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Karlsruhe: Uwe an der Tür: So gibt's keinen Ärger mit diesem Karlsruher Türsteher

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Uwe an der Tür: So gibt's keinen Ärger mit diesem Karlsruher Türsteher

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    Uwe an der Tür: So gibt's keinen Ärger mit diesem Karlsruher Türsteher
    Uwe an der Tür: So gibt's keinen Ärger mit diesem Karlsruher Türsteher Foto: rh

    Uwe Wagner war gerade einmal 17 Jahre alt, als er in der Sicherheitsbranche startete - und er war nicht gerade das, was man sich unter dem Klischee eines Türstehers vorstellt. Als Kampfsportler war er zwar "etwas stabiler", wie er im Gespräch mit ka-news erzählt. Aber sonst sei er vom Typ eher "Teenager von nebenan"  gewesen statt vom Typ Rausschmeißer aus dem Rotlichtmilieu, der Boxer- oder der Hooligan-Szene, so Wagner. Mit seinen 1,86 Metern zählte der heute 38-Jährige tatsächlich zu den Kleinsten in der Türsteher-Szene.

    Doch wie wurde Uwe Türsteher? Ein Bekannter hatte ihn damals gefragt, ob er nicht an einer Disco aushelfen und sich so ein wenig Geld dazuverdienen wolle. "Damals war es noch so, dass man als Neuling auch die Garderobe mitmachen musste", erzählt Wagner, "meist stand man hinten und hat die älteren Kollegen beobachtet, wie diese handeln." 21 Jahre ist das inzwischen her- und der Job habe sich seither enorm verändert.

    Die Mär vom bösen Rausschmeißer

    Das beginnt bereits bei der Einstellung. Heute braucht jeder Türsteher, so wie alle Mitarbeiter im Wachschutz, einen "Türsteher-Schein", den sogenannten "Schein 34a". Soll heißen: Eine Sicherheitsprüfung ist in diesem Gewerbe Pflicht. Doch das ist nicht die einzige Änderung: Nicht Muskelkraft, sondern Kommunikation ist heute vor der Tür gefragt. "Früher hat man angesagt, wie es zu laufen hat. Und wenn das nicht so gelaufen ist, folgten  härtere Maßnahmen", meint der Sicherheitsexperte. "Heute wird viel mehr geredet und diskutiert."

    Häufiger Streitpunkt: die Kleidung der Gäste. "Der Discotheken-Betreiber legt eine Kleiderordnung fest. Nicht selten kommen Leute allerdings mit Bermuda-Shorst an - wenn nicht gerade eine Hawai-Party stattfindet, dann kommen die dann eben nicht rein", beschreibt der langjährige Türsteher seine Arbeit. Ebenfalls problematisch werde die Situation dann, wenn ein betrunkener Gast den Club verlassen müsse. "Da ist Streit programmiert."

    Immer wieder müsse man dann auch Beleidigungen einstecken. "Manche behaupten dann, sie würden nicht reinkommen, da ich ein Nazi wäre", so Wagner, "dabei hat das damit gar nichts zu tun." Bei allem Ärger müsse man als Türsteher dennoch einen kühlen Kopf bewahren. "Da muss man drüber stehen. Man braucht in diesem Job ein dickes Fell", findet Wagner. Auch wenn das nicht immer einfach ist. "Wenn es gegen die eigenen Kinder oder die Frau geht, muss ich teilweise eine Runde drehen, um mich wieder beruhigen."

    Nachtschichten, Alkoholopfer und Beiss-Attacken

    Manchmal helfe aber alles Reden nichts - dann muss Wagner auch mal mit einem gekonnten Griff zugreifen. "Die schönsten Tage sind die, an denen nichts passiert", meint Türsteher Uwe. Zwar habe die Gewaltbereitschaft in den Clubs abgenommen, allerdings würden die Gäste deutlich mehr trinken. Absturz ist hier programmiert. "Da gehen schon mal sehr viele Flaschen über die Theke. Bei den jungen Leuten frage ich mich manchmal schon, wo die das Geld dafür hernehmen."

    Was Alkohol aus Menschen machen kann, musste Wagner auch schon am eigenen Leib erfahren. Vor einigen Jahren habe ein betrunkener Stammgast, als er ihn hinausleiten wollte, zugebissen. "Der hatte meinen kompletten Daumen im Mund. Der hat so fest zugebissen, dass der Finger vermutlich ab gewesen wäre, wenn ich keine Handschuhe getragen hätte", erzählt Wagner. Das Resultat: eine Sehnenverletzung und eine Krankschreibung von sieben Tagen. "Man erlebt schon einiges, man muss wirklich immer auf alles gefasst sein." Inzwischen ist die Tür für Wagner allerdings mehr ein Hobby. Der Grund: Der 38-Jährige ist Ehemann und Vater. Risiko und Nachtschichten ließen sich nur schlecht mit dem Familienleben vereinbaren.

     "Heute gehen Partys erst gegen 22 Uhr los", so der Türsteher, "wenn man erst morgens um sechs Uhr heim kommt, hat man nicht viel von seiner Familie." Außerdem wolle er sich auch Zeit für den VfB 05 Knielingen aufbringen, wo Wagner ehrenamtlicher Jugendtrainer ist. Inzwischen ist er bei Daimler beschäftigt und arbeitet nur noch nebenberuflich an der Tür. "Drei Jahre war ich sogar ganz weg", meint der 38-Jährige. Ganz aufgeben kann und will er die Sicherheitsbranche dennoch nicht. Gelegentliche Auftritte in TV-Sendungen bei Kabel1 und Sat1, aber auch der Nervenkitzel brachten ihn wieder zurück. "Die Tür ist eine Sucht."

    5 Tipps - so gibt's keinen Ärger mit "Uwe an der Tür":

    • Ein Abend unter Männern? Von Vorteil ist es, eine Frau dabei zu haben. "Jungs feiern erfahrungsgemäß anders, wenn Mädels dabei sind", meint der Sicherheitsexperte.
    • Dresscode checken: Wenn die Kleidung nicht angemessen ist, kommt man an "Uwe an der Tür" nicht vorbei. Da hilft auch kein Diskutieren. "Wenn man gut angezogen ist, gibt es keine Probleme."
    • Knigge gilt auch in der Großraumdisco: "Weibliche Gäste oder die Bedienung belästigen oder gar antatschen, ist ein absolutes No-Go!", meint Wagner. Wer die Finger nicht bei sich behalten kann, kassiert schnell ein Hausverbot.
    • Vorglühen ist gut und schön - man sollte es allerdings nicht übertreiben. "Alles in Maßen", rät Wagner, "wer betrunken ist, kommt nicht rein - auch nicht, wenn er eine Reservierung hat."
    • Ein nettes Lächeln und ein Händedruck können schon viel bewirken: Der Sicherheitsexperte verlässt sich bei der Auswahl der Gäste auf sein Bauchgefühl. Wer positiv im Gedächtnis bleibt, hat einen entscheidenden Vorteil: "Spätestens wenn es am Wochenende voll ist, wird die Stammkundschaft bevorzugt." Es ist also nicht verkehrt, wenn der Türsteher das Gesicht wiedererkennt.

    Uwe mal in Aktion erleben? Hier geht's zur Facebook-Seite von "Uwe an der Tür".

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