Claassens Äußerungen bezögen sich jedoch lediglich auf das Thermoselect Engagement der EnBW, so das Schweizer Unternehmen. Keinesfalls könne er die Erfahrungen in Karlsruhe verallgemeinern. Die Thermoselect-Technologie hätte sich bewährt, auch wenn Claassen etwas anderes vermittelt haben sollte.
Ups and downs in Karlsruhe
Als Beispiel seien die erheblich unter den gesetzlichen Vorschriften liegenden Emissionswerte in Karlsruhe zu nennen. Hier habe das Verfahren die niedrigsten Emissionen in ganz Europa erreicht. Umweltschonende Methoden sind erfahrungsgemäß nicht günstig. Trotz dieser Spitzenwerte, sei die Anlage aber günstig genug, um eine Entsorgungsgebühr von 140 Euro pro Tonne zu fordern. Das seien 90 Euro weniger als der baden-württembergische Durchschnittspreis.
Thermoselectanlage Karlsruhe (Foto: pr) |
Die von Claassen angesprochenen Verluste seien standortspezifische Aufwendungen gewesen. Beispielsweise liefen die Planungen ursprünglich auf eine Müllverbrennungsanlage hinaus. Die Umstellung bedeutete einen Aufwand in zweistelliger Millionenhöhe. Die Grundstückssanierung im Rheinhafen sei ungewöhnlich teuer gewesen, ebenfalls aufwendig seien Maßnahmen zur Stabilisierung des Baugrunds durch Pfählung gewesen.
Ohne zwingende gesetzliche Notwendigkeit hätte EnBW eine Vielzahl von Änderungen an der Anlage durchgeführt, die sowohl zu einer kostenintensiven einjährigen Verzögerung des Projekts, als auch zu einer erheblichen Erhöhung der Investitions- und Betriebskosten der Anlage geführt haben sollen. Erste Konsequenzen wurden anscheinend bereits gezogen. Der Geschäftsleiter der Thermoselectanlage Karlsruhe verließ das Unternehmen auf eigenen Wunsch, wie es von seinem ehemaligen Sekretariat aus hieß.
EnBW: Unzutreffende Behauptungen
Weltweit stoße das Thermoselect-Verfahren auf positive Resonanz. Zwei Anlagen in Japan würden die wirtschaftliche Rentabilität beweisen, drei weitere Anlagen befänden sich im selben Land momentan im Bau. In Italien, Polen Irland und den Vereinigten Staaten seien Anlagen konkret in Planung. Das sei Beleg genug für die wirtschaftliche Rentabilität des Verfahrens.
Die EnBW bestreitet ihrerseits, das Thermoselectverfahren in ein negatives Bild gerückt zu haben. Somit bestünde auch keinerlei Grund, weshalb Claassen künftig Äußerungen zu diesem Thema unterlassen sollte. Claassen habe die offizielle Sichtweise des EnBW-Vorstandes geäußert und für Schadensersatzansprüche bestünde "nicht einmal ansatzweise eine Grundlage". Sollte Thermoselect S.A. Locarno weitere "unzutreffende Behauptungen" machen, behalte sich EnBW weitere rechtliche Schritte vor.