Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche und des Staates Vatikanstadt eingeladen im deutschen Parlament eine Rede zu halten. Benedikt XVI. werde der erste Papst sein, der vor dem Bundestag spricht. Alle Bundestagsfraktion hatten dem zugestimmt. Dennoch haben rund 100 Bundestagsabgeordnete von Grünen, SPD und Linke angekündigt, die Papst-Rede zu boykottieren.
Zwölf fremde Staatsoberhäupter sprachen bereits im Bundestag
CDU-Fraktionschef Volker Kauder nennt den Boykott "beschämend". In einer Demokratie könne jeder Kritik an einer Person äußern. Man müsse ihm aber zuerst zuhören. Der Papst komme schließlich auch als Staatsoberhaupt nach Deutschland - und reiht sich mit seiner Rede in eine Reihe aus zwölf anderen Staatsoberhäuptern ein, die bisher im Parlament sprechen durften, darunter George W. Bush, Wladimir Putin, Jacques Chirac und Michail Gorbatschow.
Den Besuch nehmen gleichzeitig eine Vielzahl von Organisationen zum Anlass, Kritik am Pontifex und der katholischen Kirche zu äußern. So zum Beispiel die Grüne Jugend Baden-Württemberg. "Eine breite gesellschaftliche Debatte über die Ansichten, die vom Papst und Teilen der katholischen Kirche hinsichtlich gesellschaftspolitischer Fragen vertreten werden, wäre notwendiger“, stellt Jessica Messinger, Landessprecherin der Grünen Jugend Baden-Württemberg, fest.
Zahlreiche Gläubige freuen sich auf den Papstbesuch
"Indem er die Gleichberechtigung von Mann und Frau leugnet, das Verbot von Kondomen fordert und gegenüber Lesben, Schwulen und Transgendern eine mittelalterliche Haltung an den Tag legt, missachtet er grundlegende Menschenrechte“, spitzt Marcel Emmerich, Landessprecher der Grünen Jugend Baden-Württemberg, die Kritik noch zu.
Dagegen freuen sich zahlreiche Gläubige darauf, dass der in Bayern geborene Benedikt XVI. durch sein Heimatland reist. Allein in Freiburg werden zum großen Gottesdienst mit dem Pontifex fast 100.000 Gläubige erwartet. Auch zahlreiche Gläubige aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe werden nach Freiburg fahren, um mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche zu beten.
Die Papst-Rede wird live übertragen
So treten beispielsweise rund 50 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13 und 30 Jahren aus der Seelsorgeeinheit Stutensee am Samstag die Reise in den Breisgau an, um unter anderem an der abendlichen Vigilfeier mit dem Papst zu erleben. Andere Gemeinden verfolgen den Gottesdienst am Sonntag auf Großbildleinwand - so auch die Gemeinde Sankt Ulrich in Mörsch.
Wer nicht beim Papstbesuch vor Ort sein kann, hat die Möglichkeit, die Rede des Papst und den Gottesdienst am Fernsehen zu verfolgen. Das Erste überträgt am Donnerstag zwischen 15.55 Uhr und 20.45 Uhr unter anderem live aus dem Bundestag und der Olympiastadion.