungsteil bewährt, die Rückmeldungen der Teilnehmer sind durchweg positiv.
"Es geht bei diesem Training ja nicht darum, aus unseren Fahrern den perfekten Altenpfleger zu machen. Sondern wir möchten bei unseren Kollegen Verständnis für die Verhaltensweisen älterer Menschen entwickeln. Denn oft fehlt die Vorstellungskraft, wie sich das Leben im Alter tatsächlich anfühlt. Und Vieles, was für uns selbstverständlich ist, wird im Alter zur Herausforderung", erklärt König. "Mit dem GERT können wir praxisnah vermitteln, warum ein älterer Fahrgast mit einem Rollator deutlich länger beim Ein- und Ausstieg in die Bahn braucht."
Teil der GERT-Ausrüstung ist auch ein Koffer mit verschiedenen Spezialbrillen. "Damit werden unterschiedliche Augenkrankheiten, etwa der graue Star oder eine Netzhautablösung simuliert. Somit können die Kursteilnehmer eindrucksvoll erfahren, wie schwierig es sein kann, in einer Bahn ein Ticket an einem Fahrscheinautomaten zu lösen, wenn man das Display nur noch schemenhaft erkennt", sagt Keßler.