Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Tote Hose in der Kaiserstraße?

Karlsruhe

Tote Hose in der Kaiserstraße?

    • |
    • |

    Die Denkschrift, die am gestrigen Mittwochabend im Stephansaal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, umfasst 19 Seiten und bewertet die vorgeschlagene Kombi-Lösung der Stadtverwaltung. Nach Auffassung der Professoren, Werner Rothengatter, Bernd Scholl und Dirk Zumkeller bieten neue Linienführungen auf der Kriegsstraße eine bessere Erschließung des südlichen Innenstadtbereichs. Da nach Ansicht der Experten jedoch die Kriegsstraßenlinien im Kombi-Modell primär nur eine "Überlauffunktion" besitzen, "dominiert und präjudiziert bei dieser Lösung die ÖPNV-Planung die Stadtentwicklung." Im Klartext meint dies: Nach Meinung der Wissenschaftler ordnet sich bei der Kombi-Lösung die Stadtentwicklung dem öffentlichen Nahverkehr unter.

    Fußgängerzone ohne Straba kann Attraktivität steigern

    Die Forscher bestreiten nicht, dass ein Tunnel auch Vorteile hat: Der Langsamfahrbereich in der Fußgängerzone würde entfallen, ebenso querende Straßen. Die Zuverlässigkeit des Taktes könne gesteigert werden. Allerdings werde die Leistungsfähigkeit der Strecke dadurch gemindert, dass vom Fahren auf Sicht abgerückt werden müsse. Gefahren wird dann nämlich nach elektrisch gesichertem Blockabstand. Dies sei vor allem am Gleisdreieck Marktplatz ein Problem.

    Beispiel Köln: Außerhalb derGeschäftszeiten herrscht eher Flaute (Foto: pr)

    Der am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung arbeitende Professor Rothengatter kommt in der Denkschrift zu dem Ergebnis, dass eine ÖPNV-freie Fußgängerzone die Anziehungskraft steigern und zu einer neuen Aufenthaltsqualität führen würde. Aber: "Außerhalb der starken Geschäftszeiten besteht das Risiko, dass sich die Kaiserstraße zu einem 'toten Schlauch' entwickelt". Und Rothengatter spricht auch das aus, was die Stadtoberen selbstverständlich nicht gerne hören: "Bereits heute gilt, dass die Kaiserstraße kein hervorgehobenes Attraktionszentrum für Aktivitäten außerhalb des Einkaufszwecks darstellt."

    Experten: Raus mit den Bahnen auf die Kriegsstraße

    Kritik wird an der Tatsache geübt, dass beim Bürgerentscheid die Kombi-Lösung nur als Komlett-Paket oder gar nicht zu haben sein wird. Viel lieber sähen es Rothengatter, Scholl und Zumkeller, wenn der Kriegsstraßen-Umbau mit einer eventuellen Deckelung für den Individualverkehr getrennt vom Tunnel für die Kaiserstraße abgestimmt werden könne. Der Alternativ-Vorschlag lautet deshalb: Weg von der Kombi-Lösung , hin zu einer Entlastung des "funktionierenden Systems Kaiserstraße", was bedeutet: Raus mit den großen Stadtbahnen auf die Kriegsstraße, die Trams fahren oberirdisch weiter.

    In der Denkschrift geht es auch um interessante Beispiele aus anderen Städten. Professor Bernd Scholl vom Institut für Städtebau und Landesplanung zeichnet die ÖPNV-Abwicklung von Zürich nach, die ebenfalls aus einer ober- und unterirdischen Lösung besteht, wobei die Straßenbahnen auch weiterhin durch die dortige Fußgängerzone rollt. Wichtig ist den Wissenschaftlern, dass sie ihre Denkschrift als eigenständige Forschungsarbeit betrachten und nicht von der Universität Karlsruhe in Auftrag gegeben worden sei. In den vergangenen Tagen hatte es zwischen Universitätsleitung und Oberbürgermeister Heinz Fenrich Irritationen darüber gegeben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden