Werner versteht seinen Vorschlag als "Idee, mit der gängige Denkschablonen in unserer Gesellschaft überwunden werden können". Sein Engagement sei in erster Linie ein "Kulturimpuls", er selbst habe "kein eindeutiges Modell oder ein System", wie das Grundeinkommen umzusetzen sei. Er sei jedoch davon überzeugt, dass es in unserer "fremdversorgerischen Überflussgesellschaft" darum gehe, die Verkoppelung von Arbeit und Einkommen zu lösen. Die Rede vom "Recht auf Arbeit" stamme aus der Selbstversorgungswirtschaft des 18. Jahrhunderts, die durch ein "Recht auf Einkommen" ersetzt werden müsse.
Vorschläge zum Grundeinkommen mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen gibt es inzwischen in allen Parteien. Das Konzept der "Grünen Grundsicherung", vorstellt von einem seiner Mitherausgeber, Thomas Poreski (Reutlingen), besticht durch die Integration liberaler und libertärer Positionen. Es sei, so Poreski, kein Ersatz für Hartz IV, sondern ein unbürokratisches Steuer- und Transfersystem, das für die Mehrheit der Bevölkerung ein deutlich höheres Nettoeinkommen bringe als heute. Ein zukunftsfähiger Sozialstaat könne sich nicht auf eine Reparatur von Hartz IV beschränken.
Thomas Poreski, Götz Werner und Akademiedirektor Siegfried Strobel (v.l.n.r.) (Foto: Stieber) |
Auch Claus Schäfer vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) der Gewerkschaften (Düsseldorf) beurteilte das Grundeinkommen als ein "humanes emanzipatorisches Projekt, das einer demokratischen Gesellschaft gut anstünde". Dennoch gab er sich sehr skeptisch: Es sei zu befürchten, dass die Einführung eines Grundeinkommen angesichts der notwendigen Finanzmasse den bisherigen Sozialstaat und letztlich die gesamte Volkswirtschaft zerstöre.
Von den sozialethischen Bedingungen eines bedingungslosen Grundeinkommens sprach der Theologe Torsten Meireis (Münster). Das Grundeinkommen sei "weder eine Schnellstraße zur Lösung aller aktuellen wirtschafts-, arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Probleme noch gar ein Wundermittel zur Herstellung des universalen Wohls". Bei einer entsprechenden Gestaltung könne es aber "ein nützliches Instrument in der Ermöglichung guten Lebens in christlicher Perspektive sein".