Erst nachdem der Streit zwischen den Mädchen eskaliert und Nicole bereits durch mehrere Messerstiche schwer verletzt war, kümmerte sich ein Passant um das am Boden liegende Mädchen (ka-news berichtete). Aus seiner persönlichen Betroffenheit macht Ferrini, Jugend- und Ausländerbeauftragter des Bürgervereins Mühlburg, keinen Hehl. Sein Sohn Maurizio war seit zwei Jahren Nicoles Freund: "Ich habe eine Tochter verloren."
Engagement als Trauerarbeit
Angesichts der Diskussion über zunehmende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen möchte Ferrini aber auch klar stellen, dass man nicht alle Jugendlichen über einen Kamm scheren dürfe. Umso mehr freut er sich über das Engagement der Freunde Nicoles: Wie fast alle in ihrer Clique war Nicole aktives Mitglied im Bürgerverein Mühlburg. Gewalt oder Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen gebe es hier nicht. Nicole, die von Freunden als ruhiges, freundliches Mädchen beschrieben wurde, sei das beste Beispiel dafür gewesen; sie hatte zuletzt ein Freiwilliges Soziales Jahr am Städtischen Klinikum absolviert. "Diese Jungs und Mädchen zeigen uns allen, dass es auch Jugendliche gibt, die nicht nur rumhängen und alte Leute erschrecken, sondern im Gegenteil sich um andere Leute kümmern. Der Bürgerverein Mühlburg ist stolz, solche Jugendliche im Verein zu haben."
Freunde und Bekannte Nicoles auf ihrem Weg zum Hauptfriedhof (Foto: ka-news) |
Bis zu Nicoles Tod waren ihre Freunde tagtäglich im Krankenhaus, "schmückten" den Tatort am Kronenplatz, stellten gerahmte Fotos des Opfer auf und trafen sich jeden Tag dort, um nach dem Rechten zu sehen. Auch die Initiative für den Trauermarsch ging von den jungen Leuten aus. Um die mit Nicoles Konterfei bedruckten T-Shirts finanzieren zu können, zogen sie durch die Kaiserstraße und baten bei Geschäftsleuten um Spenden. Ein jugendlicher Teilnehmer am Trauermarsch legte Wert auf die Feststellung, dass es kleine Geschäfte gewesen seien, die Geld gegeben haben: "Von den großen Kaufhäusern gab es gar nichts."
Jugendliche haben Spendenkonto eröffnet
Am vergangenen Montag hatten sie zudem im Soccer Center Karlsruhe ein Fußballturnier zu Ehren Nicoles gespielt - die Mannschaft trat in denselben Trauer-Shirts an, die die Jugendlichen auch während des Trauermarschs trugen. Nach fünf Minuten wurde das Spiel für eine Schweigeminute unterbrochen: "Es war eine Stille, wie ich es vorher noch nie erlebt habe", erinnert sich Ferrini.
Weitere Aktionen sind bereits gelaufen oder werden noch stattfinden, wie er berichtet: "Am Stadtfest am Samstag werden wir noch einmal mit den T-Shirts am Draisinenrennen teilnehmen. Dennis Ferrini, der ältere Bruder von Maurizio, wird in unserem Namen am Rennen teilnehmen. Ich selber werde am Sonntag im Namen des Bürgervereins Mühlburg und zu Ehren von Nicole auch am Rennen teilnehmen." Zur Unterstützung von Nicoles alleinerziehender Mutter haben die Jugendlichen ein Spendenkonto eingerichtet. Die zudem schwerbehinderte Frau wäre nach Ferrinis Aussage mit den Kosten für die Trauerfeier schlicht überfordert.
Wer die Familie unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf das nachfolgende Konto tun:
Spendenkonto Nicole Sparkasse Karlsruhe Bankleitzahl 660 501 01 Kontonummer 10 20 26 06 08