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Umweltpreisträger Mattheck

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Umweltpreisträger Mattheck

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    Professor Claus Mattheck, der Mann mit dem ungewöhnlichen Äußeren, löst physikalische Probleme im Wald - und schreibt über seine profundes Wissen lieber mit farbigen Cartoons ausgeschmückte Bilderfibeln, als trockene Lehrbücher. Bäume sind seine Passion. Lange wurde der 1978 aus - dem damals noch sozialistischen - Sachsen abgeschobene Dissident verlacht. Inzwischen sei er sogar so etwas wie ein Popstar, heißt es. "Der Baumschüler", nannte ihn kürzlich ein Wirtschaftsmagazin, das vor allem nach Hintergründen sucht, nach den Zusammenhängen.

    1996 schrieb er sein Wissen erstmals in einem Büchlein nieder

    "Das Gesicht eines Abenteurers erzählt mehr als das eines Stubenhockers. Das lässt sich auf Bäume sogar exakt wissenschaftlich anwenden", sagt Claus Mattheck voller Überzeugung. Seine Erkenntnis: "Ein Baum, der viel erlitten hat durch Sturm, Blitz oder Menschenhand wird sich durch angepasstes Wachstum selber öfter reparieren müssen und daher eine interessantere Baumgestalt aufweisen, als einer, der nur windgeschützt sein Leben verbringt". 1996 schrieb er sein Wissen erstmals populärwissenschaftlich nieder, ließ den "Stupsi" für sich sprechen.

    "Der Stupsi ist ursprünglich ein Igel", sagt er. "Stupsi" ist die Leitfigur des Büchleins, mit dem Claus Mattheck für Laien höchst unkonventionell über die "Körpersprache" der Bäume, und seine langjährigen Erfahrungen der Naturbeobachtung, berichtet. Und wiederholt Preise etwa den für verständliche Wissenschaftspublizistik, dafür einheimste. Er hat inzwischen viele Preise gewonnen: den wohl renommiertesten und höchst dotierten mit dem "Deutschen Umweltpreis 2003", von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. "Meine schönste Preisverleihung", ließ er einst wissen.

    Der Dissident aus Sachsen wurde mit badischem Preis geehrt

    Besonders ehrenhaft, so sagt er, war für den bescheiden wirkenden Hünen der Preis der Akademie der Wissenschaft in Brandenburg im Jahr 1998, gestiftet, wie es sich für einen mittlerweile fest im Südwesten verankerten gebürtigen Sachsen gehört, von der Gottlieb-Daimler und Karl-Benz-Stiftung mit Sitz im nordbadischen Ladenburg. Doch mit dem persönlichen Nutzen aus seinen Erkenntnissen will es der "Baumprofessor" am Forschungszentrum Karlsruhe nicht übertreiben. Bei neuesten Forschungsergebnissen verzichtet er teilweise auf Lizenzgebühren, weil er will dass diese "unters Volk kommen".

    Der Arbeitsraum des Baumexperten liegt im Kellergeschoss des Blocks 420, hinter seinem Schreibtisch türmen sich Regale voller exotischer Holzexponate. Hier fühlt sich Claus Mattheck wohl, der diplomierte Physiker, und - im streng wissenschaftlichen Sinne - Professor für Biomechanik. "Es gibt keinen Tag wo ich ins Büro fahre und mich nicht freue", zeigt er sich mit seinem beruflichen Werdegang im Einklang. Im "Stupsi" schwingt auch teilweise seine eigene Lebensgeschichte mit.

    Claus Mattheck, geistiger Vater des kleinen Cartoon-Helden und Abteilungsleiter für Biomechanik am Institut für Materialforschung II des Forschungszentrums Karlsruhe, wirkt geradezu besessen von der Idee einer Wissenschaft für jedermann: Der Eins-Neunzig-Mann mit Schüttelfrisur, Sonnenbrille und Ziegenlederanzug, wie man ihn sich in Kurzbeschreibung vorstellen kann, ist in jeder Lebenslage kreativ.

    "Bäume lügen nicht, sie lügen niemals!", sagt die Figur "Stupsi"

    "Manchmal haben die Bäume dicke Bäuche. Dann reparieren sie irgendeinen inneren Schaden … So erzählen Bäume uns in ihrer Körpersprache, was ihnen fehlt", lässt er seine Kunstfigur "Stupsi" erklären, das Werk, das es mittlerweile in sieben Sprachen zu kaufen gibt. Auf seine belaubten und benadelten Freunde lässt der kleine Igel nichts kommen: "Bäume lügen nicht, sie lügen niemals!" - Diese Wahrheiten hat er auch in seinem neuesten Werk dargelegt, dem Büchlein "Verborgene Gestaltgesetze der Natur", das er als "den größten Wurf in seiner 27 Jahre währenden Tätigkeit am Forschungszentrum" beschreibt.

    Als einer seiner Zuhörer nach einem Vortrag mal fragte: "Wie wird man eigentlich wie Sie?", fiel die Antwort überraschend aus: "Zwei Jahre Stasi-Knast." Genauer: Zwei Jahre und drei Tage. Sagt der Mann, der wirkt wie ein Baum!

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