Zu Beginn der Suche, da hat man noch Ansprüche. 20 Quadratmeter müssen es schon sein, aber nicht zu teuer und nicht so weit weg vom Stadtkern. Da, wo was los ist eben. Top-Motiviert und überzeugt, schnell etwas zu finden - kann ja nicht so schwer sein - surfe ich zu Wohnungsbörsen wie wg-gesucht.de und studenten-wg.de. Angebote gibt es hier reichlich, allerdings halten die längst nicht immer, was sie versprechen.
WG Nummer eins entpuppt ich als Enttäuschung. Man guckt, man sitzt, man plaudert. "Und, was machst du so?" Hätte ich da schon gewusst, wie oft ich herunterleiern darf, dass ich studiere und arbeite und sonst... was man eben so macht als (ähm, pflichtbewusster) Student, wäre meine Motivation schon mal in den Keller gegangen. So aber trug ich mich frohen Mutes in eine Liste von gefühlten 1000 anderen Interessenten ein (Blatt Nummer 5, beidseitig beschrieben, ganz unten).
Wir brauchen: Toaster, Backofen, Nintendo Wii!
"Klar, wir melden uns auch, wenn du die Wohnung nicht bekommst, auf jeden Fall" - Nicht! Keiner meldet sich! Alle sagen es, immer und grundsätzlich, wie eine von WG-Castern geheim einstudierte Schlussformel. Ich habe nicht ein einziges Mal eine Nachricht bekommen. All die Zeiten des Bangens und Wartens, alles umsonst. Aber wenn ich ehrlich bin - ich kann froh sein, dass sich viele nicht gemeldet haben!
Ich habe viel gesehen auf meiner Suche: Bad ohne Fenster, Bad ohne Dusche, Dusche in der Küche (ja, wirklich!). Irgendwann sinken die Ansprüche von ganz alleine - auf unschön-ernüchternde Weise: "Hey, zwölf Quadratmeter - wenn man platzsparend einrichtet, passt das schon."
Aber ein gewisses Grundniveau konnte ich mir doch nicht völlig abgewöhnen. Wenn ich Angst bekomme, sobald ich eine Küche betrete, ist das schon mal ein schlechtes Zeichen. Ganz abgesehen von der Todesangst, etwas zu essen, das aus dieser Küche stammt. Auch die freundliche Aufforderung: "Bring nen Toaster mit" habe ich gehört. Ich hätte einen Toaster gehabt, gebracht hat es aber nichts. Dabei ist der Toaster zwar ein Klassiker, darf aber gerne beliebig durch Mikrowelle, Backofen (hab ich fünf Stück von im Keller - wer nicht?) oder Nintendo Wii ersetzt werden.
Nee, Dankeschön...
Viel Grundsätzliches habe ich herausgefunden: Wenn etwas echt günstig ist, dann hat das meistens einen echt guten Grund! Ich trat ein in mein potenzielles zukünftiges Reich - 20 Quadratmeter und Fensterfront. Problem: Der Vormieter hatte ein eher beschränktes Verständnis von Hygiene. Ein Bett oder einen Schrank konnte ich nicht sehen, es war allerdings auch stockduster, denn alle Rolläden waren heruntergelassen. Ich konnte einen schwarzen Berg mit so etwas wie Kleidung ausmachen, darunter vermutete ich mal eine Schlafhöhle. Zentrum des Raumes war eine gigantische Videowand mit zwei Flachbildschirmen, blinkendem Zeug und davor ein Sessel, eingebettet in fünf Kilogramm Kartoffelchips - unverpackt auf dem Teppichboden.
Immerhin hätte es in diesem Zimmer Fenster gegeben, denn ohja, mir wurde auch ein fensterloses Zimmer angeboten. Ich lehnte dankend ab. Zumal scheinbar in diesem Zimmer, das als Durchgang zu anderen Räumen diente, genereller Hochbetrieb herrschte. Nee, Dankeschön...
Vorfreude auf das erste eigene WG-Casting
Nach allem Suchen, Erzählen, Schockiert sein, Enttäuscht sein und aller Frustration habe ich es geschafft - am Ende habe ich die beste WG der Welt gefunden. Und ich freue mich schon darauf, wenn ich selbst das erste Mal zum WG-Casting einladen kann. Ich bräuchte nämlich noch eine Mikrowelle.