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Karlsruhe: Stumme Zeugen aus vergangener Zeit: In Rüppurr steht ein Luftschutzbunker - mitten in einem Wohngebiet

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Stumme Zeugen aus vergangener Zeit: In Rüppurr steht ein Luftschutzbunker - mitten in einem Wohngebiet

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    Lüftungsöffnung für den Bunker.
    Lüftungsöffnung für den Bunker. Foto: Katherine Flatter

    Der Erste Weltkrieg ist vorbei und der Zweite gerade voll im Gange. Nach dem 25. August 1940, als die britische Royal Air Force die ersten Bomben auf Berlin abwirft, sollen laut des neu beschlossenen "Luftschutz-Sofortprogramms" alle Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern und kriegswichtigen Anlagen mit ausreichenden Luftschutzbunkern für die Bevölkerung ausgestattet werden.

    Und obwohl Karlsruhe diese Kriterien nicht erfüllt, gilt die Fächerstadt als besonders bombardierungsgefährdet. Der Grund: Sie hat im Ersten Weltkrieg einige Luftangriffe erlitten. So erhält die Stadt ab August 1941 elf Luftschutzbunker.

    Weniger Opfer dank der Bunker

    Diese dienten aber nicht nur dem Schutz, sondern hatten auch den Vorteil, dass sie die Bevölkerung zwangsweise zusammenbrachten, um miteinander für einen gemeinsamen Zweck zu arbeiten. Diese erfolgreiche Wirkung spiegelt sich auch in damaligen Zeitungsberichten wider.

    Luftangriff auf Karlsruhe am 2./3.9.1942 Reinhold-Frank-Straße/Ecke Viktoriastraße
    Luftangriff auf Karlsruhe am 2./3.9.1942 Reinhold-Frank-Straße/Ecke Viktoriastraße Foto: Stadtarchiv Karlsruhe/8/Alben 6/51b

    "Dank der vorbildlichen Disziplin der Bevölkerung ist die Zahl der Todesopfer verhältnismäßig gering", schreibt beispielsweise die Badische Presse am 3. September 1942, am Morgen nach dem ersten wirklich schweren Fliegerangriff auf die Fächerstadt. Bis zur Veröffentlichung der Zeitung gibt es bereits 52 Todesopfer, später steigt die Zahl auf 73 an. Doch nicht nur Dank der Leistungen der Bevölkerung, sondern auch der Sicherheit, die die Luftschutzbunker und -keller bieten, ist die Anzahl der Toten noch relativ niedrig geblieben.

    Bunker unter der Erde oder getarnt wie Wohnhäuser

    Die Luftschutzbunker in Karlsruhe waren entweder Hochbunker (mehrstöckige Bunker, wie zum Beispiel im Irisweg, in der Erzbergerstraße und Rheinhafenstraße) oder Tiefbunker (teilweise oder komplett unterirdisch wie in der Danziger Straße, Bernsteinstraße und Zeppelinstraße, oder im Haselweg und Panoramaweg).

    Luftangriff auf Karlsruhe am 2./3.9.1942 Blick auf den durch Spreng- und Brandbomben zerstörten Straßenzug mit Feuerwehrmännern und Löschwagen
    Luftangriff auf Karlsruhe am 2./3.9.1942 Blick auf den durch Spreng- und Brandbomben zerstörten Straßenzug mit Feuerwehrmännern und Löschwagen Foto: Stadtarchiv Karlsruhe/8/Alben 236/56

    Außer den Bunkern gab es hunderte von Luftschutzkellern im Stadtgebiet und im Durlacher Steinbruch, und entlang der Alb noch 13 Luftschutzstollen. Für die Planung war Stadtbaumeister Paul Brömme zuständig.

    Die Karlsruher Bunker weisen besondere architektonische Details auf - wie die "Fledermausgauben" am Bunker in der Erzbergerstraße - und plastischen Schmuck wie der Adler am Hochbunker in Daxlanden oder das Relief auf dem Hochbunker in Rüppurr. Walmdächer mit Ziegeln, wie einige der Hochbauten sie haben, hatten eine Tarnfunktion und ließen die Gebäude wie Wohnhäuser aussehen.

    Hochbunker Irisweg in der Gartenstadt Rüppurr

    Wie die meisten großen Luftschutzbunker wurde auch der Hochbunker Irisweg mitten in einer Wohnsiedlung gebaut, um bis zu 520 Bewohnern der Gartenstadt im Falle eines Luftangriffs eine sichere Schutzmöglichkeit zu bieten. Das Besondere: Auch heute noch steht der Bunker vollkommen unbeschädigt zwischen Irisweg und Wickenweg.

    So sieht der Bunker heute aus.
    So sieht der Bunker heute aus. Foto: Katherine Flatter

    Wie auch bei anderen Bunkern in der Fächerstadt verfügt der unscheinbare Rüppurrer Bunker über ein Tarndach und Fensteröffnungen, um den Eindruck eines großen Wohnhauses vorzutäuschen. Typisch sind auch die Lüftungsöffnungen und Portale, die für die damalige Bauweise charakteristisch sind. Teilweise wurden Bunker in den 1980er Jahren für den Kalten Krieg umgebaut, was man hier auch teilweise an den Türen erkennt.

    An der Seite des Bunkers hängt ein großer Relief: eine typische Symbolik des Dritten Reichs. Ein halbnackter germanischer Krieger mit Lanze, der Kämpfer und Beschützer, hält ein Schild gegen eine Luftattacke und behütet dabei die Frau und das Kind, die die Heimat symbolisieren.

    Das Relief vor dem Bunker in Rüppurr.
    Das Relief vor dem Bunker in Rüppurr. Foto: Katherine Flatter

    Bunker dient heute als Lagerraum

    Dazu symbolisiert die Frau Mutter und Gebärerin neuer Kämpfer. Trotz der heroischen Darstellung des Reliefs ging es jedoch hier nicht um ein Angreifen auf den Feind, sondern um den Schutz der heimatlichen Infrastruktur und der Zivilbevölkerung im Kriegs- oder Verteidigungsfall.

    Im Bunker.
    Im Bunker. Foto: Katherine Flatter

    Funktionierende Schutzräume gibt es in Karlsruhe keine mehr. Auch diese Anlage in Rüppurr wird nicht mehr instand gehalten oder gewartet. Die meisten Anlagen sind aus der Zivilschutzbindung entlassen und an die Eigentümer übergeben. Der Hochbunker Irisweg wurde allerdings noch nicht entwidmet. Das imposante Gebäude dient heute teilweise als Lagerraum und Atelier für Künstler.

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