Das Schild kostet 16 Euro, ein neuer Straßenbelag mindestens 40 Euro pro Quadratmeter. Diese Rechnung machten viele Städte und Gemeinden in Deutschland - und stellen jetzt lieber Schilder zur Geschwindigkeitsbegrenzung auf, anstatt die Schäden zu beheben.
Der ADAC Deutschland schätzt die Schäden allein auf Kommunalstraßen auf drei Milliarden Euro. Zum Vergleich: Ein "normaler" Winter richtet Straßenschäden von etwa einer Milliarde an, so geschehen die letzten drei Jahre.
"Solche Maßnahmen sind bedenklich"
Wiebke Dammann, Straßenbauexpertin des ADAC Deutschland in München bewertet diese Maßnahmen gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" als bedenklich: "Das ist ein Trend, den wir in ganz Deutschland beobachten. Statt zu reparieren werden Schilder aufgestellt und die Geschwindigkeit herabgesetzt."
Ganz hart hat es die Autofahrer in Hamburg erwischt. Dort bremsen plötzlich 120 neue Schilder die Fahrer auf beschädigten Straßen. In Berlin sei es schon Tradition, dass statt des Teer-Wagens der Lkw mit den Schildern vorfährt. Michael Wißing vom Senat für Stadtentwicklung in der Hauptstadt äußert sich in der "Süddeutschen Zeitung" besorgt: "Wenn das so weitergeht, ist bald ganz Berlin eine einzige "Tempo 30-Zone."
Keine neuen Geschwindigkeitsbegrenzungen in Karlsruhe
Doch die Karlsruher Autofahrer können aufatmen. "Solche Maßnahmen sind in Karlsruhe nicht geplant", so ein Sprecher von der Straßenverkehrsstelle. "Ab und zu kommt wieder ein Schlagloch hinzu, aber im Großen und Ganzen haben wir die Situation im Griff."
Die Stadt Karlsruhe sei an der Reparatur der beschädigten Straßen. Vereinzelte Straßen mussten zwar in der Vergangenheit für kurze Zeit gesperrt werden, doch derzeit sei die Lage gut.
ADAC Nordbaden: "Geld der Steuerzahler wird nicht fachgerecht eingesetzt"
Dies befürwortet Philipp Kabsch, Leiter der Verkehrsabteilung im ADAC-Nordbaden, und warnt davor, dass die Sicherung schlechter Straßen durch Beschilderung nicht zur Gewohnheit werden darf. "Neben einer erhöhten Unfallgefahr aufgrund einer schlechten Fahrbahnoberfläche steigt auch der Lärmpegel, was vor allem die Anwohner betrifft."
Kabsch weiß warum die "Notlösung" für viele Kommunen dennoch attraktiv ist: "Schilder aufstellen ist kostengünstiger als die Schäden beseitigen zu lassen. Und da die Kassen leer sind, wird hier gespart."
Verständnis hat er dafür aber nicht: "Dies ist besonders ärgerlich, da der Kraftfahrer jedes Jahr über Kfz-Steuer, Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer auf die Mineralölsteuer ungefähr 53 Milliarden Euro zahlt. Davon werden aber nur rund 17 Milliarden Euro für die Straße verwendet." Geld für eine fachgerechte und dauerhafte Instandsetzung wäre also vorhanden. Es werde nur leider nicht für die Straße verwendet, so Kabsch.
Alternative Verfahren fördern
Für eine Reparatur sieht er auch Alternativen: "Es gibt bereits Methoden und Verfahren, wie zum Beispiel Dünne Schichten im Kalteinbau oder das "Rhinopatch-Verfahren", die je nach Schadensbild sehr gut geeignet sind, um die Straße wieder in Stand zu setzen."
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