Selbst im Zug herrschte gähnende Leere, weit mehr als die Hälfte der 400 Plätze blieben leer. Nicht einmal Projektgegner machten sich die Mühe zu kommen.
Oberbürgermeister Heinz Fenrich begrüßte die angereisten Politiker und Bahnvertreter in Karlsruhe und betonte erneut, dass er "sich in all seinen Ämtern für das Projekt einsetzt. Als Oberbürgermeister, als Vertreter der Magistrale und als Vertreter der regionalen Initiative 'Pro Stuttgart 21'." Erneut nahm Fenrich damit Bezug auf die Kritik der Grünen Gemeinderatsfraktion, dass er als Oberbürgermeister nicht für ein "Nein" bei der Volksabstimmung werben solle. Fenrich forderte erneut, dass die "Lücke in der Magistrale durch Suttgart21 und die Neubaustrecke geschlossen werden muss."
Bahnchef Grube weist Kritik zurück
Landrat Christoph Schnaudigel (CDU) zeigte sich verwundert darüber, "warum diejenigen, die sich sonst so für ÖPNV einsetzen, sich so massiv dagegen wehren." Für ihn ist es ein Projekt "Baden-Württemberg 21" und nicht nur auf Stuttgart begrenzt. Für Karlsruhe sei es eine historische Chance nicht nur Durchgangsbahnhof für Güterverkehr zu sein, sondern ein Verkehrsknoten für Nord-Süd und Ost-West im Personenverkehr zu werden, betonte der CDU-Fraktionschef Peter Hauk.
Bahnchef Rüdiger Grube versuchte sein besonderes Engagement für Stuttgart 21 zu erklären: "Ich wohne in Baden-Württemberg." Daneben seien aber Infrastrukturmaßnahmen in den Bereichen Energie und Verkehr entscheidend für ein Land. Kritik an Stuttgart wies Grube heftig zurück, denn die Bahn habe alles nachgewiesen, sowohl bei den Kosten als auch bei der Leistungsfähigkeit.
Wissenschaftler kritisieren Stresstest
Erst am Vortag hatten Wissenschaftler den Stresstest der Deutschen Bahn und des Verkehrsdienstleisters "sma" heftig kritisiert. Die Bahn habe beim Stresstest in 46 Punkten gegen ihre eigenen Betriebsrichtlinien und gegen Forderungen des Stresstests und einer realitätsnahen Fahrplansimulation verstoßen. So habe die Bahn etwa eine unrealistische Spitzenlaststunde zugrunde gelegt, Züge im Vor- und Nachlauf fehlten in der Auswertung. Auch bei den Verspätungen sei die Bahn von unrealistischen Werten ausgegangen, da Verspätungen auf einen Maximalwert begrenzt und mögliche größere Verspätungen von Zügen ignoriert worden seien, so die Wissenschaftler, die die Ergebnisse ihrer Analyse ins Internet gestellt haben.
Für Rüdiger Grube wurde schon viel zu viel Geld verschwendet. Er kritisierte die Ausgaben für die Schlichtung, für Polizeieinsätze und auch die acht Millionen Euro für eine Volksabstimmung sieht Grube als Fehlinvestition an. Hierfür erhielt Grube von den anwesenden Politikern und Bahnvertretern spontan Beifall.