Die kommende Saison wirft ihre Schatten jetzt voraus: Wenn der Karlsruher SC in die 2. Liga aufsteigen sollte - das Szenario ist aktuell durchaus denkbar - verstößt der Verein gegen die Lizenzierungsauflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL). Der Grund: Es fehlt ein Dach und die Fans - überwiegend Gäste - stehen im Regen auf der provisorischen Südtribüne.

Der KSC wurde über die Ablehnung der Ausnahmegenehmigung am Dienstagabend informiert - und reagierte mit Unverständnis in einer entsprechenden Pressemeldung. Die Stadt wiederum lud daraufhin etwas überrumpelt am Mittwochmittag zur Pressekonferenz: Der Eigenbetrieb "Fußballstadion im Wildpark" (EIBS) und Stadtoberhaupt Frank Mentrup wollten ihre Sicht der Dinge darstellen und vor allem die Frage klären: Wie geht's weiter? Kritik gab es von Oberbürgermeister vor allem an der Informationspolitik des KSC.
Mentrup: "Es gab immer einen Plan C"
Die Dachtribünenfrage ist keine neue: Bekannter, bevorzugter Plan der Stadt Karlsruhe war es, beide Dächer im Februar mit Option zu bestellen. Der Gemeinderat votierte dagegen - Plan B war gefragt, man bestellte ein Dach und hoffte auf die Ausnahmegenehmigung vonseiten des Fussballbundes. Diese hat nicht geklappt, nun ist Plan C gefragt.
KSC-Stadion Tribünen
"Wir sind nicht blauäugig an die Sache mit den Dächern herangegangen", sagt Oberbürgermeister Frank Mentrup im Rahmen eines Pressegesprächs am Tag nach der Bekanntgabe des KSC. "Wir haben uns immer noch auf einen Plan C eingestellt: Dass wir bis Ende August ein Dach auf die Südtribüne bauen können!" Jedoch ist das Stadtoberhaupt von der DFL enttäuscht. "Ich nehme die Entscheidung zur Kenntnis, bin aber über die DFL befremdet", so Frank Mentrup weiter.

Auch über das Vorgehen des KSC ist Frank Mentrup enttäuscht. "Dass sich das Präsidium gegenüber den Gemeinderäten so auslässt, kann ich nur mit Kopfschütteln hinnehmen", sagt der Oberbürgermeister. "Die beiden Tribünen ist ein Entgegenkommen, wenn der KSC wirklich aufsteigt!" Er fordert daher eine Entschuldigung an die Gemeinderäte.
Widerspruch einlegen, DFL kontaktieren
Und er findet klare Worte an den Verein, hat sich bereits an Geschäftsführer Michael Becker gewandt. "Wir haben den KSC aufgefordert, Widerspruch gegen die Entscheidung einzulegen!" Das Verfahren der Lizenzierung sei sehr vielschichtig und der Karlsruher SC hat nun die Möglichkeit, Beschwerde gegen die Ablehnung der Ausnahmeregelung einzureichen. "Sieben Tage sind Zeit, daher verstehe ich die aggressive Hektik des Vereins nicht!"

Denn eigentlich, so Mentrup weiter, hätte er sich ein "Hurra" vom KSC gewünscht, denn die DFL hat mit der Lizenzierung, wenn auch mit Auflage, die Wirtschaftlichkeit bescheinigt. "Was die Problematik mit dem Dach über der Südtribüne angeht, werde ich persönlich mit der DFL Kontakt aufnehmen, denn ich kann nicht erkennen, warum sie nicht in der Lage sind, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen", so Mentrup im Pressegespräch weiter. "Die Stadt finanziert das Stadion aus öffentlichen Mitteln und über 800.000 Euro für ein Dach abzuverlangen, ist nicht nachvollziehbar!"
Mehrkosten für zweites Dach
Da liegt nun die Krux: Hätten beide Dächer im Februar noch knapp 660.000 Euro pro Dach gekostet, lag der Preis bei der Einzelbestellung für das Dach der Nordtribüne nun wesentlich höher: 785.000 Euro soll es kosten. Wenn nun der Gemeinderat im Mai über das andere provisorische Dach abstimmt - sofern die DFL nicht der Ausnahme zustimmt - dann würden sich die Kosten für das Süd-Dach auf 820.000 Euro belaufen.
"Eine Einzelanfertigung ist teurer", erklärt Werner Merkel, Leiter des städtischen Eigenbetriebs (EIBS) auf Nachfrage von ka-news. "Und wenn wir bis zum Stichtag 1. September fertig sein wollen, müssten wir noch eine Beschleunigungszuschlag zahlen. Daher auch der höhere Preis!"

Nun liegt der Ball zunächst beim KSC, denn der soll nach den Wünschen des Oberbürgermeisters Widerspruch einlegen. "Wir halten das für rausgeschmissenes Geld", sagt OB Frank Mentrup und verweist damit auf die Standdauer des Südtribüne von 14 Monaten. Und Werner Merkel ergänzt: "Bis zum 9. Mai brauchen wir ein Feedback von der DFL in Bezug auf die Ausnahmegenehmigung, dann tagt der EIBS einen Tag später - um am 14. Mai könnte im Gemeinderat erneut über ein Tribünendach abgestimmt werden!"

Somit kann der EIBS, der verantwortlich für den Neubau ist, das Dach bereits am 15. Mai bestellen. "Sollte der KSC in die Relegation müssen, dann beauftragen wir das am 29. Mai", so Merkel im Gespräch mit ka-news weiter. Denn: "Der Beschluss des Gemeinderates wird nur unter Vorbehalt eines Aufstieges formuliert!" Heißt: ohne Aufstieg, kein Dach!
Am Mittwochabend meldete sich erneut der KSC zu Wort: Man wolle gegen die Auflage der DFL fristgerecht Beschwerde einlegen. "Bereits am heutigen Mittwochvormittag haben wir unseren Rechtsanwalt beauftragt, die Beschwerde gegen die Entscheidung vorzubereiten. Dabei stehen wir in engem Austausch mit der Stadt Karlsruhe", so das KSC-Präsidium und Geschäftsführer Michael Becker in entsprechender Pressinformation.
Der Artikel wurde nachträglich aktualisiert: Am Mittwochabend versendete der KSC die Presseinformation, dass der Verein eine entsprechende Beschwerde gegen die DFL-Entscheidung vorbereitet.
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