Eine makabere, aber nicht paradoxe Situation. Der Moment für einen Krieg scheint günstig gewählt, schließlich blickt die Welt in diesen Tagen vor allem ins ferne China. Mittlerweile sind russische Truppen von der abtrünnigen Region Abchasien aus nach Georgien einmarschiert, Moskau hat einen georgischen Vorschlag für einen Waffenstillstand zurückgewiesen. Gleichzeitig beschuldigen sich Georgiens Präsident Michail Saakaschwili und Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew wechselseitig, für die Eskalation verantwortlich zu sein.
Es geht um geostrategische Interessen und Energieverbindungen, Prestige, Nationalstolz, Unabhängigkeitsbestrebungen. Und doch: Die Frontlinien am Kaukasus sind für westliche Beobachter schwer auszumachen. Wer ist der "Schuldige"? Fernsehjournalisten berichten, bei ihrer Arbeit von allen beteiligten Kriegsparteien behindert zu werden, dass es schwer sei, an Bildmaterial zu kommen. Den um Verständnis bemühten Beobachter beschleicht das Gefühl, nur einen Teil der Wahrheit zu erfahren.
Wieder einmal scheint sich zu bewahrheiten: Wer den Krieg gewinnen will, muss auch die Hoheit über das mediale Schlachtfeld gewinnen. Die Kriege im Irak, in Afghanistan, im Kosovo und Ex-Jugoslawien haben gezeigt, wie groß die Macht der Bilder ist. Dieser Geschichte scheint am Kaukasus ein weiteres Kapitel hinzugefügt zu werden. Trauen Sie den Fernsehbildern und glauben Sie, aufgrund der bisherigen Berichterstattung gut informiert zu sein? Kann es so etwas wie unabhängige, ausgewogene Kriegsberichterstattung überhaupt geben? Machen Sie mit bei der aktuellen ka-news-Umfrage.