Seit Mittwoch steht das Thema Organspende bei der Gesundheitsministerkonferenz in Frankfurt auf der Tagesordnung."Ich erwarte auf der Konferenz eine kontroverse Diskussion, gehe aber davon aus, dass letztlich eine Einigung erzielt wird", sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsminister Norbert Bischoff (SPD) der Nachrichtenagentur dpa. Nach jahrelangen Debatten müsse dies endlich geschehen, damit ein neues Gesetz am 1. Januar 2012 in Kraft treten könne.
"Organspende ist persönliche Angelegenheit"
Bischoff sagte, er werde sich bei dem Treffen der Gesundheitsminister für die Widerspruchslösung stark machen. Diese sieht vor, dass jeder nach seinem Hirntod zum Organspender werden kann, sofern er dem zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat.
Unions-Fraktionschef Volker Kauder lehnt eine solche Lösung dagegen ab. Der CDU-Politiker unterstrich in der Zeitung "Die Welt": "Organspenden sind eine höchstpersönliche Angelegenheit. Sie betreffen die menschliche Würde, die auch nach dem Tod zu achten ist. Deshalb darf es hier keinen staatlichen Zwang geben." Er halte zwar die Überlegung für richtig, dass der Staat einmal an die Bürger herantrete und sie frage, ob sie zur Spende bereit wären. Doch dabei dürfe nicht mehr geschehen, als "dass der Staat seine Bürger schlicht fragt" - etwa bei der Aushändigung des Führerscheins.
Organspende - welche Lösung ist die Beste?
"Die Menschen wären aber selbstverständlich frei, ob sie einen entsprechenden Fragebogen überhaupt beantworten. Sie könnten ihn auch wegwerfen", sagte Kauder. Auch die Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), sagte der Zeitung: "Eine automatische Regelung, wie sie die Widerspruchslösung vorsieht, halte ich für nicht vermittelbar." Sie fügte hinzu: "Für Tausende von Schwerkranken ist es überlebenswichtig, dass wir uns der Debatte über den Umgang mit der Organspende stellen und dann im größtmöglichen Konsens entscheiden."
Des Weiteren wird über eine Entscheidungslösung diskutiert. Hierbei soll jeder Bürger zu seiner Bereitschaft für oder gegen die Organspende befragt und dies auf dem Personalausweis, Führerschein oder der Krankenversicherungskarte dokumentiert werden. Es könnte auch möglich sein, keine Antwort zu geben."Wir erwarten, dass bei einer gesetzlichen Einführung der Entscheidungslösung mehr als bisher über das Für und Wider der Organspende informiert und nachgedacht wird", meint Dieter Bernhardt vom Patientenverband Lebertransplantierte Deutschland.
12.500 Deutsche warten auf Organe
Derzeit gilt die Zustimmungslösung, wonach ein Mensch schon zu Lebzeiten einer Organspende zugestimmt haben muss oder Angehörigen eines Hirntoten Ja sagen müssen.
Von den derzeit in Deutschland mehr als 12.500 registrierten Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, stirbt jedes Jahr etwa ein Drittel vor der rettenden Transplantation.
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