Der 18. Geburtstag markiert für viele junge Autofahrer den Anfang einer ganz neuen Mobilität: Ohne Begleitperson und ohne Elterntaxi kann der Nachwuchs sich dann auf weitere Weg machen. In Karlsruhe scheint es aber so, als würden viele Führerscheinanwärter vergleichsweise lange auf ihren "Lappen" warten müssen. Besser gesagt auf die Prüfung am Ende der Fahrschulzeit.
Steffen Denker von der Fahrschule "easy2drive" ist einer der Fahrlehrer, der von dem Problemen beim TÜV berichtet. Es sei ein "harter Kampf mit dem TÜV, wenn es um Plätze für die praktische Prüfung geht". Das bestätigen auch andere Fahrschulen, die anonym bleiben wollen. Sie sprechen von einer "Geduldsprobe", da es zu wenig Termine und Informationen gibt. Es könne nichts geplant werden. Kurioserweise berichtet eine Fahrschule davon, dass sie überhaupt keine Probleme hat, "es läuft alles prima", heißt es hier.

TÜV Süd hat Software-Probleme
Der Ursprung der Verärgerung liegt in einer neuen Software und einer Prozessumstellung bei der Organisation der Fahrprüfungen, das seit diesem Sommer beim TÜV zum Einsatz kommt. Über diese Software müssen die Fahrschulen ihre Prüflinge einbuchen und können so Termine für die Prüfung reservieren - eigentlich. Denn in der Realität funktioniert die Software nicht so, wie beispielsweise in Hamburg. Dort wurde das Programm vor der Einführung beim TÜV Süd nämlich getestet.
Jetzt also die Probleme für die Fahrschulen. Deren Verbandsvorsitzender, Jochen Klima, übt im Gespräch mit ka-news Kritik: "Aus Sicht der Fahrschulen war es nicht hinnehmbar, dass der TÜV ein unzureichend getestetes Programm an den Start gebracht hat." Das System habe schlicht zu wenig Prüfungsplätze zur Verfügung gestellt. "Deshalb konnten die Fahrschulen ihre fertig ausgebildeten Fahrschüler nicht zeitnah nach Abschluss der Ausbildung zur Prüfung vorstellen", so Klima weiter.

Daten, Zahlungen und Termine verschwinden einfach
Weiter hätten Fahrschulen keinen Kontakt mit dem TÜV aufnehmen können: Mails blieben unbeantwortet, Telefonleitungen seien durchgängig besetzt gewesen. Zudem seien Daten verschwunden und Zahlungen der Fahrschüler nicht richtig verbucht worden.
Der TÜV selbst bestätigt indessen die Probleme, die aber "insbesondere auch durch erhöhten Bedarf an Fahrerlaubnisprüfungen entstanden sind." Die in Hamburg erfolgreich getestete neue Software sollte bei der Organisation helfen, doch "leider kam es dabei durch unterschiedliche Anforderungen und Prozesse zu Prüfungsengpässen" in Karlsruhe.
Zahl der Prüfungen nimmt in Karlsruhe zu
Die Probleme seien aber "überwiegend behoben", so der TÜV weiter. In der Niederlassung Karlsruhe werden pro Jahr rund 58.000 Fahrerlaubnisprüfungen in Theorie und Praxis durchgeführt, bis Ende September waren es mit 44.800 Prüfungen 3,2 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Mittlerweile hat sich die zuständige Aufsichtsbehörde, das Verkehrsministerium Baden-Württemberg, eingeschaltet. Dessen leitender Pressesprecher gibt nun an, dass Ende September ein Gespräch stattgefunden habe, bei dem das Ministerium vom TÜV Maßnahmen zur Verbesserung der Situation eingefordert hat.
Mehr neue Prüfer sollen den bestehenden Stau abbauen
Dazu gehört die Einrichtung einer Beschwerdehotline, das Freigeben kurzfristig nicht genutzter Prüftermine als "Last-Minute-Prüfplätze" und mehr Termine für Theorie-Prüfungen. Bis Ende März muss der TÜV zudem mindestens fünf neue Prüfer einstellen und bis Februar 2019 soll die Software soweit überarbeitet sein, dass sie "voll funktionsfähig" ist.
Bei diesem Anlass wird nun auch Kritik an der Monopolstellung des TÜV laut. Nur hier dürfen Fahrprüfungen abgenommen werden, eine Alternative gibt es nicht. "Die sitzen nach wie vor auf einem hohen Ross. Fast wie eine öffentliche Behörde. Nur das es hier eigentlich eine Dienstleistung ist", heißt es so von einer Fahrschule. Eine andere Fahrschule unterstellt dem TÜV gar, dass sich der Konzern auf seiner Monopolstellung zu sehr ausruhe und den Service vernachlässige.

Verband verteidigt Monopolstellung des TÜV
Jochen Klima vom Fahrlehrerverband kann die bestehende Struktur der Prüfungen aber weitestgehend nachvollziehen: "Dass es nur eine Organisation gibt, die Fahrerlaubnisprüfungen abnehmen darf, ist der Verkehrssicherheit geschuldet! Der Gesetzgeber möchte damit vor allem vermeiden, dass verschiedene Prüforganisationen Fahrschulen als Kunden umwerben und dass dieser Konkurrenzkampf auf Kosten der Qualität der Prüfung geht und damit die Verkehrssicherheit unter die Räder kommt."
Seine Forderung: Der TÜV müsse von der Aufsichtsbehörde, also dem Verkehrsministerium, dazu gezwungen werden, trotz seines "Monopols" wie ein serviceorientierter Dienstleiter zu arbeiten. Diese Forderung habe das Ministerium nun als Folge auf die missglückte Umstellung der Prozesse im Juni Ende September formuliert. Den Fahrschulen bleibt die Hoffnung, dass der TÜV diese Kritik auch ernst nimmt.